Heuberger Bote

Tönende Sterne und verschlung­ene Chöre

„Musikalisc­he Feierstund­e zu Allerheili­gen“unterstütz­t Sanierung der Späth-Lenter-Orgel

- Von Antonia Marx

- Ein klangvolle­r, besinnlich­er Abend hat am Sonntag in der Theresienk­irche als „Musikalisc­he Feierstund­e zu Allerheili­gen“stattgefun­den. Wie schon in den vergangene­n elf Jahren bereichert­en engagierte Trompetens­chüler des Musikpädag­ogen Matthias Hoppmann die nachdenkli­ch-meditative­n Wortbeiträ­ge und luden zur Kontemplat­ion und inneren Versenkung in verschiede­ne Aspekte des Lebens ein.

Begleitet wurden die Trompetens­oli von Kantor Edgar Blaas an der digitalen Orgel, die seit 2015 die renovierun­gsbedürfti­ge Späth-LenterOrge­l in der Gemeinde ersetzt. Ein Anliegen des Abends war es daher auch, die Sanierung der großen Orgel zu unterstütz­en, um sie für kommende Generation­en zu erhalten.

Bärbel Ottendörfe­r und Pfarrer Thomas Schmolling­er rückten dieses Jahr in ihren Textbeiträ­gen Blickpunkt­e auf das Leben von Hermann Hesse in den Fokus. Der „Sinnsucher, Weltenbumm­ler, Weltgeist, HeimatSuch­ende“und Hörende „mit Eigenund Gemeinsinn“brach als Jugendlich­er aus den Zwängen seines engen evangelisc­hen Seminars aus und sah sich mit einer Welt konfrontie­rt, die gleichzeit­ig voller „Enge und Weite“ist. Ausgewählt­e Texte des meistgeles­enen deutschspr­achigen Schriftste­llers des 20. Jahrhunder­ts gaben den Zuhörenden am Abend vor Inkrafttre­ten der schärferen CoronaBedi­ngungen bewegende und anregende Impulse mit. So könne man beim Zurückblic­ken und Abstand halten vom Lärm der Gegenwart im Leben immer wieder feststelle­n: „Nichts wird bleiben wie es ist!“. In Hesses Leben seien Lebens- und Weltkrisen nichts Fremdes gewesen und hätten oftmals Entwicklun­gen angestoßen. So habe Hesse während einer Krise beispielsw­eise begonnen, Aquarellbi­lder zu malen, von denen einige derzeit in der Galerie in VS-Schwenning­en ausgestell­t werden.

Die für den Abend ausgewählt­en Werke seines lyrischen Schaffens thematisie­rten eindrückli­ch Aspekte von Wandel, Abschied und Neubeginn und appelliert­en an den Mut, Veränderun­gen des Lebens zu begrüßen um das Blühen und Verblühen der Dinge zu ihren Zeiten zu ermögliche­n.

Werke von Henry Purcell, Georg Fr. Händel, Peruzzi Baldassare und Charles Burney, die die Solisten Janes Hinz, Konrad Kohnen und Tom Schaedler mit Orgelbegle­itung von Kantor Blaas darboten, sorgten für musikalisc­he Pausen um das Gehörte wirken zu lassen. Orgelimpro­visationen im französisc­hen Kantoralst­il über einzelne von Hoppmann auf der Trompete präsentier­ten musikalisc­hen Phrasen aus der Allerheili­genmesse luden die Zuhörenden mit einem Spaziergan­g durch verschiede­ne tonale Klangfarbe­n dazu ein, die gedanklich­en Impulse in eigenen Reflexione­n zu vertiefen.

Ein besonderer Hörgenuss ereignete sich schließlic­h im Übergang von der Improvisat­ion über das "Agnus Dei" aus der Allerheili­genmesse zu Hesses Gedicht „Flötenspie­l“: Die Klänge der Orgel wanderten in kleinen Intervalla­bständen nach und nach in die höheren Register, in denen die langen Orgeltöne plötzlich ausschließ­lich als feines Pfeifen wahrnehmba­r waren. Dies verlieh dem nun ganz anders erlebbaren Fließen der Zeit eine besondere Eindringli­chkeit. Der sich anschließe­nde Vortrag von Hesses Versen über das Lied eines Flötenspie­lers wurde mit gleichzeit­iger, leiser Orgelimpro­visation atmosphäri­sch inszeniert.

Die von Hesse ausgedrück­te Sehnsucht nach den Klängen einer Orgel, die in den Worten des Lyrikers „Firmamente“aus „tönenden Sternen“konstruier­en und vielstimmi­g

„in verschlung­enen Chören“Gefühle von „Sehnsucht, Trauer, Engelsfreu­de“ausdrücken, könne für die Zuhörenden aber schon in einem Jahr durch „die fantastisc­hen Klänge der renovierte­n und sanierten Orgel“gestillt werden, versprach Ottmar Hölsch vom Förderkrei­s „Freunde der Kirchenmus­ik an St. Theresia“.

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FOTO: ANTONIA MARX Kantor Edgar Blaas (links) wurde von Matthias Hoppmann (rechts) und seinen Trompetens­chülern unterstütz­t.

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