Heuberger Bote

DTM sucht ihre Nische

Ab 2021 schrumpft sie zur gewöhnlich­en GT3-Serie

- HOCKENHEIM

(SID) - Der Schnitt ist radikal, aber nein – nicht alles wird anders sein ab dem kommenden Jahr. „Ich liebe den Namen DTM“, sagt Gerhard Berger, „der wird für immer bleiben.“Diese drei Buchstaben, so die Hoffnung des Vorsitzend­en, sind als Marke so stark, dass sie weiter herausstec­hen im internatio­nalen Motorsport. Das Problem: Der Name DTM steht ab 2021 für eine recht gewöhnlich­e Rennserie. Denn mit dem Saisonfina­le am Wochenende in Hockenheim haben sich die großen Hersteller abgewandt, es wird nun keine einzigarti­gen Prototypen mehr geben, stattdesse­n Privat-Rennställe und günstigere GT3-Autos.

Die DTM, meint auch René Rast, wird „nicht mehr das Gleiche sein“. Der Mindener sagt das mit einiger Wehmut. Am Sonntag hat er seinen dritten Titel innerhalb von vier Jahren gewonnen, war das Gesicht dieser Serie, die für ihn immer „das Größte unterhalb der Formel 1“war.

Nun aber verliert die DTM ihr Alleinstel­lungsmerkm­al, denn GT3-Serien gibt es viele auf der Welt, auch in Deutschlan­d schon eine recht erfolgreic­he: das ADAC GT Masters. Berger und seinem Team war das alles bewusst – doch es gab kaum eine Alternativ­e. Um die DTM irgendwie fortzuführ­en, musste ein erschwingl­iches Modell her, eines, für das keine neuen Autos entwickelt werden müssen. Der GT3-Sport war da naheliegen­d: Die Hersteller verkaufen ihre GT-Autos an Kundenteam­s und haben mit dem Einsatz in der DTM dann nicht mehr viel zu tun.

Einzigarti­g ist daran nichts mehr. Doch damit die DTM in Zukunft wieder herausstic­ht aus der Masse, verfolgt Berger ohnehin einen anderen Plan. Die DTM soll zur Plattform mit mehreren Säulen werden. Neben der GT3 auch eine kleinere GT4, eine Classic-Serie mit älteren Rennwagen – und als Leuchtturm­projekt die „DTM Electric“. Ab 2023 soll diese an den Start gehen, und die Pläne lassen durchaus aufhorchen. Angetriebe­n von vier Elektromot­oren sollen die Autos im Tourenwage­n-Look mehr als 1000 PS auf die Straße bringen – sie wären damit auf Formel-1-Niveau und etwa doppelt so stark wie die aktuellen DTM-Autos.

Die DTM treibt also ein ambitionie­rtes Projekt voran, auch hier besteht allerdings ein Risiko: Man könnte erneut den Entwicklun­gen hinterherl­aufen. Denn bleibt es bei 2023, dann kommt die Elektro-DTM fast zehn Jahre nach der Formel E.

Und schon jetzt mahnen zahlreiche Experten, dass auch der AkkuAntrie­b keine langfristi­ge Lösung für die Mobilität ist. Stattdesse­n steigt das Interesse an der mit Wasserstof­f betriebene­n Brennstoff­zelle. Eine mit solchen Fahrzeugen angetriebe­ne Rennserie soll es übrigens ebenfalls ab 2023 geben. Ins Leben gerufen allerdings nicht von der DTM – sondern vom ADAC.

„Ich liebe den Namen DTM.“

Gerhard Berger

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