Spaichinger Augenarzt ist Professor
Dr. Andreas Schatz setzt auf eine ganzheitliche Augenmedizin.
- Er macht sich gut, der Namenszug, der da am Schild zur Praxis an der Angerstraße prangt: „Prof. Dr. med. Andreas Schatz“. Der Facharzt für Augenheilkunde darf sich mittlerweile Professor nennen. Voraussetzung dafür waren sechs Publikationen sowie eine Lehrleistung über zwei Jahre, erläutert der Spaichinger Mediziner.
Es gebe zwei Arten, um an eine Professur zu gelangen, sagt Schatz: den Weg, den er gewählt habe – oder aber eine Berufung zum Professor. „Dazu muss man jedoch an einer Universität arbeiten – und das wollte ich nicht, weil ich dann die Praxis in Spaichingen hätte aufgeben müssen.“Er habe keinen Lehrstuhl inne, sondern eine Lehrverpflichtung: Schatz unterrichtet 30 Stunden pro Semester in Stuttgart, verteilt auf zwei Blockpraktika und einen Wochenend-Untersuchungskurs. Und das alles unentgeltlich, so Schatz: Ihm sei es wichtig, den Kontakt zur Uniklinik zu pflegen und sein Wissen an Medizinstudierende zu vermitteln.
Dem Spaichinger wurde seine Profession quasi in die in Kasachstan stehende Wiege gelegt: Sein Vater ist der bis Mai praktizierende Trossinger Augenarzt Dr. Eduard Schatz. Dessen Arbeit habe er von Kindesbeinen an mitbekommen. Nach dem Abitur am Trossinger Gymnasium wurde er naheliegend zunächst Sanitätssoldat bei der Bundeswehr. Es folgte ab 2003 das Studium der Humanmedizin in Marburg und Tübingen mit dem Examen 2009. Mehr und mehr führte ihn sein Weg in die Fachrichtung seines Vaters – bis zur Doktorarbeit über Augenheilkunde zum Thema „Elektrophysiologie – das EKG für die Augen“und die erste berufliche Station als Assistenzarzt für Augenheilkunde an der Tübinger Uniklinik.
„Das Auge als zusammenhängendes Organ am Gehirn hat mich interessiert“, sagt der 39-Jährige. Durch die neurologischen Zusammenhänge könne man „am Auge ziemlich viel erkennen und auf andere Krankheiten schließen“. So lasse sich zum Beispiel ein Schlaganfall mit Hilfe einer Gesichtsfeld-Untersuchung „am Auge gut diagnostizieren“. Oder auch Erkrankungen der Schilddrüse anhand von Augenbewegungen.
2013 wechselte Schatz als Assistenzarzt an die Augenklinik des Stuttgarter Katharinenhospitals. Er machte den deutschen und europäischen Facharzt, wurde Oberarzt, dann leitender Oberarzt. 2017 folgte der Schritt zurück in die Heimat mit der Eröffnung der Praxis in Spaichingen. „Für mich war es kein Schritt zurück“, betont er. Ihn habe das Neue gereizt, „nach meinem Sinnbild etwas aufzubauen, wo es keine bestehenden Strukturen gibt“.
Ihm sei wichtig, dass er die Patienten vollständig versorgen könne als „Ansprechpartner für die konservative und operative Seite“. Nur ein kleiner Anteil der Augenärzte sei operativ ausgebildet, sagt der Vertreter einer ganzheitlichen Augenmedizin.
Seit März ist er zwei Tage die Woche im Operationssaal in Rottweil im eigenen OP-Zentrum im ParacelsusZentrum. Zuvor habe er am Schwarzwald-Baar-Klinikum operiert, aber dies sei problematisch gewesen ob der Logistik. „Das Verbrauchsmaterial musste man täglich hinbringen.“Überwiegend sei er in Spaichingen; die Arbeit an den zwei Praxis-Standorten hier und in der von seinem Vater übernommenen Trossinger Praxis teilt er sich mit dem aus Ägypten stammenden Dr. Ahmed Elmasry und dem in Saudi-Arabien gebürtigen Dr. Ammar Badahdah.
17 Mitarbeiter umfasst das Team – 14 medizinische Fachangestellte und drei Raumpflegerinnen. Auf 60 Stunden bringe er es in einer normalen Arbeitswoche, sagt Andreas Schatz.
Daneben hat er noch die Muße, in seiner Freizeit „viele Studien sowie die Dissertationen von zwei Doktoranden
zu betreuen“. Seit 2016 hat er eine Lehrverpflichtung als Privatdozent in Tübingen. „Um Privatdozent sein zu können, muss man 15 Originalpublikationen in internationalen Fachzeitschriften vorweisen können“, erläutert er. Er habe selbst wissenschaftliche Fragestellungen erarbeitet und seine Erkenntnisse veröffentlicht. Für seine Habilitation habe er in Tübingen einen wissenschaftlichen Vortrag halten müssen samt wissenschaftlichen Disputs, um die Habilitation zu verteidigen. Sein Spezialthema drehte er weiter: experimentelle Elektrophysiologie.
Um bei der ganzen beruflichen Belastung mal zu entspannen, verbringt Andreas Schatz „viel Zeit im Wald“mit seiner Frau Anna und den beiden Hunden. Und er treibt „sehr gerne Sport“– früher auf dem Fußballplatz bei der Spielvereinigung Trossingen, heute im Fitnessstudio.