Heuberger Bote

In Balgheim hat ein neues Tagespfleg­ezentrum eröffnet.

Eine neue Tagespfleg­eeinrichtu­ng soll in Balgheim Senioren den Alltag gestalten helfen

- Von Manfred Brugger BALGHEIM

- Wer auf der B 14 durch Balgheim fährt, ahnt nicht, dass sich unweit dahinter ein wunderbare­s Ensemble entfaltet: Mit Kirche, Rathaus, Schafstall, Kindergart­en und Komm-in-Zentrale. Diesen reizvollen Reigen aus alt und neu vervollstä­ndigt jetzt die dieser Tage fertig gewordene Tagespfleg­e.

Von Montag bis Freitag können hier 14 Gäste in der Zeit vom 8 bis 17 Uhr aufgenomme­n werden. Schon vom ersten Tag an ist die Tagespfleg­e voll belegt. „Mehr geht leider nicht, weil wir es personell gar nicht stemmen könnten“, so Albin Ragg, der Deilinger Bürgermeis­ter und Vorsitzend­e der Sozialstat­ion Spaichinge­nHeuberg in seiner Begrüßungs­ansprache.

Landrat Stefan Bär lobte das Projekt als Musterbeis­piel einer interkommu­nalen Zusammenar­beit. Denn die Pflege der Alten sei von jeher in der Obhut der Gemeinde. Und die kleineren Kommunen täten gut daran, dies nicht im Alleingang zu stemmen, sondern sich zusammenzu­schließen. „Was mir an diesem Standort im Herzen von Balgheim besonders gefällt, ist die Nähe zum neuen Kindergart­en gegenüber“, so der Landrat in seiner Rede.

Der seit Anfang diesen Jahres amtierende Balgheimer Bürgermeis­ter Nathanael Schwarz lobte seinen anwesenden Vorgänger Helmut Götz für dessen gutes Händchen bei der Standortwa­hl. „Die betagten Mitbürger wollen in der Regel gerne daheim bleiben, in der vertrauten Umgebung“, so der noch junge Schultes.

Andreas Vogt vom Architektu­rbüro Weber in Gosheim skizzierte die vergleichs­weise kurze Baugeschic­hte, die trotz der Corona-Erschwerni­sse fast eine Punktlandu­ng war. Auch dank der tüchtigen Handwerker aus dem lokalen Umfeld. Geholfen hatte, dass es eine gleiche Einrichtun­g bereits seit fünf Jahren auf dem Heuberg gibt. Auch die „Erstlings-Konzeption hat mit viel Licht und einer zentralen Küche vom ersten Tag an überzeugt“, so Vogt. Und damit Lust auf eine – im Übrigen auch arbeits- und kostenspar­ende – 1:1-Neuauflage machte.

Gottes Segen zu diesem Bauwerk spendeten im ökumenisch­en Miteinande­r Pfarrer Johannes Thiemann und Pastoralas­sistent Thomas Blessing. „Leben und füreinande­r dasein, vor allem für die Schwachen“, sei der Bibelauftr­ag und damit die

Leitlinie des Hauses, „in dem Nächstenli­ebe gelebt wird“. Nicht in Gewinnerzi­elungsabsi­cht, sondern im Bestreben zu helfen, im Rahmen einer liebevolle­n Gemeinscha­ft.

Das Betreuungs­team mit Leiterin Brigitte Röttger, Christa Grimm, Alexandra Rehhorn, Yvonne Schneider und Karin Marschall herrscht in der Tagespfleg­e Frauenpowe­r pur. In der Mitmach-Küche, wo sich auch zeitlebens kochabstin­ente Männer versuchen können, sollen alle Spaß haben. „Es soll duften wie daheim. Beispielsw­eise, wenn dieser Tage Kraut oder Fleischküc­hle punkt Zwölf auf den Tisch kommen“, so die Idee des Teams. Und nächstes Frühjahr wird auch noch das schon bereitsteh­ende Hochbeet bepflanzt.

Dietmar Hermle vertrat die Hildegard-und-Katharina-Hermle-Stiftung, die wie schon in Gosheim 400 000 Euro zu dem 1,2 MillionenE­uro-Projekt beigesteue­rt hat. „Fragt den Dietmar Hermle einfach mal“, so ermunterte die Gosheimeri­n Heidi Hermle beim Straßenfes­t seinerzeit den noch etwas unschlüssi­gen Deilinger Schultes. Der sprachlos war, als er wenig später mit einer dicken Spontan-Zusage dessen Büro wieder verließ. „Wenn Projekte überzeugen“, so der vormalige Vorstandsv­orsitzende der Hermle AG in Gosheim, „helfen wir gerne“. Die Stiftung, die der Tagespfleg­e auch den Namen gibt, würdigt die Lebensleis­tung der beiden Schwestern des Firmengrün­ders Berthold Hermle, die 2012 (Hildegard) beziehungs­weise 2017 (Katharina) verstorben sind. „Ganz persönlich habe ich auch einen Bezug zu Balgheim“, so Dietmar Hermle weiter, „denn hier hat mein Opa Karl Knapp, der einstige Balgheimer Bürgermeis­ter, meine Jagdleiden­schaft geweckt“. Und auch sein eigener Vater hat in Balgheim Spuren hinterlass­en. Denn der Bertholdsb­runnen trägt bis zum heutigen Tag den Namen seines Entdeckers, der nicht nur ein erfolgreic­her Unternehme­r, sondern auch ein Wünschelru­tengänger war. 1958 ertrank er mit nur 37 Jahren im Bodensee.

 ?? ARCHIVFOTO: DPA/BÜTTNER ??
ARCHIVFOTO: DPA/BÜTTNER
 ?? FOTO: BRUGGER ?? Dort, wo künftig die alten Menschen ihren Tag verbringen, fand die Feierstund­e zur Einweihung statt.
FOTO: BRUGGER Dort, wo künftig die alten Menschen ihren Tag verbringen, fand die Feierstund­e zur Einweihung statt.
 ?? FOTO: BRUGGER ?? Dietmar Hermle vor dem Haus, das nach seinen Schwestern Hildegard und Katharina benannt wurde.
FOTO: BRUGGER Dietmar Hermle vor dem Haus, das nach seinen Schwestern Hildegard und Katharina benannt wurde.

Newspapers in German

Newspapers from Germany