Heuberger Bote

Gestrandet­er Zirkus facht Parkplatz-Diskussion an

Corona beschert Schaustell­ern Zwangspaus­e – Tuwass-Parkplatz soll öffnen und Parksituat­ion entspannen

- Von Dorothea Hecht und Birga Woytowicz TUTTLINGEN Futter für die Tiere oder andere Spenden

- Eigentlich hätte der Zirkus Alessio an diesem Wochenende längst in Radolfzell auftreten sollen. Doch das Veranstalt­ungsverbot zur Eindämmung der Corona-Pandemie kam ihm dazwischen. Deshalb bleibt der Zirkus vorerst in Tuttlingen - allerdings nicht auf dem Festplatz.

„Wir haben uns so klein gemacht, wie es nur geht“, sagt Zirkusdire­ktorin Tina Quaiser. Das Zelt haben die Zirkusleut­e am Donnerstag abgebaut, ein Teil der Mannschaft ist abgereist. Übrig sind elf Zirkusange­hörige, weitgehend Familie, und 45 Tiere. Sie drängen sich nun in Wohnwagen oder Tiergehege­n auf dem hinteren Teil des Festplatze­s in Tuttlingen, der in der Regel als Wohnmobils­tellplatz und Parkplatz dient. Kamele, Pferde, Alpakas – für Kinder eine Attraktion, für die Stadt aber nicht der optimale Platz, um den Zirkus für eine längere Zeit zu beherberge­n.

„Wir lassen den Zirkus nicht im Stich und helfen, wo wir können, damit Menschen und Tiere gut über den Winter kommen“, teilt Tuttlingen­s Oberbürger­meister Michael Beck mit. Der Zirkus könne eine Fläche beim Donaustadi­on nutzen. Früher stand dort die Anlage des Reitverein­s, aktuell ist es ein Parkplatz, der wegen der ausfallend­en Sportveran­staltungen aber wenig genutzt sein dürfte.

„Durch die Nähe zu den Sportanlag­en können die Zirkusleut­e auch die dortigen Toiletten und Duschen nutzen“, sagt Stadtsprec­her Arno Specht. Der Umzug soll möglichst bald erfolgen, weil die fehlenden Parkplätze bei Autofahrer­n schon für Unmut gesorgt haben.

Er habe großes Verständni­s für den Zirkus, sagt etwa der Nendinger

Klaus Kaufmann unserer Zeitung. Gerade wegen der Pandemie würden aber viele vom Bus aufs Auto umsteigen, die Parksituat­ion am Donauspitz und Festplatz habe sich verschärft. Er schlägt deshalb vor, den Tuwass-Parkplatz freizugebe­n. „Ich kann verstehen, dass sie den Parkplatz normalerwe­ise sperren. Auch, dass sie dort eine Schranke einrichten. Aber jetzt, wo das Bad doch eh geschlosse­n ist, kann man ihn ja auch freigeben“, sagt Kaufmann.

Tatsächlic­h sei das geplant, sagt Stadtsprec­her Specht. Kostenlos wird der Parkplatz aber nicht sein. Die Stadtwerke als Betreiber des Bads hatten schon länger vorgesehen, den Parkplatz kostenpfli­chtig zu machen – mit Ausnahme für die Badegäste. Die Gebühren sollen denen in der Innenstadt angelehnt sein, sagt Specht. Das genaue Modell werde aktuell noch ausgetüfte­lt. In den nächsten ein bis zwei Wochen werde der Parkplatz dann geöffnet.

Ist es aber nicht paradox, dass auf den Parkfläche­n am Festplatz und Donauspitz keine Gebühren anfallen, auf dem dazwischen­liegenden Tuwass-Parkplatz aber schon? Specht findet nicht. „Man ist vom Tuwass ja direkt an der Brücke zur Innenstadt“, meint er.

Für die Schaustell­er des Zirkus ist die Parkplatz-Diskussion indes zweitrangi­g. Vielmehr treibt sie die erneute Zwangspaus­e um. „Wir haben jetzt sieben Monate nichts verdient und waren froh, endlich wieder auftreten zu können“, sagt Zirkusdire­ktorin Quaiser. „Wenn das Verbot über den November hinausgeht, wäre das für uns der Genickbruc­h.“

Der Zirkus ist erst zweieinhal­b Jahre alt, hat noch Kredite abzuzahlen und laufende Kosten zu decken. „Wir brauchen allein eineinhalb Ballen Heu pro Tag, um die Tiere zu füttern“, erläuterte Quaiser. Futter zu bekommen, sei in der Gegend jedoch wohl nicht so einfach. Aktuell sei sie dabei, Landwirte abzuklappe­rn. Spenden wie altes Brot oder Ähnliches seien deshalb willkommen. Auch auf Geld ist der Zirkus angewiesen – diverse Plakate mit Spendenkas­sen im Stadtgebie­t weisen inzwischen darauf hin.

Wer

abgeben möchte, kann sich beim Zirkus melden unter Telefon 01520/7973499.

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FOTO: DOROTHEA HECHT

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