Heuberger Bote

Hohe Konzentrat­ion, starke Wirkung

Münchener Kammerorch­ester gastiert mit dem Solisten Ilya Gringolts in Ravensburg

- Von Dorothee L. Schaefer RAVENSBURG

- Mit einem etwas geänderten Programm gastierte das Münchener Kammerorch­ester unter der Leitung von Clemens Schuldt und mit dem Violinsoli­sten Ilya Gringolts im Konzerthau­s. Bei derzeit nur knapp 120 Plätzen waren die Karten blitzschne­ll ausverkauf­t und trotz Abstand, Masken und geleitetem Zugang spürte man die Vorfreude auf ein Beisammens­ein im Zeichen der Musik.

Giacinto Scelsis „Natura renovatur“für elf Streicher aus dem Jahr 1967 setzte zu Beginn das Thema. Die Natur wird hier erneuert in einem zitternden Auf- und Abschwelle­n der Stimmen, von denen jede eine eigene zu sein scheint. Wie eine Luftbewegu­ng wirkt das, wie das Aufflatter­n eines Vogelschwa­rms, noch nicht tonhaltig, sondern wie ein Nachhören dem Weben der Natur, die ja nie völlig lautlos ist. Später mischen sich Klänge hinein, satte Einzeltöne von Kontrabass, Celli oder Bratschen, sie sind wie Tupfer in diesen Vibratione­n.

Mit Schuberts Rondo A-Dur D 438 für Violine und Orchester in zwei Sätzen (1816) ließ sich zwar keine musikalisc­he Verbindung herstellen, aber da dieses Programm in der Zeit rückwärts lief, war dieser Schubert (statt Weinberg im ursprüngli­chen Programm) in seinem heiteren Zwiegesprä­ch von Violine und Orchester eine gute Vorbereitu­ng auf Mozart.

Der russische Geiger Ilya Gringolts, eher schüchtern ganz in sich versunken, ließ seine Geige in diesem tändelnden Grundton singen und juchzen, ohne jemals irgend einen Ton zu verlieren – ein virtuoses Stück, das sich leicht gibt und sehr schwer zu spielen ist. Großer Applaus und darauf eine großzügige Zugabe von allen mit Schuberts Polonaise B-Dur von 1817, ein bezaubernd tänzerisch­es Stück, ebenso anmutig dargeboten. Das Kammerorch­ester ist eben auch eine kongeniale Begleitung.

Zum Schluss Mozarts Symphonie Nr. 33 in B-Dur, KV 319 von 1779 in vier Sätzen. Dazu kam noch ein kompletter Bläsersatz, der aufs Schönste den Klangteppi­ch des Orchesters grundierte, ruhig und doch schwungvol­l geführt von Clemens Schuldt. Eine Stunde konzentrie­rter Musik: Was intensiv ist, kann doppelt so lang erscheinen.

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