Republikaner verlassen die „Trumptanic“
Immer mehr Parteifreunde wenden sich von US-Präsident Trump ab - Viele befürchten, er füge der Demokratie bleibenden Schaden zu
(dpa) - Die Auftritte von Donald Trump bringen seine eigene Partei in Bedrängnis. Schon vor der Wahl gab es kritische Stimmen. Jetzt setzen sich weitere führende Politiker der Grand Old Party, wie sich die Republikaner so stolz nennen, von ihrem Spitzenmann ab. Sie sind erzürnt, weil ein amerikanischer US-Präsident die demokratischen Verfahren infrage stellt. „Wo sind die Republikaner?“, schimpft Trumps Sohn Eric auf Twitter, „Zeigt Rückgrat, kämpft gegen diesen Betrug!“
Einige folgen dem Appell, etwa der Vorsitzende des Rechtsausschusses im Senat, Lindsey Graham. Er spendete eine halbe Million Dollar an den Rechtshilfefonds, aus dem Klagen gegen Wahlergebnisse finanziert werden sollen. Trumps ehemalige Sprecherin Sarah Huckabee Sanders zeigt sich überzeugt, dass ihr Ex-Chef „Führer dieser Partei“sein werde – wie auch immer die Wahl ausgeht. Andere aber bereiten schon ihren Sprung von der „Trumptanic“vor – das Bild von Trump auf der sinkenden „Titanic“geht gerade in den sozialen Netzwerken um.
„Es gibt keine Rechtfertigung für die Äußerungen des Präsidenten heute Abend, die unseren demokratischen Prozess untergraben“, kritisiert der republikanische Gouverneur von Maryland, Larry Hogan, nachdem Trump aus dem Weißen Haus schon wieder Betrugsvorwürfe äußert, ohne einen einzigen Beweis vorzulegen. „Keine Wahl oder Person ist wichtiger als unsere Demokratie.“
Der Kongressabgeordnete Adam Kinzinger fordert: „Hören Sie auf, entlarvte Falschinformationen zu verbreiten. Das wird langsam verrückt.“Der Abgeordnete William Cogswell twittert, er schäme sich für die Äußerungen des Präsidenten – auch als Republikaner, der einen bisher von Demokraten gehaltenen Wahlkreis gewonnen habe.
Senator Mitt Romney, der 2012 selbst Präsidentschaftskandidat war und gegen den demokratischen Amtsinhaber Barack Obama verlor, hat sich längst von Trump distanziert. Er teilte öffentlich mit, dass er Trump seine Stimme bei der Wahl verweigert habe. Der gläubige Mormone wandte sich gegen „die fehlende Bereitschaft des Präsidenten, eine absurde und gefährliche Verschwörungstheorie zu verurteilen“. Er reagierte damit auf eine Antwort Trumps auf die Frage nach seiner Haltung zur QAnon-Bewegung. Sie verbreitet falsche Behauptungen mit rechtsextremistischem Hintergrund. Diese Öffnung Trumps nach rechts außen kritisieren jene Republikaner, die sich zum „Establishment“zählen und nicht wie der Präsident als Außenseiter gerieren.
Manche gehen auch wegen Corona auf Distanz. „Ich wünsche sicherlich, dass der Präsident eine glücklichere Beziehung zu Masken entwickeln würde“, sagt der Gouverneur von Ohio, Mike DeWine. Er fürchtet, dass die Zerrissenheit der USA die Chancen verringert, die Pandemie unter Kontrolle zu bringen: „Wir sehen uns einem gemeinsamen Feind gegenüber, dem es egal ist, ob wir Trump oder Biden wählen.“Viele Republikaner fürchten, dass Trumps Gebaren das Vertrauen in die Demokratie untergrabe.
Zu dieser gehöre es, Wahlergebnisse zu akzeptieren. „Ich bin für Trump. Aber wenn es am Ende auf Biden hinausläuft, dann werden alle von uns das akzeptieren“, sagt DeWine. Senator Pat Toomey aus Pennsylvania sagt, es mangle an Transparenz bei der Stimmenauszählung in diesem Schlüsselstaat. Doch selbst er betont: „Aber wenn ein endgültiges Ergebnis vorliegt und beglaubigt ist, müssen alle Parteien den Ausgang der Wahl akzeptieren.“