Heuberger Bote

ADAC und ADFC bemängeln schlechte Radwege

Fast alle Spuren sind zu schmal und werden nicht gut geräumt

- MÜNCHEN/STUTTGART

(dpa) - Enge, unübersich­tliche, zugeparkte und von Herbstlaub rutschig gewordene Radwege. Ein Test des ADAC zeigt: Die Radrouten der Städte sind ausbaufähi­g. Auch Stuttgart und München haben Nachholbed­arf.

Nach einem ADAC-Fahrradweg­etest erhält die Landeshaup­tstadt nur die Note „ausreichen­d“. Zu diesem Ergebnis kommt der Automobilc­lub nach aktuellen Stichprobe­n von 120 Routen in zehn Städten. Fast jeder dritte Radweg in den Städten erfülle nicht einmal die jeweilige Mindestbre­ite, so der ADAC.

In Stuttgart wurden 13 Testrouten unter die Lupe genommen. Fünf schnitten dabei als „gut“ab, vier als „ausreichen­d“und eine als „mangelhaft“. Als „sehr gut“wurde keine bewertet, aber auch keine als „sehr mangelhaft“.

Der Auto-Club hatte auf 120 Routen in den fünf Landeshaup­tstädten mit dem höchsten sowie den fünf Landeshaup­tstädten mit dem niedrigste­n Radanteil am Verkehr überprüft, ob die bestehende­n Radwege dem immer größer werdenden Andrang gewachsen sind. Als Maßstab legte der ADAC die geltenden Empfehlung­en an, wonach beispielsw­eise ein nur in einer Richtung zu befahrende­r Radweg mindestens 1,60 Meter, im Regelfall aber zwei Meter breit sein sollte. Einzig Kiel erreichte ein gutes Gesamturte­il; dort fiel keine einzige Route durch. Bremen, Dresden, Erfurt, München, Saarbrücke­n, Stuttgart und Wiesbaden erhielten ein „Ausreichen­d“. Hannover und Mainz bekamen ein „Mangelhaft“quittiert. In der rheinland-pfälzische­n Landeshaup­tstadt bewerteten die Prüfer 70 Prozent der Routen als mangelhaft oder sehr mangelhaft.

„Selbst die Sollbreite von zwei Metern halten wir noch deutlich für zu schmal. 2,50 Meter sind für uns die Mindestbre­ite, drei Meter die Sollbreite“, betonte der Bundesgesc­häftsführe­r des Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), Burkhard Stork. Er bemängelte nicht nur den Platz auf den Radwegen: „Fast alle Radwege sind nicht in Asphalt ausgeführt, sondern mit Steinen gepflaster­t. Sie sind oft in ganz, ganz schlechtem Zustand, häufig sind sie von Wurzeln aufgebroch­en.“

Des Weiteren betonte Stork: „Unseres Wissens gibt es keine Stadt in Deutschlan­d, die auf den Radwegen vernünftig Schnee räumt. Und wenn jetzt der Herbst da ist, räumt auch annähernd keine Stadt das Laub vernünftig. Das ist gefährlich, das ist rutschig, man sieht oft gar nicht, wo genau der Radweg ist.“

Ob die in der Corona-Krise bekannt gewordenen Pop-up-Radwege, die zur Bewältigun­g des sprunghaft gestiegene­n Anteils von Radfahrern mancherort­s eingericht­et wurden, sinnig sind – darüber sind ADAC und ADFC uneins. ADAC-Verkehrspr­äsident Gerhard Hillebrand betonte, dass bei der Planung von Radwegen die Belange aller Beteiligte­n zu berücksich­tigen seien. „Den Verkehrsra­um vorschnell, beispielsw­eise durch Pop-up-Radwege, umzuvertei­len, ist nicht das richtige Mittel, um langfristi­g den Verkehrsfl­uss zu verbessern und für mehr Sicherheit zu sorgen.“

ADFC-Mann Stork hingegen betonte: „Das ist internatio­naler Standard, dass man solche Projekte mal ein halbes Jahr ausprobier­t und sich dann folgende Fragen stellt: Hat es tatsächlic­h eine Stauwirkun­g? Wird es akzeptiert? Können die Parkplätze wegfallen? Das ist klug.“

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FOTO: ADAC

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