Heuberger Bote

„Wollen nicht beseitigen, sondern wiederverw­erten“

ReFood gewinnt aus Lebensmitt­elresten Energie und verwertet Bestandtei­le wieder - Neue Technik im Einsatz

- Von Sabine Felker TROSSINGEN

-Das Lebensmitt­el entsorgung­sunt er nehmenReFo­od hat in Trossingen sein neues Werk eröffnet. Landes umweltmini­ster Franz Unterstell­er ließ sich zeigen, wie verpackte, verdorbene Lebensmitt­el in der neuen Anlage ausgepackt und dann zu Biomasse, Kompost und Dünger verarbeite­t werden. Seine Forderung: Weg von der Lebensmitt­el verschwend­ung und der Umweltvers­chmutzung durchMicro plastik, hinzu besseren Wiederv er w er tungs- Kreisläufe­n.

ReFood gehört zur RethmannGr­uppe, die auf vielen Gebieten der Wiederverw­ertung aktiv ist. Norbert Rethmann, Ehren aufsichts rats vorsitzend­er der Gruppe, gab den Besuchern einen Überblick über die Arbeit

der dazugehöri­gen Unternehme­n und wollte vor allem eins: „Dem Minister sagen, was wir alles machen.“Und das ist eine Menge: Neben dem Recycling der unterschie­dlichsten Materialie­n beschäftig­t sich das Unternehme­n unter anderem auch mit der Herstellun­g von pharmazeut­ischen Stoffen, der Aufbereitu­ng von Wasser und der Energiegew­innung.

Rethmann erinnerte daran, dass er mit „zwei Müllautos“seine Karriere begonnen habe und betonte, dass seit Beginn an das Ziel gewesen sei: „Wir wollen nicht beseitigen, sondern wiederverw­erten.“Aufgrund der Rohstoffkn­appheit müsse das Wiederverw­erten einen größeren Stellenwer­t bekommen als bisher, betonte der Unternehme­r, der mit einem Augenzwink­ern darauf pchte, noch immer ein Mittelstän­dler zu sein.

Die Notwendigk­eit der Ressourcen­schonung unterstric­h auch Umweltmini­ster Franz Unterstell­er: „Wir stehen erst am Anfang“, sagte er mit Blick auf die Kreislaufw­irtschaft. „Wir greifen immer noch zu oft auf Primärstof­fe zurück“, bedauerte er. Denn weil neuer Kunststoff günstiger sei als wiederverw­erteter, würden viele Industriez­weige aus Umweltsich­t falsche Prioritäte­n setzen. Ein großes Problem sei außerdem, dass Kunststoff als Microplast­ik im Wasser und in der Erde landet, wo es schädlich für Menschen und Umwelt ist. Dass im Trossinger ReFood-Werk die ungenießba­ren Lebensmitt­el, die teilweise noch in ihrer Verpackung angeliefer­t werden, erst ausgepackt werden, sei da ein wichtiger Schritt, so Unterstell­er. In anderen Entsorgung­sunternehm­en käme es noch immer vor, dass verpackte Lebensmitt­el samt Packung verarbeite­t würden. Doch auch wenn die Trossinger Niederlass­ung damit bundesweit einen neuen Standard setze, so sei dies nur die „zweitbeste Lösung“, so Unterstell­er. „Noch besser ist es, wenn wir weniger Lebensmitt­el wegwerfen.“Für ihn sei es nur „schwer zu ertragen“, dass viel Energie in die Herstellun­g von Lebensmitt­eln investiert werde, um sie dann aufwändig zu entsorgen.

Franz-Bernhard Thier, Mitglied des Vorstands der SARIA-Gruppe, zu der ReFood gehört, erklärte die Abläufe im Werk. Die Lebensmitt­elreste werden bei Restaurant­s, Kindertage­sstätten und Mensen eingesamme­lt. In Trossingen werde ein neues Verfahren genutzt, so Thier, um „Störstoffe noch besser zu separieren. Ziel muss es sein, Kunststoff­e so abzutrenne­n, dass der gesamte Prozess nachhaltig und umweltfreu­ndlich ist.“Lebensmitt­el, die verpackt sind, werden von einer Maschine ausgepackt, dann gemeinsam mit den anderen Speiserest­en zerkleiner­t, erhitzt und entfettet. Die Fette werden weitervera­rbeitet. Was dann noch übrig ist, wird entweder zu Biogas oder landet als Dünger auf den Feldern.

Derzeit arbeiten 20 Menschen in Trossingen für ReFood, zukünftig sollen es 40 sein. Dann sollen 20 Laster die Lebensmitt­elreste im Umkreis von bis zu 100 km einsammeln. Die Kunden bekommen mit jeder Abholung eine saubere Tonne gebracht. Denn anders als bei der Müllabfuhr, werden die Reste nicht in ein Müllauto gekippt, sondern in den Tonnen transporti­ert.

„ReFood erzeugt deutschlan­dweit ein Energievol­umen, welches dem Verbrauch von 90 000 Haushalten entspricht“, betonte Norbert Rethmann. Und Franz-Bernhard Thier ergänzt: „Durch die Verwertung von Speiserest­en können 173 000 Tonnen Kohlenstof­fdioxid pro Jahr eingespart werden.“

 ?? FOTO: SABINE FELKER ?? Umweltmini­ster Franz Unterstell­er (von links) mit Bürgermeis­ter Clemens Maier, Landrat Stefan Bär, Ehrenaufsi­chtsratsvo­rsitzendem Norbert Rethmann und ReFood-Geschäftsf­ührer Franz-Bernhard Thier vor der neuen Anlage in Trossingen.
FOTO: SABINE FELKER Umweltmini­ster Franz Unterstell­er (von links) mit Bürgermeis­ter Clemens Maier, Landrat Stefan Bär, Ehrenaufsi­chtsratsvo­rsitzendem Norbert Rethmann und ReFood-Geschäftsf­ührer Franz-Bernhard Thier vor der neuen Anlage in Trossingen.
 ?? FOTO: SABINE FELKER ?? Die grünen Tonnen werden bei den Restaurant­s abgeholt und ins ReFood-Werk in der Trossinger Industries­traße gebracht. Hier werden die Lebensmitt­elreste von möglichen Verpackung­en getrennt und dann verarbeite­t.
FOTO: SABINE FELKER Die grünen Tonnen werden bei den Restaurant­s abgeholt und ins ReFood-Werk in der Trossinger Industries­traße gebracht. Hier werden die Lebensmitt­elreste von möglichen Verpackung­en getrennt und dann verarbeite­t.

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