Literaturtage trotzen Corona
Unter dem Motto „Weiterlesen“finden die Veranstaltungen dieses Jahr in Isny, Wangen und Leutkirch mit reduzierter Besucherzahl, auf Abstand und zum Teil digital statt
- Trotz Corona starten in Isny, Wangen und Leutkirch am Samstag die 37. BadenWürttembergischen Literaturtage zum ersten Mal in drei Städten. Lange war wegen der Pandemie unklar, ob sie in diesem Jahr überhaupt stattfinden werden. „Anfang des Jahres stand das noch in der Schwebe“, sagt Maren Zurlinden vom Landratsamt Ravensburg, die die Veranstaltung koordiniert. Doch mit einem Hygieneprogramm und „kreativen Formaten“trotzen die Veranstalter der Pandemie.
Einer von ihnen ist Karl-Anton Maucher, Fachbereichsleiter für Kultur der Stadt Leutkirch. „Wir haben gemerkt, dass das Buch in der Coronapandemie an Bedeutung gewonnen hat“, sagt er. In der Krise sei die Zahl der Veröffentlichungen nach oben geschnellt. Deshalb wollten die Veranstalter auch in diesem Jahr nicht auf die Literaturtage verzichten. Wegen Corona musste das Organisatorenteam allerdings das Programm den Verordnungen entsprechend umplanen, sagt Zurlinden. So habe man die Besucherzahl reduziert. An der Eröffnungsfeier am Samstag in der Festhalle Leutkirch dürfen beispielsweise statt 400 nur 99 Menschen teilnehmen. Damit trotzdem möglichst viele dem Event beiwohnen können, wird dieses ab 19.30 Uhr live aus der Festhalle in Leutkirch im Internet übertragen.
Für die übrigen der rund 150 Veranstaltungen müssen Besucher die Karten im Vorverkauf erwerben. Beim Gästeamt Wangen, der Touristinfo Leutkirch, der Isny Marketing GmbH sowie bei Reservix und unter www.reservix.de besteht dazu die Möglichkeit. Einige Veranstaltungen, wie „Rufus Beck liest aus der Bibel“am Freitag, 30. Oktober, sind allerdings schon ausverkauft.
Sorgen um eine Infektion müssen sich die Teilnehmer während der Veranstaltungen nicht machen, sagt Maucher: „Wir halten uns an die aktuellen Hygieneverordnungen.“Bereits beim Ticketkauf erfassen die Mitarbeiter die Daten der Besucher. Im Fall von offenen Veranstaltungen wie „Book a Look“werden die Personalien vor Ort aufgenommen.
Bis zu ihrem Sitzplatz müssen die Besucher eine Maske tragen. Zwischen den Plätzen herrscht der bekannte Mindestabstand. „Sektempfänge oder Get Togethers gibt es in diesem Jahr nicht“, sagt Maucher. Dafür hätten die Veranstalter laut Zurlinden andere Formate entwickelt, mit denen sich die Corona-Verordnungen einhalten lassen. Beispielsweise werden manche Veranstaltungen nicht in Hallen, sondern draußen an der frischen Luft stattfinden. „In allen drei Städten wird es auf den Marktplätzen jeweils einen offenen Lese-Pavillon geben, in dem unter anderem Autoren und PoetrySlammer auftreten“, berichtet Zurlinden. Ziel sei es gewesen, die Literaturtage
„so sicher wie möglich“zu gestalten. Damit wollen die Veranstalter nicht nur den Besuchern, sondern auch den Künstlern entgegenkommen. „Seit Beginn der Pandemie mussten wir als Kulturamt viele Kulturschaffende im Regen stehen lassen: Aufträge wurden abgesagt, Einkommen fielen weg - das alles finde ich ziemlich schrecklich“, sagt Maucher. Mit den Literaturtagen sollen Autoren aus der Region ihm zufolge nun endlich wieder Gelegenheit erhalten, vor einem Publikum aufzutreten.
Doch auch überregional bekannte Künstler wie den Literaturkritiker Denis Scheck, den Schriftsteller Wladimir Kaminer und die Schauspielerin Franziska Walser haben die Veranstalter für die knapp vierwöchige Veranstaltungsreihe gewonnen. Nicht ohne Hintergedanken, wie Maucher berichtet. „Wir wollen als Städte-Trio aus dem Allgäu zeigen, dass es bei uns überhaupt nicht provinziell zugeht“, erzählt er. Alle drei Städte hätten kulturell „viel zu bieten“. Zudem wollen sie durch ihre gemeinsame Teilnahme an den Literaturtagen das Gemeinschaftsgefühl untereinander stärken. „Das Ganze ist ein Netzwerkprojekt ohne Ellbogenmentalität“, ergänzt Zurlinden.
Schon 2009 hätten die Kulturämter Isny, Wangen und Leutkirch Pläne für eine gemeinsame Bewerbung geschmiedet. Das Kultusministerium habe den Vorschlag Zurlinden zufolge „von Anfang an wohlwollend gesehen“. Es fördert die Literaturtage mit 20 000 Euro. Den gleichen Beitrag steuert noch einmal jede der drei beteiligten Städte bei, sodass man auf einen Gesamtetat von 80 000 Euro komme.
Maucher hofft, dass diese Kultur des Entgegenkommens während der Veranstaltungen erhalten bleibt. „Am liebsten wäre es mir, wenn Isnyer, Wangener und Leutkircher sich während der Literaturtage aus ihrem Umfeld herauswagen und sich Veranstaltungen in den anderen beiden Städte anschauen“, sagt er.
Zeit haben sie dazu genug: Die 37. Baden-Württembergischen Literaturtage dauern bis einschließlich 14. November.
Geplant sind knapp 150 Veranstaltungen, darunter Lesungen, Poetry-Slams, literarische Spaziergänge, Literaturgespräche, Schulveranstaltungen und Schreibwettbewerbe. Offiziell los geht es damit am Samstag, 17. Oktober, um 19.30 Uhr mit einer Eröffnungsfeier in der Leutkircher Festhalle, die live übertragen wird. Die Literaturtage enden knapp vier Wochen später, am 14. November, mit einer Lesung des Autors Wladimir Kaminer in der Stadtbücherei Wangen, Start ist um 20 Uhr. Das Programm der 37. BadenWürttembergischen Literaturtage findet man im Internet unter ●» www.bwlt2020.de