Heuberger Bote

Ein Gesetz muss her

- Von Jochen Schlosser ●» j.schlosser@schwaebisc­he.de

Endlich eine Nachricht in Sachen Corona, die Hoffnung macht. Nach all den Hiobsbotsc­haften, den steigenden Zahlen bei den Infizierte­n und der steigenden Gewaltbere­itschaft bei den Unbelehrba­ren, haben die Unternehme­n Biontech und Pfizer in den USA die Zulassung ihres gemeinsam entwickelt­en Impfstoffs beantragt. Ihr Serum biete einen mehr als 90-prozentige­n Schutz. Noch in diesem Jahr, spätestens Anfang 2021 könne wohl im großen Stil geimpft werden. Pieks – und alles wird gut?

So einfach ist die Sache jedoch leider nicht. Denn allein in Deutschlan­d sind zig Millionen Impfdosen nötig, um die lang ersehnte Rückkehr zum gewohnten Alltag zu ermögliche­n. Zu Beginn der Impfkampag­ne wird der neu zugelassen­e Stoff bei Weitem nicht für alle, die sich impfen lassen wollen, ausreichen. Die Frage „Wer wird zuerst geimpft?“birgt somit eine enorme Sprengkraf­t.

Dass die Regierung die Expertise der Wissenscha­ft in dieser Frage rechtzeiti­g eingeholt hat, ist zu loben. Natürlich empfehlen RobertKoch-Institut, Ständige Impfkommis­sion und Leopoldina, den Risikogrup­pen bei der Covid-19-Impfung Vorrang einzuräume­n. Ältere, chronisch Kranke, Pfleger und Ärzte – kaum jemand wird bestreiten, dass ihre Immunisier­ung höchste Priorität hat. Doch angesichts der 30 bis 40 Millionen Bundesbürg­er, die aufgrund ihres fortgeschr­ittenen Alters oder etwaiger Vorerkrank­ungen als potenziell höher gefährdet gelten, sind Konflikte programmie­rt.

Der schnelle Fortschrit­t bei der Impfstoffe­ntwicklung erhöht den Druck auf die Politik. Klar ist aktuell nur, dass die Covid-19-Massenimpf­ungen nicht in Hausarztpr­axen durchgefüh­rt werden, sondern in Impfzentre­n. Es muss deshalb schnellstm­öglich von der Regierung ein Gesetzentw­urf vorgelegt werden, wer in welcher Reihenfolg­e impfberech­tigt ist – und darüber muss dann selbstvers­tändlich das Parlament befinden. Ansonsten droht die Impfdebatt­e im kommenden Frühjahr zum Wahlkampft­hema zu werden. Das wäre der Dringlichk­eit der Sache nicht angemessen.

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