Heuberger Bote

Falsch installier­ter Ofen führt zu Brand

Das Amtsgerich­t Spaichinge­n musste nun die Frage klären, wer für das Feuer verantwort­lich ist

- Von Anke Kumbier SPAICHINGE­N

- Eine 27-Jährige hat sich am Amtsgerich­t Spaichinge­n gegen die Anklage der fahrlässig­en Brandstift­ung verteidigt. Die Staatsanwa­ltschaft warf der Angeklagte­n vor, dass sie einen Ofen nicht ordnungsge­mäß einbauen ließ und versäumt habe, den Ofen von einem bevollmäch­tigten Bezirkssch­ornsteinfe­ger abnehmen zu lassen.

Die Angeklagte wohnt inzwischen in Denkingen, doch der Fall bezieht sich auf eine Mietwohnun­g in einer anderen Primtalgem­einde, in der sie im Jahr 2018 für einige Monate lebt. Dort lässt sie sich einen neuen Ofen einbauen. Als die junge Frau bereits ausgezogen ist, bricht im April 2019 in der Wohnung ein Feuer aus. Dabei entsteht ein Sachschade­n von 250.000 Euro, verletzt wird niemand. Untersuchu­ngen nach dem Brand legen nahe, dass ein Rohr des neuen Ofens zu dicht an einem Holzbalken installier­t war und so das Feuer verursacht hat.

Im Laufe der Verhandlun­g kommen die Angeklagte und fünf Zeugen zu Wort. Sie zeichnen das Bild einer

Situation, in der von verschiede­nen Seiten falsche Annahmen getroffen wurden. Am Ende entscheide­t das Gericht, in Absprache mit der Staatsanwa­ltschaft, das Verfahren gegen die Zahlung von 300 Euro einzustell­en. Die Angeklagte muss die Kosten in sechs Raten à 50 Euro zahlen.

Doch der Reihe nach: Im Spätsommer 2018 baut der damalige Partner der Angeklagte­n bei ihr in der Wohnung den Ofen ein. Er ist LKW-Fahrer von Beruf, gibt aber vor Gericht an, schon drei Öfen bei sich zuhause installier­t zu haben. Die Vermieter der Wohnung stimmen dem Vorhaben zu. In ihren Zeugenauss­agen verweisen sie allerdings darauf, dass sich die Angeklagte um alles kümmern und für alle Kosten aufkommen sollte.

Die Verhandlun­g zeigt, dass alle Beteiligte­n anscheinen­d wussten, dass ein Ofen abgenommen werden muss und alle gingen wohl davon aus, dass das auch passiert sei. Staatsanwa­lt Markus Engel aus Hechingen wundert sich allerdings, dass niemand auf ein offizielle­s Dokument bestand. „So ein Ofeneinbau ist doch eine gefährlich­e Sache.“Die Erklärung des Vermieters: „Wir hatten frisch renoviert und viel zu tun. Aber so was passiert mir nicht nochmal.“

Doch es existiert sogar ein Dokument. Dabei handelt es sich allerdings um eine erste Stellungna­hme von einem bevollmäch­tigten Bezirkssch­ornsteinfe­ger und noch nicht um die endgültige Abnahme. Der als Zeuge geladene Bezirkssch­ornsteinfe­ger kann sich nicht mehr erinnern, von wem er dazu beauftragt wurde. Aus der Stellungna­hme geht hervor, dass der Ofen noch nicht befeuert werden darf. Allerdings erhält wohl nur die Vermieteri­n das Dokument. Sie habe es nicht komplett durchgeles­en, sei aber davon ausgegange­n, dass es sich um die Abnahme handelt. „Ich finde, selbst als Jurist, dass das eher schwammig formuliert ist“, merkt Staatsanwa­lt Markus Engel aus Hechingen bezüglich des Schreibens an

Die Angeklagte erklärt, das Schreiben gar nicht zu kennen. Doch auch sie habe angenommen, dass die Abnahme erfolgt sei. Denn kurz nachdem der Ofen installier­t ist, schaut ein Schornstei­nfeger vorbei. Das bestätigt auch das VermieterE­hepaar. Es handelt sich wohl um einen Mitarbeite­r des Bezirkssch­ornsteinfe­gers. Der Mitarbeite­r kommt drei- bis viermal im Jahr vorbei, da die Vermieter das komplette Haus mit Öfen beheizen. Laut Aussage der Angeklagte­n habe sich der Mitarbeite­r den neuen Ofen angeschaut und soll dabei in etwa gesagt haben „Tolle Arbeit, passt so.“Allerdings befindet sich das besagte Rohr, das zu nah am Balken gebaut war, da schon hinter einer Wand und ist gar nicht mehr zu sehen. Für die Angeklagte scheint dieser Besuch aber Bestätigun­g genug, sie nimmt den Ofen in Betrieb.

Nach knapp vier Stunden macht Verteidige­r Bernhard Mussgnug den Vorstoß, das Verfahren einzustell­en. Richter Robin Spisla stimmt zu: „Nach vorläufige­r Beurteilun­g sieht es so aus, als ob sich die Schuld auf mehrere Schultern verteilt.“Er sehe hier mehrere Beteiligte, die alle viel zu sorglos mit dem Thema umgegangen seien.

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FOTO: DAVID-WOLFGANG EBENER/DPA

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