Heuberger Bote

Löw hält Tür für Götze offen

Die Ex-Weltmeiste­r Müller, Hummels und Boateng sind im Nationalte­am weiter außen vor

- LEIPZIG

(dpa) - Bundestrai­ner Joachim Löw hält eine Rückkehr von Mario Götze in die Fußball-Nationalma­nnschaft weiterhin für möglich. „Wir verlieren ihn auch nicht aus den Augen“, sagte der 60-Jährige am Montag über den Siegtorsch­ützen des WM-Finales 2014. Ein Comeback des seit Monaten formstarke­n Trios Thomas Müller, Jérome Boateng und Mats Hummels schloss Löw erneut aus.

(dpa/SID) - Mats Hummels, Thomas Müller und Jérôme Boateng dürfen nur im Ausnahmefa­ll noch einmal zur Nationalma­nnschaft zurück, für Mario Götze hat sich die Tür dagegen laut Joachim Löw wieder einen Spalt weit geöffnet. „Wir verlieren auch ihn nicht aus den Augen, ganz klar“, sagte der Bundestrai­ner dem „Sportbuzze­r“. Er habe mit dem WMHelden von Rio de Janeiro in den letzten Wochen „immer wieder Kontakt“gehabt, sagte Löw und schwärmte: „Er wirkt sehr frisch und sehr agil, die Freude ist ihm anzumerken.“

Mit seinem ablösefrei­en Wechsel im Sommer von Borussia Dortmund zur PSV Eindhoven steht Götze zwar nicht mehr so im Rampenlich­t, doch seine Chancen auf ein Comeback im DFB-Team nach drei Jahren haben sich erhöht. „Aus meiner Sicht hat er für sich genau die richtige Entscheidu­ng getroffen“, sagte Löw, „nämlich außerhalb des Präsentier­tellers Bundesliga einen Neustart zu wagen.“

In den Kader für das Länderspie­l am Mittwoch (20.45 Uhr/RTL) in Leipzig gegen Tschechien und die Nations-League-Partien in der Messestadt gegen die Ukraine (14. November) und in Sevilla gegen Spanien (17.) hat es Götze zwar – anders als der Clubkolleg­e und Ex-Augsburger Philipp Max – noch nicht geschafft. Doch der Offensivsp­ieler hat die Hoffnung auf ein 64. Länderspie­le und die EM nicht aufgegeben. „Die EM ist ein großer Traum für mich, gerade weil ich bei der WM 2018 erstmals nicht dabei war. Mein Hunger auf Titel ist inzwischen noch größer geworden“, sagte der 28-Jährige. Und DFB-Direktor Oliver Bierhoff bekräftigt­e: „Wenn er eine gute Form hat, hat Mario Götze immer eine Chance, zurück in die Nationalma­nnschaft zu kommen.“

Götze sagte, er sei „glücklich“mit seinen bisherigen Leistungen, mit denen er sogar den Bundestrai­ner überrascht­e. Der gute Start mit drei Toren in sechs Pflichtspi­elen sei „so nicht zu erwarten“gewesen, meinte Löw. Das gestiegene Selbstvert­rauen brauche Götze „für seine Leichtfüßi­gkeit, für seine Variabilit­ät“. Die Distanz zur Bundesliga tue ihm sichtlich gut. In Dortmund und auch bei Bayern habe sich „immer alles auf ihn fokussiert“, genau wie in der Nationalma­nnschaft. „Er hatte durch das Tor 2014 einen Rucksack auf, der sicher auch eine große Last bedeutet hat“, sagte Löw: „Deshalb freue ich mich für ihn, dass er in Eindhoven so gut gestartet ist.“

Aber wie realistisc­h stehen Götzes Chancen wirklich? Objektiv betrachtet: Nicht sehr gut. Im Löw-System mit drei Spitzen kann Götze eigentlich nur die Position als Stoßstürme­r besetzen, auf der er sich aber schon in Dortmund schwer tat. Sollte Löw einen Zehner benötigen, ist Ausnahmeta­lent Kai Havertz die erste Wahl. Die Ex-Weltmeiste­r Müller, Boateng und Hummels sind für Löw trotz starker Leistungen in ihren Vereinen weiter kein Thema mehr. „Wir haben uns grundsätzl­ich dazu entschiede­n, diese Spieler nicht zu nominieren, daran hat sich jetzt nichts geändert“, sagte Löw. Der Bundestrai­ner hatte dem Trio im März 2019 mitgeteilt, künftig nicht mehr mit ihm zu planen. Weil alle drei aber seit Wochen in sehr guter Form sind, gab es zuletzt vermehrt Forderunge­n nach einer Rückkehr – auch, weil das DFB-Team zuletzt defensiv nicht überzeugt hatte. Eine kleine Hintertür ließ Löw offen. „Wenn sich nächstes Jahr durch Ausfälle von Schlüssels­pielern eine völlig neue Situation ergibt, werde ich das entspreche­nd bewerten und über alternativ­e Szenarien nachdenken.“

Gegen Tschechien wird Löw noch sieben Spieler schonen, nur 17 Feldspiele­r hat er dort aus seinem 27erKader zur Verfügung. Für die Verletzten Marcel Halstenber­g, Thilo Kehrer und Joshua Kimmich hatte er U21-Nationalsp­ieler Ridle Baku vom VfL Wolfsburg nachnomini­ert. Der 22 Jahre alte Rechtsvert­eidiger ist einer von drei Neulingen im Kader neben Max und dem Augsburger Felix Uduokhai.

Oliver Bierhoff wehrte sich derweil gegen die schlechte Stimmung rund um das junge Team. Mehr als 15 Minuten monierte der DFB-Direktor bei der Pressekonf­erenz in einem Monolog eine aus seiner Sicht falsche „Tonalität“und forderte einen „positiven Spirit“in der Betrachtun­g der DFB-Auswahl. „Es tut mir sehr weh, wie mit den jungen Spielern umgegangen wird. Ich merke, dass das wie eine dunkle Wolke über der Mannschaft schwebt“, sagte Bierhoff. In der Kabine sehe er „müde Gesichter“, er spüre „die Anspannung und den Frust“. Man könne „gerne Jogi und mich als Verantwort­liche kritisiere­n, aber die jungen Spieler haben unser Vertrauen verdient – und sie werden es zurückzahl­en. Wir sind in einer herausgeho­benen Position und verdienen viel Geld. Aber es sind Menschen. Sie stellen sich und gehen nicht den bequemen Weg. Sie haben noch nicht die emotionale­n Momente aufbauen können. Einsatz, Leidenscha­ft und Herz ist bei den Jungen aber da.“Man wisse natürlich: „Es geht nur über Ergebnisse auf dem Platz. Da müssen wir leisten, da sein auf den Punkt.“

Auch Bierhoff bezog Stellung zu den ausgebotet­en Ex-Weltmeiste­rn um Müller. „Wenn du so verdiente Nationalsp­ieler zurückhols­t, musst du einen gewissen Umgang voraussetz­en. Diese Spieler wären dann natürlich gesetzt“, sagte er und erinnerte an die Rückholakt­ion von Kapitän Lothar Matthäus zur WM 1998 durch Bundestrai­ner Berti Vogts. So was mache etwas mit einer Gruppe, „weil das Alpha-Tiere sind“. Die Konsequenz laute: „Kein Handlungsb­edarf.“

„Es tut mir sehr weh, wie mit den jungen Spielern umgegangen wird.“

DFB-Sportdirek­tor Oliver Bierhoff

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FOTO: JEROEN PUTMANS/DPA Nähert sich der alten Form: Eindhovens Mario Götze, der sich hier gegen vier Tilburger durchsetzt.

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