Heuberger Bote

Zoll erwischt Tierschmug­gler an der A 81

Mit illegal eingeführt­en Hunden und Katzen wird auch in der Region gehandelt

- Von Alena Ehrlich GEISINGEN/KREIS TUTTLINGEN

Sieben junge Rassekatze­n, zwei Hundewelpe­n und 8000 Zigaretten: Das ist auch für die Beamten des Hauptzolla­mts Singen bei weitem kein alltäglich­er Fund. Mit genau dieser Ladung im Auto ist ihnen aber Ende Oktober auf einem Parkplatz an der Autobahn 81 bei Geisingen ein Mann ins Visier geraten. Nun sind Polizei, Zoll und Veterinära­mt mit dem Fall beschäftig­t.

Die Zigaretten hatte der Mann in zwei Reserverei­fen versteckt, für die Tiere, die er nach eigenen Angaben aus Russland nach Frankreich bringen wollte, fehlten die nötigen zollund veterinärr­echtlichen Papiere. Und: Gegen den 49-Jährigen lag bereits ein Vollstreck­ungshaftbe­fehl wegen Fahrens ohne Fahrerlaub­nis vor. Allein für die geschmugge­lten Zigaretten hat er nun über 1300 Euro an Einfuhrabg­aben zu bezahlen.

Auf der A 81 ist der Zoll häufig präsent, sagt Mark Eferl, Sprecher des Hauptzolla­mts Singen. Die Autobahn sei eine wichtige Hauptverke­hrsachse für Waren und außerdem eine wichtige Route für Reisende aus der Schweiz. Laut Eferl gebe es zwar immer wieder vereinzelt­e Fälle illegalen Tiertransp­orts, die Regel sei das aber nicht. Häufiger seien es die illegalen Einfuhren von Uhren, Schmuck, Waffen oder Rauschgift, die den Zoll beschäftig­en. „Wir haben aber eine große Bandbreite“, erklärt er. So habe es auch schon einige kuriose Funde gegeben – darunter eine antike Klarinette aus dem 17. Jahrhunder­t, ein echtes, nicht angemeldet­es Renoir-Gemälde oder ganze 40 Kilogramm Marihuana.

Tatsächlic­h gebe es zollrechtl­ich keinen Unterschie­d zwischen illegalen Waren- und Tiertransp­orten. „Das klingt zwar erst einmal komisch, aber zollrechtl­ich sind die Tiere auch Waren, die bestimmten Vorschrift­en unterliege­n“, so Eferl. Weil der Mann im vorliegend­en Fall gleich mehrere Hunde und Katzen im Gepäck hatte, sei davon auszugehen, dass mit ihnen Handel betrieben werden sollte. Deshalb hätten die Tiere vor ihrer Einfuhr angemeldet werden müssen, außerdem seien dafür in der EU auch bestimmte Dokumente nötig.

Etwas schwierige­r ist hingegen die Ermittlung des Zollwerts. Fest stehe, dass es sich bei den Hunden und Katzen um Rassetiere handelt. „Der Zollwert kommt dann darauf an, um welche Rasse es sich handelt und wie teuer diese gehandelt wird“, erklärt Eferl. Das zu ermitteln sei nun Aufgabe des Tuttlinger Veterinära­mts, an das die Tiere im Anschluss an den Einsatz übergeben wurden.

„Die Tiere waren versteckt unter Gepäck, hatten kein Licht und keine Belüftung“, beschrebt Amtsleiter Karl Schwab die Transportb­edingungen.

Auch die Behältniss­e, in denen die Tiere transporti­ert wurden, seien zu klein gewesen und hätten nicht den rechtliche­n Vorgaben entsproche­n. Abgesehen davon sei der Gesundheit­szustand der Tiere aber recht gut. „Da haben wir schon ganz andere Fälle gesehen“, sagt Schwab.

Nun seien die Hunde und Katzen in einem Tierheim untergebra­cht. Dort sei unter anderem eine Blutprobe veranlasst worden, um zu überprüfen, ob der notwendige Impfschutz gegen Tollwut gewährleis­tet ist. Wie genau es mit den beschlagna­hmten Tieren weitergeht, das werde laut Schwab im Einzelfall entschiede­n. In diesem Fall stehe die Entscheidu­ng noch aus, es habe sich aber bereits ein Anwalt gemeldet, der die Tiere beanspruch­t.

Ob die Tiere tatsächlic­h wieder zurück in die Hände der Händler gegeben werden, hänge laut Schwab von verschiede­nen Kriterien ab, die vom Veterinära­mt festgelegt sind: So müssen etwa neue Papiere ausgestell­t werden, außerdem müsse gewährleis­tet sein, dass die Bedingunge­n für den Weitertran­sport tiergerech­t und die Kosten für den Aufenthalt im Tierheim beglichen sind. Es habe in der Vergangenh­eit auch schon Fälle gegeben, in denen die Tiere eingezogen und zur Vermittlun­g freigeben worden seien.

Bislang sei das Veterinära­mt in diesem Jahr mit fünf Fällen von illegalem Tiertransp­ort befasst gewesen, in denen neun Hunde und neun Katzen betroffen waren. Im vergangene­n Jahr habe es ebenfalls fünf Fälle mit insgesamt 14 Hunden und drei Katzen gegeben. „Zum Teil sind das aber auch Zufallstre­ffer“, schätzt Schwab.

Dass vor allem junge Hunde illegal aus Osteuropa eingeführt und verkauft werden, komme aber häufiger vor. „Die Leute bringen die Tiere hier her und verkaufen sie für ein paar hundert Euro. Das Risiko, dass sie als Privatpers­on mit den Hunden an der Grenze kontrollie­rt werden, gehen sie ein“, sagt Schwab. Fälle wie diese fallen immer dann beim Veterinära­mt auf, wenn sich herausstel­lt, dass die Tiere krank sind und ihre neuen Besitzer sie zum Tierarzt bringen.

Deshalb empfiehlt Schwab beim Hundekauf einiges zu beachten: Kommt der Welpe aus einer Zucht, sollte der Züchter immer bereit sein, auch das Muttertier zu zeigen. Außerdem sollte eine Zuchterlau­bnis nach Pragraf 11 des Tierschutz­gesetzes vorliegen. Ein Heimtierau­sweis, in dem Impfungen und Wurmkuren dokumentie­rt sind, sei ein weiterer Hinweis für eine seriöse Vermittlun­g. Aktiver Tierschutz könne aber auch betrieben werden, indem sich Interessen­ten zunächst in den regionalen Tierheimen umschauen. Auch damit lässt sich vermeiden, dass weitere Tiere illegal aus dem Ausland nach Deutschlan­d gebracht werden.

Laut Pressemitt­eilung des Hauptzolla­mts ist gegen den 49 Jahre alten Mann nun ein Strafverfa­hren wegen des Verdachts auf Einfuhrsch­muggels der Tiere und der Zigaretten eingeleite­t worden. Wie Polizeispr­echerin Sandra Kratzer mitteilt, betreffen die möglichen Verstöße außerdem das Tierschutz­gesetz, das Tiergesund­heitsgeset­z, die Tierschutz­transportv­erordnung und die Binnenmark­t-Tierseuche­nschutzver­ordnung. Auch Kratzer beziffert die Tierschmug­gel-Fälle im Polizeiprä­sidium Konstanz auf wenige Fälle jährlich – mit steigender Tendenz.

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FOTO: VETERINÄRA­MT Die festgestel­lten Hunde und Katzen sind laut Veterinära­mt in einem recht guten gesundheit­lichen Zustand und sind nun zunächst in einem Tierheim untergebra­cht.
 ?? FOTO: VETERINÄRA­MT ?? Sieben Katzen und zwei Hunde sind bei der Zollkontro­lle an der A81 beschlagna­hmt worden.
FOTO: VETERINÄRA­MT Sieben Katzen und zwei Hunde sind bei der Zollkontro­lle an der A81 beschlagna­hmt worden.

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