In Rumänien vermisst
Volkstrauertag: Am Sonntag wird den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht
TUTTLINGEN-MÖHRINGEN - Am kommenden Sonntag ist Volkstrauertag. Wegen der Corona-Pandemie wurden die Feierlicheiten am Gedenktag abgesagt. Dennoch wird an diesem Tag den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht. Hinter diesen vielen Millionen Opfern stehen ebenso viele Schicksale einzelner Familien, deren Leben sich durch diese Ereignisse zum Teil dramatisch veränderte.
Eines dieser Schicksale traf die Möhringer Familie Schmid schmerzlich, deren Sohn Emil Schmid, geboren im Jahr 1914, seit August 1944 in Rumänien vermisst wird.
Emil Schmid, war verheiratet und hatte zwei Kinder. Er kämpfte noch am 20. August 1944, als die Offensive nach den Vorbereitungen der Sowjets abgeschlossen war, in Rumänien. Dort gelang den Panzer- und Infanteriemassen, nach schwerem Trommelfeuer und unterstützt von pausenlos angreifenden Schlachtfliegern, der Einbruch in die Hauptkampflinie. Drei Tage hielten die deutschen Divisionen damals dem Ansturm stand, bis ihre Kräfte erschöpft und die Front zerschlagen war. Unaufhaltsam seien die motorisierten Verbände vorgedrungen. Schon bald seien große Gebiete in sowjetischer Hand gewesen, womit das Schicksal der deutschen Armee besiegelt war, da der Weg nach Westen hin versperrt war. Nur ganz wenige Einheiten hätten in diesen Tagen noch durch einzelne Lücken entkommen können, schilderten Zeitzeugen. Danach sei das nur noch kleinen Gruppen gelungen.
Eingekesselte Verbände versuchten unterdessen, sich durchzuschlagen. Beim Rückzug von Dnjestr wurden immer wieder feindliche Sperren durchbrochen, unter dauerndem Beschuss durch die Artillerie und Schlachtflieger. Dabei entstand ein großer Kessel, in dem nach tagelangen Kämpfen die Masse der deutschen Division gefangen genommen wurde.
Nur einigen Kampfgruppen gelang es unter hohen Ausfällen, durchzukommen. Diese wurden dann aber erneut eingekesselt und mussten schließlich doch den Weg in die Gefangenschaft antreten. Die Zahl der Gefangenen wurde auf 115 000 Mann geschätzt, von denen schon viele infolge seelischer und körperlicher Erschöpfung, bedingt durch Mangel an Verpflegung und Sanitätsmaterial starben. Zumal auch noch in den Sammellagern Ruhr und Typhus ausgebrochen waren.
Es ist davon auszugehen, dass in dieser Zeit auch der Möhringer Emil Schmid gemäß eines Gutachtens des Deutschen Roten Kreuzes zu Tode kam.
Das Schicksal Emil Schmids, dem auch im Möhringer Gedenkbuch der im 2. Weltkrieg ums Leben gekommenen Möhringer Bürger ein Platz gewidmet ist, ist eines von vielen, die es in den beiden Weltkriegen gab . Viele Familien in der Heimat erhielten solche oder ähnliche Nachrichten über die Soldaten.
Allein in Möhringen traf dieses Schicksal 112 Familien. Manchmal hat es gleich mehrere Geschwister bezehungsweise Kinder getroffen, die aufgrund von Kriegsgeschehnissen den Tod fanden.