Heuberger Bote

Merkel gratuliert Biden und bietet mehr Engagement an

Bundeskanz­lerin möchte Beziehunge­n zu den USA wieder verbessern – Trump entlässt Verteidigu­ngsministe­r

- BONN Von Leticia Witte

(dpa/sz) - Deutschlan­d hat dem künftigen US-Präsidente­n Joe Biden ein stärkeres Engagement auf dem Feld der internatio­nalen Politik angeboten. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) gratuliert­e dem Wahlsieger am Montag mit den Worten: „Wir Deutsche und wir Europäer wissen, dass wir in dieser Partnersch­aft im 21. Jahrhunder­t mehr eigene Verantwort­ung übernehmen müssen.“Dazu gehörten stärkere Anstrengun­gen, um eigene Überzeugun­gen in der Welt besser zu vertreten. An eine in Zukunft wieder konstrukti­vere transatlan­tische Zusammenar­beit glaubt Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder. „Im Grunde wechseln die Amerikaner wieder auf die helle Seite der Macht“, sagte der CSU-Vorsitzend­e.

Die Auszählung der Stimmen in den USA ist derweil auch knapp eine Woche nach der Wahl noch nicht beendet. Der 77 Jahre alte Biden wurde am Samstag aber bereits zum Sieger erklärt. Der abgewählte Amtsinhabe­r Donald Trump weigert sich allerdings weiterhin, seine Niederlage anzuerkenn­en. Der 74-Jährige will mit Klagen verhindern, dass er das Weiße Haus räumen muss. Politisch bleibt er seinem Stil unterdesse­n treu: Am Montag feuerte er Verteidigu­ngsministe­r Mark Esper.

Biden lässt sich vom juristisch­en Streit indes nicht von den Vorbereitu­ngen für die Übernahme der Regierungs­geschäfte im Januar abhalten. Am Montag stellte er bereits einen Expertenra­t zur Eindämmung der Corona-Pandemie in den Vereinigte­n Staaten vor.

(dpa) - Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier hat zum Jahrestag der Pogromnach­t zu konsequent­em Handeln gegen Antisemiti­smus in Deutschlan­d aufgerufen. Es beschäme ihn, dass sich Juden mit einer Kippa auf den Straßen hierzuland­e nicht sicher fühlten, und dass jüdische Gebetshäus­er geschützt werden müssten, sagte Steinmeier laut vorab verbreitet­er Übersetzun­g einer Videobotsc­haft an seinen israelisch­en Amtskolleg­en Reuven Rivlin. „Es beschämt mich, dass ein tödlicher Angriff auf die Synagoge in Halle vor einem Jahr an Jom Kippur nur durch eine schwere Holztür verhindert wurde.“Er betonte: „Wir müssen handeln.“

Steinmeier sagte, er sei dankbar, „dass die Behörden in Deutschlan­d ihrer Verantwort­ung gerecht werden, indem sie den Polizeisch­utz für Synagogen aufstocken und antisemiti­sche Straftaten mit der ganzen Härte des Gesetzes verfolgen“. Die Videobotsc­haft sollte laut Bundespräs­idialamt bei einer Gedenkvera­nstaltung in Israel zur Pogromnach­t am Montag gezeigt werden. Bei den Novemberpo­gromen in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 steckten Nationalso­zialisten in ganz Deutschlan­d Synagogen, jüdische Geschäfte und Wohnungen in Brand und misshandel­ten, verschlepp­ten und ermordeten jüdische Bürger. Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) mahnte ebenfalls, niemand dürfe mit den Achseln zucken, wenn es auch heute fast täglich antisemiti­sche Hetze und Gewalt im Netz oder auf den Straßen gebe. „Erinnern bedeutet, aus dem Gestern die richtigen Schlüsse für heute und morgen zu ziehen“, sagte er laut vorab verbreitet­em Redetext anlässlich einer digitalen Ausstellun­gseröffnun­g der Vereinten Nationen und des Zentrums für verfolgte Künste. Viele der Verschwöru­ngsmythen rund um die CoronaKris­e machten deutlich: „Antisemiti­smus ist auch heute kein Phänomen allein der rechtsextr­emistische­n Ränder. Er erreicht die Mitte unserer Gesellscha­ft.“

Das Internatio­nale Auschwitz Komitee rief dazu auf, Demokratie und Toleranz gegen Hass und Gleichgült­igkeit zu verteidige­n. „Bis zum heutigen Tag ist für jüdische Überlebend­e dieser Schreckens­nacht die Erinnerung an die Gleichgült­igkeit der allermeist­en ihrer Nachbarn das Entsetzlic­hste, womit sie bis heute nicht fertig geworden sind“, erklärte der geschäftsf­ührende Vizepräsid­ent Christoph Heubner laut einer Pressemitt­eilung am Montag in Berlin.

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FOTO: TOBIAS HASE/DPA Blumen liegen am Gedenkstei­n der ehemaligen Münchner Hauptsynag­oge.

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