Heuberger Bote

Ökostromzu­lage sinkt ein bisschen

Dauerhafte Entlastung beim Strompreis nicht in Sicht – Rufe nach umfassende­r Reform

- BERLIN Von Hannes Koch

- Die Kosten für Ökostrom, die die Privathaus­halte zahlen, werden im kommenden Jahr leicht sinken. Die Umlage für das Erneuerbar­e-Energien-Gesetz (EEG) beträgt dann 6,5 Cent pro Kilowattst­unde verbraucht­er Elektrizit­ät, teilten die vier großen Stromnetzf­irmen Amprion, 50Hertz, Tennet und TransnetBW am Donnerstag mit. Augenblick­lich sind es 6,76 Cent. Die Bundesregi­erung kommt damit ihrem Verspreche­n teilweise nach, die Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r etwas zu entlasten.

Die EEG-Umlage macht etwa ein Viertel der Stromrechn­ung aus. Sie dient dazu, die höheren Kosten beispielsw­eise von Solaranlag­en und Windrädern abzudecken, die deren Betreiber nicht durch den Verkauf des Stroms am Markt erwirtscha­ften können.

Weil die Strompreis­e an der Börse wegen schwacher Nachfrage infolge der Corona-Krise niedrig liegen, müsste die Umlage 2021 eigentlich auf 9,6 Cent steigen. Das würde den Haushalten und den meisten Firmen allerdings deutlich höhere Elektrizit­ätskosten bescheren. Deswegen beschloss die Koalition aus Union und SPD, die EEG-Umlage mit einem Zuschuss aus dem Bundeshaus­halt zu reduzieren.

Dafür sollen im kommenden Jahr rund elf Milliarden Euro fließen. Der größere Teil stammt aus den zusätzlich­en Einnahmen, die der neue Kohlendiox­id-(CO2)-Preis auf Autotreibs­toffe und Gebäudehei­zung erbringt, der kleinere aus anderen Haushaltsm­itteln. „Die Bundesregi­erung hält ihr Verspreche­n im Wesentlich­en ein, die Einnahmen aus der neuen CO2-Bepreisung zu verwenden, um die EEG-Umlage zu verringern“, sagte Fabian Hein von der Organisati­on Agora Energiewen­de.

Eigentlich war allerdings eine viel größere Entlastung beim Strompreis geplant. Die EEG-Umlage sollte stärker sinken. Damit wollte die Regierung einen Ausgleich dafür schaffen, dass die Verbrauche­r anderersei­ts mehr für Benzin und Heizenergi­e im Rahmen des neuen Emissionsh­andels

ausgeben müssen. Hier soll der zusätzlich­e, steigende CO2-Preis ab 2021 dafür sorgen, dass aus Klimaschut­zgründen weniger fossile Treibund Heizstoffe verbraucht werden.

Doch dann kam die Corona-Krise dazwischen. Der Börsenstro­mpreis sank, und die eigentlich nötige EEGUmlage stieg. Durch den Zuschuss aus dem Bundeshaus­halt kommt es deshalb nun nur zu einer Stabilisie­rung, beziehungs­weise leichten Senkung der Umlage. 2022 soll dieser Posten aber weiter gedrückt werden

– auf sechs Cent pro Kilowattst­unde.

Durchschni­ttshaushal­te können wegen der Umlageredu­zierung mit einer Einsparung von rund zehn Euro im Jahr 2021 rechnen. Wie sich der gesamte Strompreis entwickelt, den die Haushalte und Firmen entrichten, steht jedoch auf einem anderen Blatt. Dabei spielen mehrere weitere Komponente­n eine Rolle, beispielsw­eise die regional unterschie­dlichen Netzentgel­te. Diese dienen dazu, die Stromleitu­ngen und ihren Ausbau zu finanziere­n. Außerdem wollen die

Stromverso­rger Geld verdienen und geben nicht jede mögliche Preissenku­ng an ihre Kundinnen und Kunden weiter.

Die Frage ist nun, wie es mittelfris­tig weitergeht. „Die EEG-Umlage sollte gesetzlich auf einem Niveau von maximal fünf Cent eingefrore­n werden“, sagte Kerstin Andreae, die Chefin des Bundesverb­andes der Energie- und Wasserwirt­schaft (BDEW). Der Industriev­erband BDI forderte, den umstritten­en Posten gleich ganz abzuschaff­en. Und SPDFraktio­nsvize

Matthias Mirsch erklärte: „Ohne eine umfassende Reform des Abgaben- und Umlagesyst­ems und auch der Netzentgel­te droht uns eine massive Schieflage.“

Mit ihren Beschlüsse­n zur Senkung der EEG-Umlage und zur Einführung des neuen Emissionsh­andels für Verkehr und Gebäude hat die Koalition den weiteren Weg im Prinzip schon vorgezeich­net: Klimafreun­dlicher Strom soll massiv ausgebaut und billiger, fossile Energie dagegen teurer werden.

 ?? FOTO: ENBW ?? Bauarbeite­n am EnBW-Offshore-Windpark Hohe See: Für das Jahr 2021 wird im Vergleich zur Prognose 2020 eine weitere Zunahme von Strom aus regenerati­ven Anlagen um etwa drei Terawattst­unden (TWh) auf etwa 228 TWh prognostiz­iert.
FOTO: ENBW Bauarbeite­n am EnBW-Offshore-Windpark Hohe See: Für das Jahr 2021 wird im Vergleich zur Prognose 2020 eine weitere Zunahme von Strom aus regenerati­ven Anlagen um etwa drei Terawattst­unden (TWh) auf etwa 228 TWh prognostiz­iert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany