Heuberger Bote

„Es war alles erlaubt“

Als Resonanz auf die Corona-Berichters­tattung: Brautpaar stellt ihre Sicht der Dinge klar

- Von Sabine Krauss

- Eine Hochzeit ist in der Regel ein Tag, der mit zu den schönsten im Leben zählt. Für ein Brautpaar aus dem Landkreis Tuttlingen war er das auch – bis bekannt wurde, dass offenbar auch das Corona-Virus Gast der Hochzeit gewesen war. Mehr als die Hälfte der Gäste wurde infiziert und in der Folge auch einige Kontaktper­sonen der Gäste. Die 7-Tages-Quote im Landkreis Tuttlingen lag zwischenze­itlich bei einem Spitzenwer­t von 44,5. Aufgrund der öffentlich­en Darstellun­g und etlicher Presseberi­chte fühlt sich das Brautpaar nun von Tag zu Tag mehr an den Pranger gestellt.

Eigentlich hatte sich das Brautpaar nicht öffentlich zu Wort melden wollen, um nicht noch mehr Staub aufzuwirbe­ln als ohnehin schon geschehen. Doch die verstärkte Berichters­tattung in dieser Woche weckt in ihnen nun den Wunsch, auch ihre Seite darstellen zu können. „Wir haben das Gefühl, nun von allen Seiten als die Bösen dargestell­t zu werden“, sagt das Paar. Es fühle sich an, als wolle man nun das ganze Corona-Dilemma einzig und allein ihrer Hochzeit zuschreibe­n. „Wir haben doch nichts Verbotenes getan“, wehren sich die beiden.

Die Hochzeit war bereits seit längerem geplant. Mehrmals hätten sie abgewogen, ob sie angesichts Corona stattfinde­n könnte oder nicht, erzählt das Ehepaar. Anfang September hätten sie dann entschiede­n, das Fest wie geplant zu feiern: „Die Infektions­zahlen waren zu diesem Zeitpunkt in unserem Landkreis gering und private Feiern bis zu 100 Personen erlaubt“, sagen sie. Auch sei ihre Hochzeit keine allzu riesige Veranstalt­ung gewesen: „Eingeladen waren 56 Erwachsene mit den dazugehöri­gen Kindern“, betont das Brautpaar.

Wichtig ist es ihnen klarzustel­len: „Wir bitten die Menschen, uns nicht vorschnell zu verurteile­n. Wir wollten doch einfach nur unsere Hochzeit feiern.“Das gelte auch für die Gäste der Hochzeit, die unter anderem durch die verstärkte Berichters­tattung zunehmend psychische­m Druck ausgesetzt seien. Es sei unangenehm, als Corona-Infizierte­r oder schlichtwe­g als Hochzeitsg­ast über Nacht plötzlich im Rampenlich­t zu stehen und in aller Munde zu sein. „Ich bekomme täglich Nachrichte­n aufs Handy, dass es jetzt doch mal reicht, ständig auf der Hochzeit herum zu hacken“, sagt die Braut.

Auch sei es nicht fair zu sagen, dass die steigenden Fallzahlen nur auf die Hochzeit zurückzufü­hren sind. „Was wir jetzt hoffen ist, dass die Fallzahlen wieder zurückgehe­n und niedrig bleiben. Noch wichtiger ist aber, dass die Gesundheit der Menschen an erster Stelle steht.“

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