Dänemark bekämpft Corona-Variante
Millionen Pelztiere werden gekeult – WHO sieht keine Hinweise auf höheres Risiko Französische Patienten ins Saarland verlegt
(dpa) - Mehr als 200 Menschen haben sich in Dänemark bislang mit bei Nerzen aufgetretenen Varianten des Coronavirus infiziert. Der von den Dänen als besorgniserregend eingestufte Cluster-5-Virustyp wurde bisher bei zwölf Personen festgestellt. Das Land geht nun entschieden gegen eine Ausbreitung des mutierten Erregers vor – Anlass zur Sorge sehen Experten aber derzeit nicht.
„Man muss vor dieser Variante nicht mehr Angst haben als vor anderen, die zirkulieren“, sagte der Leiter der Forschungsgruppe Evolution von Viren und Bakterien an der Universität Basel, Richard Neher, am Freitag. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verwies darauf, dass es keine Hinweise auf erhöhte Risiken gebe.
Für Deutschland hat das Geschehen in Dänemark zunächst keine Folgen. Hierzulande gebe es keine Nerzfarmen, deren Haltung als Pelztiere sei verboten, erklärte das FriedrichLoeffler-Institut. „Besondere Schutzmaßnahmen sind daher momentan nicht angezeigt.“
Seit Juni hätten sich mindestens 214 Menschen mit von Nerzen stammenden Varianten von Sars-CoV-2 infiziert, teilte das dänische Gesundheitsinstitut SSI mit. 200 der Fälle wurden in der Region Nordjütland nachgewiesen. In dieser Region befinden sich besonders viele Nerzfarmen.
Bereits am Mittwoch hatte die dänische Regierung angekündigt, dass alle Nerze im Land getötet werden sollen – das sind etwa 15 bis 17 Millionen Tiere, Dänemark ist bei der Zucht Weltmarktführer. Zudem wurden nun für sieben norddänische Kommunen mit insgesamt rund 280 000 Einwohnern massive Beschränkungen des öffentlichen Lebens angeordnet: Von Montag an wird der öffentliche Nahverkehr eingestellt, ältere Schüler sowie Studenten sollen Fernunterricht erhalten. Bereits ab Samstag müssen alle Lokale schließen, ab Montag dann auch Sporthallen, Schwimmbäder und Fitnessstudios.
Ein Grund für die rigorose Reaktion ist die Befürchtung, dass die derzeit entwickelten Impfstoffe weniger gut gegen die sogenannte Cluster-5Variante wirken könnten. Das hätten Untersuchungen gezeigt, hieß es vom Gesundheitsinstitut SSI. Für die Dänen spielt zudem die Sorge mit hinein, zu einem neuen InfektionsHotspot
zu werden. „Wenn wir jetzt nichts unternehmen, riskiert Dänemark, das Epizentrum einer neuen Virusvariante zu werden“, sagte Hans Jørn Kolmos, Professor für klinische Mikrobiologie an der Süddänischen Universität, der Zeitung „Jyllands-Posten“.
Dänemarks Außenminister Jeppe Kofod wies am Freitag darauf hin, dass man im Kampf gegen Corona lieber einen Schritt zu weit gehe als einen zu kurz. Mit Blick auf die Auswirkungen für die Branche sagte er: „Das ist keine leichte Entscheidung gewesen, ist aber eine notwendige Vorsichtsmaßnahme.“Die Nerze sollen innerhalb einiger Wochen getötet werden.
WHO-Chefwissenschaftlerin Soumya Swaminathan wies darauf hin, dass es bereits zahlreiche Mutationen von Sars-CoV-2 gebe. „Es ist zu früh dafür, voreilige Schlüsse zu ziehen, welche Folgen diese neue Mutation für die Übertragung, Schwere der Erkrankung, klinische Symptome, Immunantwort oder mögliche ImpfstoffwWirkung hat.“WHO-Nothilfekoordinator Mike Ryan sagte: „Die Belege, die wir haben, weisen nicht darauf hin, dass diese Variante sich in irgendeiner Form anders verhält.“
Bei Twitter hieß es von der WHO, es sei normal, dass sich Viren über die Zeit verändern. Aber jedes Mal, wenn ein Virus vom Mensch zum Tier und zurück zum Menschen gelange, könne es sich weiter verändern. „Deshalb sind diese Berichte beunruhigend.“
Virusexperte Neher sagte der dpa, es gebe an verschiedenen Orten in Europa eine weitere Variante, bei der die Erkennung durch Antikörper reduziert sei. Doch keine einzelne Mutation mache einen Impfstoff komplett nutzlos. „So schwarz und weiß ist die Sache nicht.“
Nerze zählen wie Frettchen zu den Tieren, die empfänglich für SarsCoV-2
sind und es an Artgenossen weitergeben können. Auch Meldungen über infizierte Katzen auf Nerzfarmen in den Niederlanden gebe es, hieß es vom Friedrich-Loeffler-Institut. Für natürliche Übertragungen von Katze zu Katze gebe es aber bisher keine Belege, auch Infektionen von Katze zu Mensch seien nicht bekannt. Das Ziel der Tötungsaktion bei den Nerzen in Dänemark sei vielmehr, „eine nicht unerhebliche Virusquelle zu eliminieren und die Verbreitung aus den Haltungen heraus zu verhindern, insbesondere Übertragungen auf Menschen“.
(AFP) - Erstmals seit dem Frühjahr sind französische CoronaPatienten aus der Grenzregion nach Deutschland verlegt worden. Drei Erkrankte wurden in Kliniken des Saarlands gebracht, wie die Behörden der Region Grand Est am Freitag mitteilten. Damit soll eine erneute Überlastung der französischen Krankenhäuser vermieden werden.
Im Frühjahr hatte Deutschland insgesamt rund 130 französische Corona-Patienten aufgenommen. Die französische Regierung und Gesundheitsexperten befürchten, dass nun die Krankenhäuser bis Mitte November wieder an ihre Belastungsgrenzen stoßen.
In Corona-Krise in England mehr Gewalt an Baby
(dpa) - In der CoronaKrise ist die Zahl vorsätzlich verletzter oder getöteter Babys in England offiziellen Statistiken zufolge um 20 Prozent gestiegen. Demnach wurden zwischen April und Oktober 64 Fälle bekannt, bei denen Kinder unter einem Jahr absichtlich verletzt worden waren – acht starben.
Die starke Zunahme im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sei auf eine „toxische Mischung“von Isolation, Armut und psychischen Leiden zurückzuführen, teilte Amanda Spielman von der unabhängigen Behörde Ofsted am Freitag mit. Die Pandemie bringe viel Stress mit sich, sagte Spielman anlässlich einer Konferenz.
Mehr als 60 000 CoronaNeuinfektionen in Frankreich
(dpa) - Frankreich hat in den vergangenen 24 Stunden mehr als 60 000 Neuinfektionen mit dem Coronavirus registriert. Das meldeten die französischen Gesundheitsbehörden am Freitagabend. Es handelt sich um einen Höchstwert seit Beginn der groß angelegten Tests. Innerhalb eines Tages sind zudem rund 400 Menschen in Krankenhäusern im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung gestorben. Hinzu kommen noch einmal mehr als 400 Tote in Altenheimen und Pflegeeinrichtungen. Diese Zahl wird allerdings nicht täglich erhoben.
Seit einer Woche gelten in Frankreich strikte Ausgangsbeschränkungen, Menschen dürfen nur mit einem triftigen Grund vor die Tür. Die Regelungen sind deutlich strenger als in Deutschland.