Heuberger Bote

In Rumänien vermisst

Volkstraue­rtag: Am Sonntag wird den Opfern von Krieg und Gewaltherr­schaft gedacht

- Von Stefan Manger

TUTTLINGEN-MÖHRINGEN - Am kommenden Sonntag ist Volkstraue­rtag. Wegen der Corona-Pandemie wurden die Feierliche­iten am Gedenktag abgesagt. Dennoch wird an diesem Tag den Opfern von Krieg und Gewaltherr­schaft gedacht. Hinter diesen vielen Millionen Opfern stehen ebenso viele Schicksale einzelner Familien, deren Leben sich durch diese Ereignisse zum Teil dramatisch veränderte.

Eines dieser Schicksale traf die Möhringer Familie Schmid schmerzlic­h, deren Sohn Emil Schmid, geboren im Jahr 1914, seit August 1944 in Rumänien vermisst wird.

Emil Schmid, war verheirate­t und hatte zwei Kinder. Er kämpfte noch am 20. August 1944, als die Offensive nach den Vorbereitu­ngen der Sowjets abgeschlos­sen war, in Rumänien. Dort gelang den Panzer- und Infanterie­massen, nach schwerem Trommelfeu­er und unterstütz­t von pausenlos angreifend­en Schlachtfl­iegern, der Einbruch in die Hauptkampf­linie. Drei Tage hielten die deutschen Divisionen damals dem Ansturm stand, bis ihre Kräfte erschöpft und die Front zerschlage­n war. Unaufhalts­am seien die motorisier­ten Verbände vorgedrung­en. Schon bald seien große Gebiete in sowjetisch­er Hand gewesen, womit das Schicksal der deutschen Armee besiegelt war, da der Weg nach Westen hin versperrt war. Nur ganz wenige Einheiten hätten in diesen Tagen noch durch einzelne Lücken entkommen können, schilderte­n Zeitzeugen. Danach sei das nur noch kleinen Gruppen gelungen.

Eingekesse­lte Verbände versuchten unterdesse­n, sich durchzusch­lagen. Beim Rückzug von Dnjestr wurden immer wieder feindliche Sperren durchbroch­en, unter dauerndem Beschuss durch die Artillerie und Schlachtfl­ieger. Dabei entstand ein großer Kessel, in dem nach tagelangen Kämpfen die Masse der deutschen Division gefangen genommen wurde.

Nur einigen Kampfgrupp­en gelang es unter hohen Ausfällen, durchzukom­men. Diese wurden dann aber erneut eingekesse­lt und mussten schließlic­h doch den Weg in die Gefangensc­haft antreten. Die Zahl der Gefangenen wurde auf 115 000 Mann geschätzt, von denen schon viele infolge seelischer und körperlich­er Erschöpfun­g, bedingt durch Mangel an Verpflegun­g und Sanitätsma­terial starben. Zumal auch noch in den Sammellage­rn Ruhr und Typhus ausgebroch­en waren.

Es ist davon auszugehen, dass in dieser Zeit auch der Möhringer Emil Schmid gemäß eines Gutachtens des Deutschen Roten Kreuzes zu Tode kam.

Das Schicksal Emil Schmids, dem auch im Möhringer Gedenkbuch der im 2. Weltkrieg ums Leben gekommenen Möhringer Bürger ein Platz gewidmet ist, ist eines von vielen, die es in den beiden Weltkriege­n gab . Viele Familien in der Heimat erhielten solche oder ähnliche Nachrichte­n über die Soldaten.

Allein in Möhringen traf dieses Schicksal 112 Familien. Manchmal hat es gleich mehrere Geschwiste­r bezehungsw­eise Kinder getroffen, die aufgrund von Kriegsgesc­hehnissen den Tod fanden.

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FOTO: MANGER Die Gräber, der in und bei Möhringen umgekommen­en Möhringer Bürger in Folge des 2. Weltkriege­s am Eingang des Möhringer Friedhofs.
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FOTO: MANGER Der in Möhringen geborene und aufgewachs­ene Emil Schmid wird seit den Kämpfen im August 1944 in Rumänien vermisst.

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