Langer Samstag bleibt überschaubar
Corona drückt bei den Händlern und Bummlern in der Innenstadt stark auf die Bremse
- Ein verkaufsoffener langer Samstag mitten in der Corona-Pandemie – für viele Geschäfte in der Tuttlinger Innenstadt und in den Gewerbegebieten ist es eine überschaubare Aktion gewesen. Somit stellten zumindest die Abstandsregel und die Einhaltung der weiteren Hygienevorschriften keinerlei Probleme dar.
Bummeln und Einkaufen in vielen Geschäften in der Innenstadt bis 20 Uhr entwickelte sich zwar in der Corona-Zeit nicht zu einem Besuchermagneten, allerdings äußerten sich mehrere Einzelhändler über die Resonanz bei der Aktion des Handelsund Gewerbevereins ProTUT positiv.
Allen voran Kohler-Gehring. Herbstlich geschmückt öffnete das Lederwarengeschäft die Türen bis in die dunklen Abendstunden. „Es war einer der besten Tage, die wir dieses Jahr hatten“, erklärte Cornelia Sutter von Kohler-Gehring und bezeichnete für ihr Geschäft die lange Einkaufsmöglichkeit am Samstag als „Lichtblick“. Sie sei mit der Resonanz zufrieden gewesen und hätte „viele Auswärtige“begrüßen können. Allerdings sei ab 18 Uhr die Luft raus gewesen. „Eine gezielte Attraktion am Abend hätte vielleicht mehrere Leute zur späteren Stunde in die Innenstadt gelockt“, so Sutters Tipp.
Neben der Stadtkirche verkaufte das Gebäudemanagement für wirtschaftlich Benachteiligte (GWB) selbst hergestellten Apfelsaft und Dinnele und zeigte somit am Samstag Präsenz. Der Verkaufserlös kommt als Spende einem Projekt zugute: In Tuttlingen soll mit Spendengeldern das „Holzhäusle 2“entstehen, das Wohnungslosen zu menschenwürdigem Wohnraum verhelfen soll.
Der GWB-Vorsitzende Ulrich Manz zeigte sich zufrieden mit dem langen Samstag: „Es war überschaubar, aber ich bin nicht unzufrieden. Wir haben gute Gespräche geführt“, sagte Manz, dem aber auch die „gedämpfte Stimmung“aufgefallen sei. Als Kombi-Lösung verschenkte am gleichen Standort die lose Organisation „Omas und Opas für eine enkeltaugliche Zukunft“Bücher und nahm ebenso Bücherspenden entgegen.
Mit einem massenhaften Zulauf mitten in einer Pandemie hatte beim langen Samstag, der den coronabedingt abgesagten verkaufsoffenen Sonntag ersetzen sollte, ohnehin keiner gerechnet. Einzelne Pärchen und Familien schlenderten durch die Fußgängerzone, blieben an den Schaufenstern stehen, zogen ihre Masken hoch und durchstöberten die Läden.
In der Fußgängerzone um den Marktplatz ging es entspannt zu. Luftballons, Stände mit Wurst, Süßigkeiten und Crêpes erinnerten zumindest im Ansatz an den normalerweise im Herbst stattfindenden verkaufsoffenen Sonntag.
Rezzan Gülfil von der Boutique „Rezzis Loft“dehnte ihre Öffnungszeiten ebenso länger aus mit einem ähnlichen Fazit: „Überschaubar, aber zufrieden.“Stammkunden und viele Bekannte hätten bei ihr vorbeigeschaut: „Aber auch Auswärtige, Leute aus Tuningen und sogar aus der Schweiz“seien in ihren Laden gekommen – häufig auch als Pärchen. „Ich befürworte eine Wiederholung einer solchen Aktion auf jeden Fall, denn sie hat uns etwas gebracht“, sagte sie, gerade mit Blick auf das bevorstehende Weihnachtsgeschäft. Allerdings würde sie eher einen Sonntag bevorzugen.
Allgemein merke sie in der Corona-Pandemie, dass die Leute weniger in ihrer Boutique einkaufen. „Mich fragen die Leute, wo wir die neu gekaufte Kleidung anziehen sollen, da es ja keine Veranstaltungen oder ähnliches gibt“, beschrieb Gülfil die Corona-Situation und ergänzte mit Blick auf ihr Geschäft und den bevorstehenden Winter: „Ich kann es in der momentanen Situation aushalten und hoffe, dass sich die Lage nicht verschlechtert“.
Eine eher nüchterne Bilanz für den langen Samstag zog Lucas Fontana, Inhaber von „Vom Fass“: „Es war sehr wenig los. Es war schlecht. Auch wenn die Aktion auf einen Sonntag verschoben worden wäre, hätte es, denke ich, das gleiche Bild gegeben“, so seine Einschätzung. Dennoch ist er von einer Wiederholung nicht abgeneigt – gerade im Dezember. Seine Kunden hätten bisher immer Verständnis gezeigt, dass wegen Corona nur eine begrenzte Anzahl an Kunden sich im Laden aufhalten dürften und man andere bewusst reinbitten müsse, sagt Fontana. Das Arbeiten mit Maske erschwere allerdings die Arbeit, da sie ein Handicap darstelle. Dennoch: „Es funktioniert, aber halt gebremst.“