Heuberger Bote

Zum Abschied gibt es Dosenbier

Hans-Jürgen Osswald sagt dem Bürgermeis­terdasein „Tschüss“und hinterläss­t gut aufgestell­te Gemeinde

- Von Winfried Rimmele

– Hans-Jürgen Osswald ist nach 16 Jahren als Rathausche­f der Gemeinde Neuhausen ob Eck verabschie­det worden. Den Song „An Tagen wie diesen“von den Toten Hosen, gespielt von der Band „Middle Ages“(Benny und Claudia Dett sowie Bernd Schröder) hatte sich Osswald ausgesucht, da die Toten Hosen bei seinem ersten Southside-Festival 2005, das er als Bürgermeis­ter der Gemeinde mit zu verantwort­en hatte, auftraten. Zahlreiche Bürgermeis­ter und Kollegen, Landrat Stefan Bär und Freunde und Weggefährt­en waren der Einladung in die Homburghal­le gefolgt, um sich von Osswald als Bürgermeis­ter zu verabschie­den.

Der erste Bürgermeis­ter-Stellvertr­eter Markus Seeh trat als erster ans Mikrofon, um einige Projekte in der Gesamtgeme­inde, die während der Amtszeit von Osswald verwirklic­ht wurden, ins Gedächtnis zu rufen. „Du hast in den letzten 16 Jahren nicht nur Gas, sondern Vollgas gegeben und dadurch die Gemeinde sehr weit vorangebra­cht“, sagte Seeh. Vor allem der Neubau des Rathauses, der Bau und die Fertigstel­lung der Umgehung der B 311 und damit verbunden die Umgestaltu­ng der Ortsdurchf­ahrt von Neuhausen ob Eck, der Bau des Mehrfamili­en- und Geschäftsh­auses am Rathauspla­tz, die Erweiterun­g des Gewerbegeb­ietes Filz sowie die optischen und qualitativ­en Änderungen der Ortsteile Schwandorf und Worndorf prägten die Amtszeit des Rathausche­fs Osswald und geben bis heute noch ein Bild für eine wachsende und gut aufgestell­te Gemeinde ab.

Selbst dann habe Osswald Rückgrat bewiesen, als politisch motovierte Anschläge auf das Wohnhaus und Drohungen gegen ihn und seine Ehefrau Ulrike und die Töchter Maria und Rebecca erfolgten. Mit Unterstütz­ung seiner Familie habe Osswald die sehr schwierige Zeit gemeistert. „Durch die enge und von gegenseiti­gem Respekt geprägte, vertrauens­volle Zusammenar­beit mit der Stadt Tuttlingen, die auch kurzzeitig einmal getrübt war, ist der Gewerbepar­k Take-off heute noch ein Vorzeige- und Erfolgsmod­ell, wofür uns viele Kommunen beneiden“, fuhr Seeh fort.

„Das Southside-Festival war für dich, aber auch für die ganze Gemeinde, immer ein herausrage­ndes Ereignis, welches du mit viel Herzblut als ,oberster Genehmiger’ möglich gemacht hast.“Mit Umsicht und verantwort­ungsvollem Handeln habe Osswald den tragischen Unfall eines tödlich verletzten Sanitäters, sowie das Unwetter, das im Jahre 2016 das Southside-Gelände und den Ortskern von Neuhausen mit voller Wucht heimsuchte, in Zusammenar­beit mit den Behörden wie Polizei und Feuerwehre­n und der Stadt Tuttlingen mit Bravour gemeistert. „Leider fiel dein letztes Southside-Festival als ,Festivalsc­hultes’ coronabedi­ngt aus“, sagte Seeh. Die Wohnungsba­upolitik sowie die Vereinsför­derung habe Osswald als ein Stück Sozialpoli­tik betrachtet. „Du hinterläss­t ein hervorrage­nd bestelltes Feld für deine Nachfolger­in Marina Jung. Du warst immer ein Vollblutsc­hultes, dem das Vorwärtsko­mmen der Gemeinde

sehr wichtig war“, schloss Seeh.

Landrat Stefan Bär sagte, dass Osswald sich enorm für Neuhausen und seine Ortsteile engagiert hatte und die Gemeinde zu dem gemacht habe, was sie heute sei – eine moderne, pulsierend­e, dynamische und lebenswert gut aufgestell­te Gemeinde. Um das Amt des Bürgermeis­ters auszufülle­n brauche es nicht nur einen starken Charakter, Fleiß, Elan und Einsatzber­eitschaft, sondern auch Mut. Auch den Mut zu streiten, wenn man von etwas überzeugt sei. Und man müsse Ziele vor Augen haben, für die sich der notwendige hohe Einsatz lohne, so Bär. Neuhausen strahle als Werbeträge­r im kulturelle­n Bereich weit über die Kreisgrenz­en hinaus. Neben dem Freilichtm­useum Neuhausen ob Eck sei vor allem das weltweit bekannte Southside-Festival zu nennen, so Bär weiter. Während dieser drei Tage im Jahr sei Neuhausen nicht nur die größte Gemeinde im Landkreis, sondern sei „die Metropole“. Deshalb beschloss die Landkreisv­erwaltung,

Osswald zum „größten Partymache­r des Landkreise­s“auszuzeich­nen und übereichte ein T-Shirt.

Kämmerer Artur Muschalek sprach als dienstälte­ster Verwaltung­smitarbeit­er im Namen der Belegschaf­t. Ein verständni­svoller Chef, ein Vorbild an Tatkraft, Fairness und Verantwort­ungsbewuss­tsein sei Osswald gewesen. „Wir werden dein umfassende­s Allgemeinw­issen, deine gewiefte Rhetorik, sowie deinen Humor und die Gradlinigk­eit vermissen“, sagte Muschalek. Weitere Lobesreden schlossen sich an.

Das letzte Wort hatte der scheidende Bürgermeis­ter selbst. Osswald bezeichnet­e seine Rede als Episodenro­man, teilweise chronologi­sch, tatsächlic­h bisweilen auch böse und ein klein wenig zynisch aber auch nachdenkli­ch, fast melancholi­sch und dabei den Dank nicht vergessend. „Es ist keine Abrechnung, bisweilen eher eine Hommage an meine eigene Bürgermeis­terzeit“, begann Osswald. Mit einem herzlichen Dank an seine Ehefrau Ulrike, seine beiden Töchter Maria und Rebecca, ohne die er weder die Amtszeit noch den Ausstieg geschafft hätte beendete Osswald seine Abschiedsf­eier. Anstelle des Stehempfan­gs hatte Osswald drei Paletten Dosenbier „5.0“(das beliebtest­e Getränk beim SouthsideF­estival) geordert, damit jeder Gast ein „Getränk to go“mitnehmen konnte.

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FOTOS: WINFRIED RIMMELE Hans-Jürgen Osswald dankt bei seiner Verabschie­dung in der Homburghal­le Tochter Rebecca (von links), Ehefrau Ulrike und Tochter Maria für den Rückhalt und die Unterstütz­ung.
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Landrat Stefan Bär überreicht Osswald als „Größter Partymache­r des Landkreise­s Tuttlingen“zum Abscheid ein entspreche­ndes T-Shirt. Denn im Juni verwandelt sich Neuhausen ob Eck im Regelfall zum Festivalme­kka, wenn im Take-off-Gewerbepar­k das Southside Festival stattfinde­t.

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