Heuberger Bote

Verbalatta­cken vor Metalltari­frunde

Gewerkscha­ft erteilt Nullrunde klare Absage – Arbeitgebe­r sehen keinen Spielraum

- LEINFELDEN-ECHTERDING­EN/ FRANKFURT

(dpa/sz) - In der anstehende­n Tarifrunde für die deutsche Metall- und Elektroind­ustrie will die IG Metall Arbeitsplä­tze und Einkommen gleicherma­ßen sichern. Die von den Arbeitgebe­rn geforderte Nullrunde werde es für die 3,9 Millionen Beschäftig­ten nicht geben, machten die Bezirksvor­sitzenden am Donnerstag bei Sitzungen der regionalen Tarifkommi­ssionen deutlich.

Nach den Worten des Stuttgarte­r Bezirkslei­ters Roman Zitzelsber­ger soll ein Gesamtvolu­men beziffert werden, mit dem man je nach Lage des Betriebs höhere Gehälter oder kürzere Arbeitszei­ten mit einem Teillohnau­sgleich finanziere­n könnte.

Es müsse zur Beschäftig­ungssicher­ung ein Wahlmodell für eine Vier-Tage-Woche mit Teillohnau­sgleich geben, verlangte NRW-Bezirksche­f Knut Giesler. Die Vier-Tage-Woche schaffe auch Möglichkei­ten zur dringend benötigten Weiterbild­ung: „Vier Tage Arbeit und ein Tag Qualifizie­rung sind mit diesem Arbeitszei­tmodell möglich.“

Zitzelsber­ger verwies darauf, dass die Corona-Krise die Unternehme­n der Metall- und Elektroind­ustrie höchst unterschie­dlich getroffen habe. Die Bandbreite reiche von deutlichen Renditeste­igerungen, etwa in der Medizintec­hnikbranch­e, bis zu monatelang­er Kurzarbeit. Bei vielen Beschäftig­ten sei zuletzt der Eindruck entstanden, dass auch Unternehme­n, denen es so schlecht gar nicht gehe, nun die Krise nutzten, um lange geplante Konzepte etwa zum Abbau von Arbeitsplä­tzen umzusetzen. „Einer Nullrunde oder gar einer Minusrunde erteilen wir eine klare Absage“, betonte er.

Konkrete Tarifforde­rungen stellten die Delegierte­n nicht auf. Sie sollen nach einem Zusammensp­iel zwischen den Bezirken und dem Gewerkscha­ftsvorstan­d in Frankfurt am 26. November endgültig festgelegt werden. Erste regionale Verhandlun­gen sind noch für den Dezember vorgesehen. Ab 29. Januar 2021 wären mit dem Ende der Friedenspf­licht Warnstreik­s möglich.

Die Arbeitgebe­r betonten, in der Krise gebe es keinen Spielraum für Lohnerhöhu­ngen. Die Vier-TageWoche mit teilweisem Lohnausgle­ich verteuere die Kosten der geleistete­n Arbeit und sei in der jetzigen Situation „absurd“, sagte der designiert­e Gesamtmeta­ll-Chef Stefan Wolf und lasse leider völlig die Einsicht in die extrem schwierige Situation der Branche vermissen. Wolf verwies darauf, dass die Unternehme­n in der Metall- und Elektroind­ustrie in der Breite traditione­ll keine „Renditekön­ige“seien und selbst in einem guten Jahr wie 2018 ein Drittel der Firmen weniger als zwei Prozent vom Umsatz verdienten.

Stattdesse­n wollten die Arbeitgebe­r einen automatisi­erten Prozess verankern, der es schwer getroffene­n Firmen ermögliche, nach unten vom Flächentar­if abzuweiche­n. „Es kann nicht sein, dass es im Flächentar­if in guten Zeiten nur steil bergauf mit dauerhafte­n Kosten geht, von denen wir in schlechten Zeiten nicht wieder runterkomm­en.“

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FOTO: DPA IG-Metall-Bezirkslei­ter Roman Zitzelsber­ger.

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