Im Schatten der Topstars
Wie Tennisprofi Peter Torebko mit der Corona-Krise zu kämpfen hat – und was er dagegen tut
ÜBERLINGEN - Peter Torebko kann aufatmen. Obwohl seit gut einer Woche in ganz Deutschland der Amateursport ruhen muss, um der Corona-Pandemie keinen Vorschub zu leisten, darf der 32-Jährige weiter seinem Beruf nachgehen. Seit Anfang Oktober betreibt der Tennisprofi in Überlingen eine Tennisschule. Das Training mit dem Filzball ist im Gegensatz zu den meisten anderen Sportarten weiter erlaubt – zumindest in Baden-Württemberg und nur unter deutlichen Einschränkungen. So darf auf jeder Seite des Courts nur eine Person stehen (siehe Kasten). Für Torebko bedeutet das viel Organisation und noch mehr Zeit, die er durch die Aufteilung der Trainingsgruppen in zusätzliche Einheiten investieren muss. Dennoch ist er froh, dass er seine erst vor fünf Wochen gestartete Arbeit nicht wieder einstellen muss. In seiner Heimat Nordrhein-Westfalen ist das anders. Dort ist das Tennisspielen seit dem 2. November in Hallen komplett untersagt.
„Ich bin zufrieden“, sagt der Profi aus Wesel deshalb. Vor allem, weil so weiter etwas Geld in seine fast leere Kasse gespült wird. Während des ersten Lockdowns Anfang des Jahres wurden seine Reserven schwer angegriffen. Turniere wurden weltweit abgesagt, die zweite Tennis-Bundesliga, in der Torebko für den TC Bredeney spielt, pausierte, Preisgelder blieben aus. Gerade mal etwas mehr als 5000 US-Dollar hatte die ehemalige Nummer 182 der Weltrangliste in diesem Jahr bis zum Abbruch erspielt. „Wenn das lange so weitergeht und meine letzten Ersparnisse weg sind, lande ich irgendwann bei Hartz IV“, sagte Torebko im April der „Sportbild“.
Heute, ein halbes Jahr später, sieht die Situation wieder etwas besser aus. Seine Trainingsstunden sind gut gebucht, die Einnahmen stimmen. Als der TC Überlingen ihn im Sommer für einen Trainerposten angefragt hatte, weil der bisherige Vereinscoach an ein Mädcheninternat gewechselt war, war für Torebko sofort klar: er macht das. „Das war eine Entscheidung des Herzens. Ich fühle mich sehr wohl in Überlingen“, sagt der 32-Jährige, der die Stadt und den Verein von seinen zahlreichen Teilnahmen an den Überlingen Open kennt. „Es haben sich Freundschaften entwickelt.“
Dass es sich bei dem Engagement jedoch nicht um einen reinen Freundschaftsdienst handelt, daraus macht Torebko keinen Hehl. Es war vor allem die Aussicht auf ein geregeltes Einkommen, die ihn dazu bewegte, den Niederrhein in Richtung Bodensee zu verlassen. „Das war ein nicht unerheblicher Faktor.“
Peter Torebko ist wirtschaften gewohnt. Während Topstars wie Roger Federer, Novak Djokovic oder Rafael Nadal seit Jahren auf der ATP-Tour um Millionenpreisgelder spielen, zudem über lukrative Sponsorenverträge verfügen und selbst in der aktuellen Krise weich fallen, ist das Leben der Tennisprofis in der zweiten und dritten Reihe alles andere als luxuriös. „Zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig“, sagt die aktuelle Nummer 334 der Weltrangliste. 252 298 USDollar Preisgeld hat Peter Torebko laut ATP-Statistik seit seinem Karrierebeginn 2008 erspielt, hinzu kommen noch ein paar Sponsorengelder. Davon bezahlt werden müssen Reisen, Unterbringung und Trainer. „Man kann nicht in die teuersten Hotels gehen und jeden Tag das 30-EuroSteak essen. Da tun es auch Spaghetti Bolognese“, beschreibt der WahlÜberlinger den bescheidenen Alltag eines Profis im Schatten der Superstars wie Federer, mit dem er bei den ATP-Finals 2018 in London als Trainingspartner ein paar Bälle schlug. Torebko stellt aber klar: „Das war dennoch ein schönes Leben, das ich niemals missen möchte. Ich habe das Leben sehr genossen.“
Auch wenn er bereits in der Vergangenheit spricht, hat er mit seiner Sportlerkarriere noch nicht abgeschlossen. „Ich halte mich sporadisch fit.“Vor allem mit dem Zweitligisten
TC Bredeney hat er noch ein großes Ziel: den Aufstieg in die Bundesliga. Mit den Essenern hat er 2018 den Sprung in die zweite Liga geschafft. „Das war ein Riesengefühl, das ich gerne noch einmal erleben möchte.“
Ansonsten will sich Peter Torebko nun erst einmal auf seine neu gegründete Tennisschule konzentrieren. Bis April hat er vorerst zugesagt, die Vereinsmitglieder des TC Überlingen und andere Interessierte zu unterrichten. In dieser Zeit möchte er schauen, ob diese Arbeit eine dauerhafte Lösung sein könnte. Nebenbei will er sein BWL-Fernstudium zu Ende bringen. „Konzentriert man sich nur auf den Sport, kann man auch unglücklich werden. Ich möchte ein zweites Standbein haben“, sagt Torebko. So eine Phase wie im Frühjahr möchte er schließlich nicht noch einmal erleben.