Corona: Auch im Klinikum steigt nun die Patientenzahl
Fallzahlen nehmen auch am Freitag weiter zu – Zwei Freikirchen-Gottesdienste machen in Trossingen Sorgen
- Am Freitag hat das Landratsamt weitere 36 Neuinfektionen mit dem Corona-Virus vermeldet. Die Gesamtzahl der aktuell infizierten Personen im Landkreis Tuttlingen steigt damit auf 216. Vor allem mit Blick darauf, dass auch im Klinikum die Zahl der Corona-Patienten zunimmt, spricht Landrat Stefan Bär mittlerweile von einer „Entwicklung, die Sorge bereitet“.
Am Freitagnachmittag waren es elf Personen, die sich aufgrund ihrer Corona-Infektion im Klinikum Tuttlingen befanden. Vier davon müssen auf der Intensivstation behandelt werden – ein Patient ist intubiert, drei bekommen Sauerstoff zugeführt, darunter auch ein 44-Jähriger. Vier der elf Patienten sind über 80 Jahre alt, die beiden jüngsten sind 44 und 49 Jahre alt.
„Es ist eine sehr angespannte Situation“, fasst Landrat Stefan Bär die aktuelle Lage im Landkreis zusammen. Bis auf einen Tag hatte es die ganze Woche über täglich mehr als 20 Neuinfektionen gegeben. Der größte Teil der positiv Getesteten ist dabei zwischen 30 und 60 Jahre alt. Dabei handle es sich zum Teil um Familien, von denen sich gleich mehrere Familienmitglieder samt der Großeltern angesteckt hätten.
Das Schwierige daran ist: Mittlerweile gibt es viele verschiedene Infektionsketten, die sich durch alle Gemeinden des Landkreises ziehen. „Die positiv Getesteten können nicht mehr direkt einem Ereignis zugeordnet werden“, sagt Bär. Häufig könne erst durch das Nachhaken des Gesundheitsamts und den Überlegungen der Infizierten, mit wem sie wann in Kontakt standen, nachvollzogen werden, wo die Infektionsquelle vermutlich liege. „Das Bild wird zunehmend diffuser“, fasst der Landrat zusammen.
Dass die Zahlen am Freitag erneut angestiegen sind, hängt auch mit einem bestimmten Ereignis zusammen. Wie bereits berichtet, hatten sich Ende Oktober bei zwei Gottesdiensten einer Freikirche in Villingen-Schwenningen knapp 60 Personen mit dem Corona-Virus infiziert. Das Landratsamt des SchwarzwaldBaar-Kreises
prüft derzeit, eine Anzeige gegen die Kirche einzureichen. 80 Kontaktpersonen der infizierten Gottesdienstbesucher stammen dabei aus dem Kreis Tuttlingen – überwiegend aus Trossingen. Im Lauf der Woche zeigte sich nun: 19 dieser 80 Kontaktpersonen hatten bis Freitagnachmittag
ebenfalls ein positives Test-Ergebnis. „Weitere werden mit Sicherheit folgen“, prognostiziert Landrat Bär. Mit 53 Infizierten ist
Trossingen derzeit Spitzenreiter im Landkreis Tuttlingen, gefolgt von der Stadt Tuttlingen (48), Spaichingen (25) und Aldingen (17).
Vergleichsweise ruhig ist es nach einer Woche Herbstferien dagegen in den Schulen. In dieser Woche kamen nur drei neue Schüler auf der Corona-Liste hinzu: An der LudwigUhland-Realschule in Tuttlingen, aus Trossingen und aus Wehingen. Zwei Corona-Fälle gab es in Altenheimen – einer bereits in der vergangenen Woche, wie Landrat Bär am Freitag mitteilte. Der zweite Fall wurde nun in einer Einrichtung in Aldingen gemeldet.
Indes macht Landrat Stefan Bär kein Geheimnis daraus, dass das Gesundheitsamt mittlerweile an seine Grenzen stößt. In dieser Woche erließ das Landratsamt deshalb eine Allgemeinverfügung, dass sich die Schulen künftig selbst darum kümmern müssen, ihre Schüler zu informieren und in Quarantäne zu schicken, sollte ein Kind infiziert sein. Zwar helfen seit dieser Woche sechs Bundeswehrsoldaten im Gesundheitsamt aus, „doch bei dieser Fallzahl stoßen wir an unsere Grenzen“, stellt Bär klar.
Da auch die Labore an ihre Grenzen stoßen, hat das Robert-Koch-Institut mitgeteilt, dass die Anzahl der Corona-Tests wieder reduziert werden solle. Getestet werden sollen künftig nur noch diejenigen, die tatsächlich Symptome aufweisen – nicht aber grundsätzlich alle Personen mit Schnupfen, Husten und Kopfschmerzen, wie Landrat Bär ausführte. Darauf müssten sich auch die Bürger des Landkreises Tuttlingen einstellen.
Die (Ortsnamen sind alphabetisch geordnet): 4x Aldingen, 1x Bubsheim, 2x Egesheim, 1x Emmingen-Liptingen, 1x Kolbingen, 5x Spaichingen, 18x Trossingen, 1x Tuttlingen, 1x Wehingen, 1x Reichenbach, 1x Wurmlingen. Durch den am Freitag vermeldeten
gibt es seit Freitag nun keine Gemeinde im Landkreis Tuttlingen mehr, die bislang von Corona verschont geblieben ist.