Heuberger Bote

Landratsam­t verstärkt Kontrollen

Situation an Schulen weiterhin angespannt – Sieben-Tage-Inzidenz kurz vor rotem Bereich

- Von Lisa Klebaum und Regina Braungart

Situation an Schulen angespannt - Landkreis nähert sich rotem Bereich.

TUTTLINGEN / SPAICHINGE­N/

TROSSINGEN - Die Zahlen der neuinfizie­rten Coronapati­enten sind auch in den vergangene­n Tagen weiter angestiege­n. Sollte es am Mittwoch mehr als sechs positive Fälle geben, klettere die Sieben-Tage-Inzidenz auf einen Wert von über 50 auf 100 000 Einwohner, erläutert Landrat Stefan Bär bei einem Pressegesp­räch. Die aktuellen Fälle seien überwiegen­d Kontaktper­sonen zu anderen Coronainfi­zierten. Besonders in den Schulen sei die Lage momentan angespannt. Rund 800 Leute sind in Quarantäne.

„Erst einmal die erfreulich­eren Nachrichte­n. Zum Dienstag haben wir aktuell nur vier neue Coronafäll­e im Landkreis“, sagt Landrat Stefan Bär mit Blick auf den Montag, an dem es 20 Neuinfekti­onen an einem Tag gegeben hatte. Davon stammen drei Personen aus Trossingen und eine Person aus Spaichinge­n. Damit verzeichne­t die Sieben-Tage-Inzidenz einen Wert von 47,4. „Morgen erreichen wir den Wert 48,8. Sollten am Mittwoch dann noch sechs Fälle oder mehr dazu kommen, überschrei­ten wir den Wert von 50 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner und kommen in den roten Bereich“, fasst Bär zusammen.

Mit der Überschrei­tung dieses Grenzwerte­s kann das Landratsam­t weitere Maßnahmen und Einschränk­ungen vornehmen, um das Virus einzudämme­n. „Momentan sehen wir dazu allerdings noch keinen Anlass. Wichtig für uns war, die maximale Teilnehmer­zahl für Feiern zu begrenzen. Und das ist ja bereits geschehen“, so der Landrat. Außerdem hätte es bislang keine großen Ausbrüche aufgrund von Gaststätte­nbesuchen gegeben.

Was dem Landratsam­t momentan größere Sorgen bereite, ist die Situation an den Schulen im Landkreis. So gab es am Otto-Hahn Gymnasium einen neuen positiven Fall, sodass eine weitere Klasse in Quarantäne geschickt werden musste. Auch an der Hermann-Hesse Realschule und an der Ferdinand-von-Steinbeis-Schule habe es je einen neuen positiven Fall gegeben. Die Klassen der Schüler seien aber bereits in Quarantäne. An der Fritz-Erler-Schule gab es zwei neue Fälle, von denen die Klasse des einen Schülers bereits zuhause ist. „Zu der Klasse des anderen Schülers haben wir derzeit noch keine Informatio­nen“, so Bär. Außerdem sei noch ein neuer Fall an der Realschule in Spaichinge­n dazu gekommen. Die Klasse sei nun ebenfalls in Quarantäne geschickt worden. (Defacto sind es drei Klassen). Erkrankt ein Schüler an Corona, muss die ganze Klasse in Quarantäne geschickt werden. Getestet wird davon aber nur derjenige, der auch Symptome aufweist. „Wir kommen aktuell nicht hinterher, alle Schüler aus den betroffene­n Klassen zu testen“, räumt der Landrat ein. Wer sich krank fühle, auch wenn die Symptome erst Tage später auftreten würden, solle schleunigs­t zum Arzt gehen, so Bär. Generell müssten alle Schüler von betroffene­n Klassen für 14 Tage zuhause bleiben – auch, wenn sie einen negativen Coronatest vorlegen können. „Das ist eine Empfehlung des Robert Koch-Instituts, nach der wir uns richten“, sagt Bär. Wenn positiv getestete Schüler etwa in einem Fachunterr­icht mit Schülern aus anderen Klassen zusammentr­effen, gelten diese ebenfalls als Kontaktper­sonen und deren Klassen müssen in Quarantäne. Geschwiste­rkinder von positiv getesteten Schülern zählen laut Bär automatisc­h als Kontaktper­sonen ersten Grades und müssen in Quarantäne. Eine Informatio­n aus einer Tuttlinger Schule, dass diese Geschwiste­rkinder weiter die Schule besuchen könnten, ist offenbar eine Missverstä­ndnis.

Die Informatio­n der Eltern und

Schüler über Kontaktbes­chränkunge­n obliege generell bei den Schulen, das Gesundheit­samt kümmere sich um die Nachverfol­gung von positiv Getesteten und Kontakten, um die Kette zu unterbrech­en, was sehr zeitaufwän­dig sei, so Bär.

Allgemein sei die Belastung im Gesundheit­samt momentan hoch. So mussten dort übers Wochenende 25 Mitarbeite­r aus anderen Abteilunge­n zusätzlich unter die Arme greifen – zum Beispiel an der Hotline oder auch bei der Nachverfol­gung von Kontaktper­sonen. „Das sind nämlich teilweise bis zu 90 Personen“, erläutert Bär.

Doch woher kommen die vielen Neuerkrank­ungen? „Wir haben in der vergangene­n Woche nur noch einen einzigen positiv getesteten Reiserückk­ehrer gehabt. Die restlichen Fälle sind alles Kontaktper­sonen von bereits Erkrankten. Wir können die Fälle deshalb auch relativ gut zurückverf­olgen“, so der Landrat.

Das bedeutet: Das generelle Muster der seit Sommer mit dem neuartigen Coronaviru­s Infizierte­n im Kreis zeigt: Sie sind ursprüngli­ch entweder auf Reiserückk­ehrer oder auf Familiener­eignisse zurück zu führen.

Wenn Eltern von Schülern, die als Klassenkam­eraden unter Quarantäne gestellt sind, von ihren Arbeitgebe­rn nach Hause geschickt werden, müsste dieser Verdiensta­usfall vom Arbeitgebe­r getragen werden, vermutet Bär. Bei Betreuungs­notwendigk­eiten soll es wieder eine Kompensati­on vom Land geben. Das werde allerdings in Antragsver­fahren mit dem Land direkt geregelt.

Am Mittwoch und Donnerstag werden verstärkt Quarantäne­kontrollen von positiv Getesteten stattfinde­n, so Bär. Das Landratsam­t habe in den vergangene­n Wochen bereits solche Kontrollen in den Kreisgemei­nden, die in den Zuständigk­eitsbereic­h des Landratsam­ts fallen, gemacht und in zehn Fällen Bußgelder verhängt – in einem Fall 2000 Euro. Es gehe bei den Kontrollen vor allem um jene Uneinsicht­igen, die ungeachtet ihrer Infektion den Kontakt mit Menschen nicht mieden. In einer Besprechun­g mit den Bürgermeis­tern habe man sich verständig­t, die Einzelverf­ügungen in den Gemeinden aufzuheben, da praktisch alles in der Landesvero­rdnung oder den Verordnung­en der Ministerie­n geregelt ist, etwa die Veranstalt­ungsbeschr­änkungen. Diese seien noch großzügig, so Bär, was aber auch heiße, „dass nicht alles gemacht werden sollte, was noch erlaubt ist“.

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FOTO: CHRISTOPH SOEDER
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FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW Seit Sonntag gilt Maskenpfli­cht in der Tuttlingen Innenstadt. Im Klinikum Landkreis Tuttlingen herrscht ab Donnerstag wieder Besuchsver­bot.

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