„Nicht alles, was nicht verboten ist, ist sinnvoll“
Zur Berichterstattung über den Corona-Ausbruch bei einer Hochzeit unter dem Titel „Es war alles erlaubt“vom 16. Oktober hat uns folgender Leserbrief erreicht.
Es geht nicht darum, jemanden an den Pranger zu stellen. Es wäre für das Brautpaar wahrscheinlich besser gewesen, nicht noch mehr „Staub aufzuwirbeln“und nun daran zu erinnern, dass ihre Hochzeitsfeier einer der Gründe für die steigenden Infektionszahlen in der Region ist. Denn nicht alles, was nicht ausdrücklich verboten ist, ist deshalb sinnvoll. Im Juni hatten wir bundesweit Infektionszahlen von unter 400 pro Tag – eine gute Basis, um eine zweite Welle zu verhindern. Im Herbst waren sie schon wieder stark gestiegen, wobei klar war, dass Urlaubsreisen ins Ausland und private Feiern zum Geschehen maßgeblich beigetragen haben.
Während für öffentliche Veranstaltungen strenge Hygieneregeln gelten, die überprüft werden können, gilt dies natürlich nicht für Veranstaltungen im privaten Bereich. Der liberale Rechtsstaat geht sehr vorsichtig mit Verboten und Einschränkungen um, da er sich auf Vernunft und Verantwortungsgefühl der Bürger verlässt bzw. verlassen muss. Abstand, Frischluft und ggf. Masken sind die drei besten Verbündeten, um das Virus auszuhungern. Wenn es nicht möglich ist, bestimmte Regeln auch bei privaten Feiern durchzusetzen, sollte besser die Familienfeier zeitlich vom Anlass getrennt werden.
Es wäre möglich gewesen, den Veitstanz der Aerosole in den Griff zu bekommen. Aber die leider weitverbreitete Unterschätzung des Virus führt nun zu wesentlich härteren Einschränkungen als es ursprünglich notwendig gewesen wäre.
Christine Treublut, Tuttlingen