Späte Bewerber haben Herz für Senioren, Kinder und Umweltschutz
Mit Stephen Trewer und Torsten Kelpin steigen zwei Überraschungskandidaten in Bürgermeister-Wahlkampf ein
TROSSINGEN - Die meisten Trossinger dürfte es überrascht haben, dass zu den Trossinger Bürgermeisterkandidaten Susanne Irion und Ralf Sulzmann nun kurzfristig noch zwei weitere hinzugekommen sind: Auch Stephen Trewer und Torsten Kelpin steigen in den Kampf um die Rathausspitze ein. Alle vier Bewerbungen hat der Gemeindewahlausschuss am Montagabend zugelassen (wir haben berichtet).
Stephen Trewer, der seine Bewerbung am 3. November abgegeben hat, ist bisher bewusst nicht an die Öffentlichkeit getreten. Er wollte abwarten, bis seine Kandidatur vom Gemeindewahlausschuss geprüft und zugelassen wurde, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Von langer Hand geplant gewesen sei seine Kandidatur nicht, sagt Stephen Trewer. „Ich war bisher nicht politisch aktiv und bin auch nicht der typische Berufsbürgermeister mit Verwaltungshintergrund.“Trewer arbeitete 17 Jahre selbstständig als Raumausstatter, bevor er 2012 in den Textilindustrie-Vetrieb eines Schweizer Unternehmens wechselte. Dort sei er beruflich stark eingebunden.
Dass es kein Hinderungsgrund sein sollte, Bürgermeister zu werden, wenn man keine klassische Verwaltungslaufbahn hinter sich hat, möchte er den Trossingern mit seiner Bewerbung zeigen. „Für mich steht der Mensch im Vordergrund“, betont der 52-Jährige, der als parteiloser Kandidat antritt. „Ich sehe in unserer Gesellschaft Dinge, die mich bewegen, und möchte handeln.“Dass er keiner Partei angehöre oder sich zugehörig fühle, sieht er als klaren Vorteil. „Ich bringe dadurch andere Denkansätze ein und bin freier in meinen Entscheidungen“, sagt er.
Stephen Trewer lebt seit 2013 mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Trossingen. Aufgewachsen ist er in einem Mehrgenerationenhaus in Brigachtal, wie er erzählt: „Das hat mich sicherlich geprägt“, sagt Trewer. Und so verwundert es auch nicht, dass ihm vor allem Senioren und Kinder am Herzen liegen.
Als Bürgermeister möchte er sich besonders für ihre Belange einsetzen.
Mit seinem Wahlkampf will Trewer in den kommenden Tagen starten. Aufgrund seines Berufslebens und der Corona-Pandemie, meint er, werde dieser aber wohl etwas reduzierter ausfallen.
Torsten Kelpin, 59-jähriger Landschaftsgärtner aus Spaichingen, nimmt in Trossingen seinen dritten Anlauf, Bürgermeister zu werden. In seinem Wohnort und in Immendingen kam er nur auf einen geringen Stimmenanteil. Ein wesentlicher Grund für seine Kandidatur sei, zur politischen Meinungsbildung beizutragen. „Auch bei Bürgermeisterwahlen sollten grün-ökologische Positionen vertreten sein“, sagt er. Sein Bezug zu Trossingen? „Ich habe dort gewohnt und gearbeitet, kaufe dort ein und habe in der Stadt einen Bekanntenkreis.“Geschafft hat Kelpin bei den Firmen Selva und Ritzi. „Trossingen hat einen gewissen bäuerlichen Charakter – das gefällt mir, es ist sympathischer als andere Kleinstädte.“
Seine Wahlkampfaktivitäten werden wegen der Pandemie reduziert sein. Er müsse sich zunächst bei der Stadt erkundigen, „was erlaubt ist und was ich machen darf“. In jedem Fall werde er Plakate aufhängen, auch ein Wahlprogramm wolle er aufstellen. Seine Ziele? Eine Reduzierung des Landschaftsverbrauchs, „das geht so nicht weiter“. Der sei auch in Spaichingen und Immendingen der wesentliche Grund für seine Kandidatur gewesen. „Es ist ja bekannt, dass der Landschaftsverbrauch auch in Trossingen enorm ist.“Die Stadt habe kaum mehr Flächen, die verbaut werden könnten. Wald werde „nicht qualitativ gleichwertig ersetzt“. Auch öffentliche Verkehrsmittel und Fahrradwege will Kelpin ausbauen sowie „unnötige Straßenbauten verhindern“.
In der Selbsteinschätzung seiner Wahlchancen zeigt sich der Bewerber nach den beiden missglückten Versuchen durchaus realistisch: „Ich mache mir keine große Hoffnung, dass ich Trossinger Bürgermeister werde – aber ich will mitwirken bei der Meinungsbildung.“