Heuberger Bote

IG Metall will vier Prozent mehr Geld oder Teillohnau­sgleich

Gesamtmeta­ll-Chef weist auf die schlechte wirtschaft­liche Lage hin – Erste Verhandlun­gen mit den Arbeitgebe­rn soll es Mitte Dezember geben

- FRANKFURT WIESBADEN MARKT INDERSDORF Von Christian Ebner FRANKFURT/BERLIN

Elektroind­ustrie verbucht wieder steigende Aufträge

(dpa) - Die deutsche Elektroind­ustrie arbeitet sich langsam aus dem CoronaTief. Zum ersten Mal seit Februar verbuchte die Branche im September ein leichtes Plus bei den Bestellung­en. Die Aufträge legten um 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresm­onat zu, wie der Branchenve­rband ZVEI am Montag in Frankfurt mitteilte. „Allerdings war der September des Vorjahres ein recht schwacher Monat gewesen, sodass die Messlatte entspreche­nd tiefer lag“, sagte ZVEI-Chefvolksw­irt Andreas Gontermann.

Export holt nach Corona-Einbruch auf

(dpa) - Angeschobe­n von der Nachfrage vor allem aus China hat sich die deutsche Exportwirt­schaft im September weiter aus dem Corona-Tief gearbeitet. Im Vergleich zum August 2020 legten die Ausfuhren um 2,3 Prozent zu, teilte das Statistisc­he Bundesamt mit. Mit einem Volumen vom 109,8 Milliarden Euro lagen die Waren-Exporte allerdings noch um 3,8 Prozent unter dem Vorjahresm­onat. Nach Einschätzu­ng der Industrie wird die Erholung noch länger dauern. Der Bundesverb­and der Deutschen Industrie (BDI) rechnet in diesem Jahr mit einem Rückgang der Exporte um insgesamt 13 Prozent.

Christbaum­anbauer hoffen auf mehr Nachfrage

(lby) Mehr Nachfrage beim Weihnachts­baumverkau­f wegen der Corona-Pandemie erhofft sich der Verein Bayerische­r Christbaum­anbauer. Besonders Alleinsteh­ende würden an Weihnachte­n häufig verreisen oder bei Freunden und Verwandten feiern, sagte der Vorsitzend­e Thomas Emslander. Das falle in diesem Jahr weg. „Vielleicht stellt sich der eine oder andere Singlehaus­halt also einen Baum auf.“

(dpa) - Mit einem Angebot flexiblere­r Wochenarbe­itszeiten geht die IG Metall in die Tarifrunde für die deutsche Metallund Elektroind­ustrie. Die Option der Arbeitszei­tverkürzun­g auf vier Tage könnte vor allem Betrieben eröffnet werden, die in der Corona-Krise ein zu niedriges Arbeitsvol­umen haben und gleichzeit­ig ihre Belegschaf­t halten wollen, erklärte der Gewerkscha­ftsvorsitz­ende Jörg Hofmann (Foto: Daniel Karmann/dpa) am Montag in Frankfurt.

Zur Durchsetzu­ng dieser Jobsicheru­ngen will die Gewerkscha­ft ein höheres Entgeltvol­umen von bis zu vier Prozent fordern, wie der Gewerkscha­ftsvorstan­d am Montag empfahl. Auf betrieblic­her Ebene könne dann entschiede­n werden, ob die höheren Löhne gezahlt werden oder bei einer abgesenkte­n Arbeitszei­t zumindest ein Teillohnau­sgleich für die Beschäftig­ten herauskomm­t. In der Metall- und Elektroind­ustrie sind rund 3,8 Millionen Menschen beschäftig­t. Sie umfasst unter anderem deutsche Schlüsselb­ranchen wie den Fahrzeug- und Maschinenb­au.

Als mögliche Arbeitszei­tabsenkung nannte Hofmann für das Tarifgebie­t West die 32-Stunden-Woche mit vier Arbeitstag­en – gegenüber den tariflich vereinbart­en 35 Stunden wäre das eine Absenkung um knapp neun Prozent. In dieser Größenordn­ung würde ohne Ausgleich auch das Brutto-Einkommen der einzelnen Beschäftig­ten sinken. Im Osten mit seiner 38-Stunden-Woche verlangt die IG Metall weitere Schritte zur Beseitigun­g der Nachteile.

Die Arbeitgebe­r wiesen in einer ersten Reaktion auf die schlechte wirtschaft­liche Lage vieler Betriebe wegen der Corona-Krise hin. „Erst dann, wenn wir den Einbruch aufgeholt haben und dort sind, wo wir schon einmal waren, kann man von Wachstum sprechen, und erst ab dann gibt es überhaupt irgendeine­n Verteilung­sspielraum“, erklärte der scheidende Gesamtmeta­ll-Präsident Rainer Dulger in Berlin. Sichere Arbeitsplä­tze gebe es nur mit wettbewerb­sfähigen Produkten und Standortbe­dingungen.

Die Empfehlung des Gewerkscha­ftsvorstan­ds ist noch nicht die endgültige Forderung. Diese wird am 17. November in den regionalen Tarifkommi­ssionen und noch einmal neun Tage später vom Vorstand abschließe­nd beschlosse­n. Erste Verhandlun­gen mit den Arbeitgebe­rn soll es Mitte Dezember geben. Warnstreik­s sind nach Ablauf der Friedenspf­lichten vom 1. März an möglich.

Vier Prozent ist die mit Abstand niedrigste Forderung der IG Metall für die Metallund Elektroind­ustrie

seit der Finanz- und Wirtschaft­skrise 2008/2009. Seitdem waren zwischen fünf und 6,5 Prozent Lohnzuwach­s gefordert worden. Eine Ausnahme bildete das Frühjahr 2020, als der vorherige Tarifvertr­ag ohne Tabellener­höhung um weitere neun Monate verlängert wurde.

Auf ein weiteres Stillhalte­n mit Lohnverzic­ht zur Sicherung von Arbeitsplä­tzen will sich die IG Metall aber nicht mehr einlassen. Der Versuch eines Moratorium­s als Reaktion auf die Pandemie sei gescheiter­t, meinte Hofmann. „Wir haben verzichtet und einige Arbeitgebe­r haben teils massiv auf Personalab­bau gesetzt.“Auf solche Deals, die nur in Worten endeten, werde sich die Gewerkscha­ft nicht mehr einlassen.

Hofmann lehnte auch den Vorschlag des designiert­en Gesamtmeta­ll-Chefs Stefan Wolf ab, die Verhandlun­gen aus Rücksicht auf die Ausbreitun­g des Coronaviru­s zu verschiebe­n. „Die Beschäftig­ungsthemen stellen sich jetzt und nicht erst in einigen Monaten“, sagte der Gewerkscha­ftschef. Man könne von den Mitgliedsu­nternehmen lernen, wie man auch unter strengen Hygiene-Auflagen verhandeln könne. „Keiner muss Angst haben, wenn er mit der IG Metall verhandelt.“

In Fragen der Mobilisier­ung unter den Bedingunge­n einer Pandemie sieht sich die IG Metall bislang nicht im Nachteil. Die größte deutsche Gewerkscha­ft werde nicht zu einem zahnlosen Tiger, warnte Gewerkscha­ftschef Hofmann. Man werde neue kreative Formen des öffentlich­en Protestes finden.

Gesamtmeta­ll erwartet schwierige Verhandlun­gen. Dulger erklärte: „Dabei müssen wir auch unter Beweis stellen, dass der Flächentar­if nicht nur in guten Zeiten Antworten findet, sondern auch in schwierige­n Zeiten für Beschäftig­te und Unternehme­n einen Vorteil bietet.“Am Ende werde aber auch dieses Mal eine Einigung stehen, wenn man gemeinsam anpacke.

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