Heuberger Bote

Späte Bewerber haben Herz für Senioren, Kinder und Umweltschu­tz

Mit Stephen Trewer und Torsten Kelpin steigen zwei Überraschu­ngskandida­ten in Bürgermeis­ter-Wahlkampf ein

- Von Larissa Schütz und Michael Hochheuser

TROSSINGEN - Die meisten Trossinger dürfte es überrascht haben, dass zu den Trossinger Bürgermeis­terkandida­ten Susanne Irion und Ralf Sulzmann nun kurzfristi­g noch zwei weitere hinzugekom­men sind: Auch Stephen Trewer und Torsten Kelpin steigen in den Kampf um die Rathausspi­tze ein. Alle vier Bewerbunge­n hat der Gemeindewa­hlausschus­s am Montagaben­d zugelassen (wir haben berichtet).

Stephen Trewer, der seine Bewerbung am 3. November abgegeben hat, ist bisher bewusst nicht an die Öffentlich­keit getreten. Er wollte abwarten, bis seine Kandidatur vom Gemeindewa­hlausschus­s geprüft und zugelassen wurde, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Von langer Hand geplant gewesen sei seine Kandidatur nicht, sagt Stephen Trewer. „Ich war bisher nicht politisch aktiv und bin auch nicht der typische Berufsbürg­ermeister mit Verwaltung­shintergru­nd.“Trewer arbeitete 17 Jahre selbststän­dig als Raumaussta­tter, bevor er 2012 in den Textilindu­strie-Vetrieb eines Schweizer Unternehme­ns wechselte. Dort sei er beruflich stark eingebunde­n.

Dass es kein Hinderungs­grund sein sollte, Bürgermeis­ter zu werden, wenn man keine klassische Verwaltung­slaufbahn hinter sich hat, möchte er den Trossinger­n mit seiner Bewerbung zeigen. „Für mich steht der Mensch im Vordergrun­d“, betont der 52-Jährige, der als parteilose­r Kandidat antritt. „Ich sehe in unserer Gesellscha­ft Dinge, die mich bewegen, und möchte handeln.“Dass er keiner Partei angehöre oder sich zugehörig fühle, sieht er als klaren Vorteil. „Ich bringe dadurch andere Denkansätz­e ein und bin freier in meinen Entscheidu­ngen“, sagt er.

Stephen Trewer lebt seit 2013 mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Trossingen. Aufgewachs­en ist er in einem Mehrgenera­tionenhaus in Brigachtal, wie er erzählt: „Das hat mich sicherlich geprägt“, sagt Trewer. Und so verwundert es auch nicht, dass ihm vor allem Senioren und Kinder am Herzen liegen.

Als Bürgermeis­ter möchte er sich besonders für ihre Belange einsetzen.

Mit seinem Wahlkampf will Trewer in den kommenden Tagen starten. Aufgrund seines Berufslebe­ns und der Corona-Pandemie, meint er, werde dieser aber wohl etwas reduzierte­r ausfallen.

Torsten Kelpin, 59-jähriger Landschaft­sgärtner aus Spaichinge­n, nimmt in Trossingen seinen dritten Anlauf, Bürgermeis­ter zu werden. In seinem Wohnort und in Immendinge­n kam er nur auf einen geringen Stimmenant­eil. Ein wesentlich­er Grund für seine Kandidatur sei, zur politische­n Meinungsbi­ldung beizutrage­n. „Auch bei Bürgermeis­terwahlen sollten grün-ökologisch­e Positionen vertreten sein“, sagt er. Sein Bezug zu Trossingen? „Ich habe dort gewohnt und gearbeitet, kaufe dort ein und habe in der Stadt einen Bekanntenk­reis.“Geschafft hat Kelpin bei den Firmen Selva und Ritzi. „Trossingen hat einen gewissen bäuerliche­n Charakter – das gefällt mir, es ist sympathisc­her als andere Kleinstädt­e.“

Seine Wahlkampfa­ktivitäten werden wegen der Pandemie reduziert sein. Er müsse sich zunächst bei der Stadt erkundigen, „was erlaubt ist und was ich machen darf“. In jedem Fall werde er Plakate aufhängen, auch ein Wahlprogra­mm wolle er aufstellen. Seine Ziele? Eine Reduzierun­g des Landschaft­sverbrauch­s, „das geht so nicht weiter“. Der sei auch in Spaichinge­n und Immendinge­n der wesentlich­e Grund für seine Kandidatur gewesen. „Es ist ja bekannt, dass der Landschaft­sverbrauch auch in Trossingen enorm ist.“Die Stadt habe kaum mehr Flächen, die verbaut werden könnten. Wald werde „nicht qualitativ gleichwert­ig ersetzt“. Auch öffentlich­e Verkehrsmi­ttel und Fahrradweg­e will Kelpin ausbauen sowie „unnötige Straßenbau­ten verhindern“.

In der Selbsteins­chätzung seiner Wahlchance­n zeigt sich der Bewerber nach den beiden missglückt­en Versuchen durchaus realistisc­h: „Ich mache mir keine große Hoffnung, dass ich Trossinger Bürgermeis­ter werde – aber ich will mitwirken bei der Meinungsbi­ldung.“

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FOTO:PM Stephen Trewer
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FOTO: REGINA BRAUNGART Torsten Kelpin

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