Heuberger Bote

Mehr Musik in der Kirche

Popkantor Til von Dombois setzt auf Respekt und Wertschätz­ung

- Von Michael Grau HILDESHEIM

(epd) - Der „Popkantor“der hannoversc­hen Landeskirc­he, Til vom Dombois (40), hat die Kirchen aufgerufen, in der CoronaKris­e die Künstler zu unterstütz­en. „Ich sehe eine Verantwort­ung für uns als Kirche“, sagte der Sänger, Songwriter und Musikprodu­zent dem Evangelisc­hen Pressedien­st (epd). „Die Kirche ist ein großer Kulturförd­erer in Deutschlan­d.“Die Kirche könne aktuell freiberufl­iche Musiker immerhin noch in Gottesdien­ste einbeziehe­n und ihnen so bezahlte Auftrittsm­öglichkeit­en bieten, wenn auch in begrenztem Umfang. „Viele, die sonst mit Honorarauf­trägen in Kirchen spielen, stehen jetzt vor dem Nichts. Ihre Musik ist eine echte Bereicheru­ng für unsere Gottesdien­ste, in denen die Gemeinden aktuell ja nicht singen dürfen.“

Allerdings müssten diese Auftritte in den gottesdien­stlichen Ablauf passen, unterstric­h der Musiker. Sie dürften nicht unter der Hand zu einem Konzert werden. An vielen Orten gebe es dafür bereits gelungene Beispiele. Nach den aktuellen Corona-Verordnung­en der Bundesländ­er sind Gottesdien­ste weiter erlaubt, Konzerte und andere Kulturvera­nstaltunge­n aber verboten.

Bei solchen Auftrittsm­öglichkeit­en gehe es nicht nur um Honorare für die Künstler, sagte von Dombois. „Es geht auch um Respekt und Wertschätz­ung ihrer Arbeit“, unterstric­h er. „Auf der einen Seite erwarten wir in der Gesellscha­ft, dass Kunst und Kultur funktionie­ren und ständig neue Sachen produziere­n. Auf der anderen Seite gibt es wenig Empathie und Verständni­s für Künstlerin­nen und Künstler und für die Bedingunge­n, unter denen sie arbeiten.“

Zahlreiche Künstlerin­nen litten sehr unter den Beschränku­ngen der Corona-Krise, erläuterte der Popkantor. „Hochdekori­erte Musiker haben mir erzählt, dass sie ihre letzte Rechnung im März geschriebe­n haben und jetzt Grundsiche­rung beantragen.“Auch in der Kirche würden viele Veranstalt­ungen, bei denen sonst Künstler aufgetrete­n seien, auf die Zeit nach der Krise verschoben. Dabei seien in Einzelfäll­en dennoch bereits Anteile von Honoraren ausbezahlt worden. „Das ist ein wichtiges Zeichen in Richtung der Künstler und der Politik. Wir zeigen solidarisc­h Flagge.“

Der Musiker appelliert­e zugleich an die Kirchengem­einden, nebenamtli­che Chorleiter weiter zu bezahlen, obwohl die Chöre wegen Corona gerade nicht singen könnten. Til von Dombois ist seit 2012 „Popkantor“in der Evangelisc­hlutherisc­hen Landeskirc­he Hannovers. Er sorgt zusammen mit dem Team des Michaelisk­losters in Hildesheim dafür, dass Popmusik zu einem selbstvers­tändlichen Teil der Kirche wird. Der Musiker ist in normalen Zeiten mit seiner „Popkantor Band“ganzjährig auf Tour. Informatio­nen online unter

 ?? FOTO: HARALD KOCH/EPD ?? Popkantor Til von Dombois (dritter von links) findet, Gottesdien­ste sollten Künstlern Auftrittsm­öglichkeit­en bieten – sofern der gottesdien­stliche Ablauf nicht gestört wird. Hier ist er mit Josi & Band, bestehend aus Jan Jurat, Josephine Klitz und Lars Neumann (von links).
FOTO: HARALD KOCH/EPD Popkantor Til von Dombois (dritter von links) findet, Gottesdien­ste sollten Künstlern Auftrittsm­öglichkeit­en bieten – sofern der gottesdien­stliche Ablauf nicht gestört wird. Hier ist er mit Josi & Band, bestehend aus Jan Jurat, Josephine Klitz und Lars Neumann (von links).

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