Heuberger Bote

Randnotize­n

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Es ist ja so: Der Trossinger*In an sich ist ja im Prinzip eine Rand-Erscheinun­g. Egal, von welcher Kreisstadt um uns herum man nach Trossingen schaut: immer liegt sie irgendwo am Rand, die Musikstadt. Direkt an zwei Kreisgrenz­en gelegen, stehen und liegen Rottweil und VillingenS­chwenninge­n eigentlich näher als Tuttlingen. Was in Zeiten von Corona auch gefährlich sein kann: die Infektions­zahlen im Schwarzwal­dBaar-Kreis stellten in den letzten Wochen oft eine höhere Gefahr dar als die im Kreis Tuttlingen.

Viel ist in diesen Zeiten vom Mittelalte­r die Rede, mancher denkt da sofort an Pest und Cholera, die vor allem im Spätmittel­alter wüteten. Auch da hat man mit „Lockdowns“reagiert: Polen legte an seiner Südgrenze einen bewachten Pestkordon an, Mailand schloss 1377 zwei Jahre seine Tore, Schiffe mussten außerhalb der Häfen warten, die Seeleute wurden auf Inseln, „Isolas“festgehalt­en, daher die „Isolation“, oft für vierzig Tage, Italienisc­h: „quaranta giorni“, wodurch sich der Begriff „Quarantäne“bildete. Heute ist es das „Mittelalte­r“zwischen 30 und 60, was sich momentan verstärkt ansteckt.

Damals hatte Trossingen schon mehrfach die Herrschaft zwischen Kloster Reichenau und Reichsstad­t Rottweil gewechselt, regiert von den Maiern, ritterlich­en Dienstleut­en der Klöster, die hier durchgefüt­tert wurden und wenig zustande brachten. Mitte des 15. Jahrhunder­ts ging es dem Maier hier immer schlechter, der gesamte Besitz wurde 1444 verkauft, kam zum Stabsamt Tuttlingen und damit zu Württember­g.

Im Kreis Tuttlingen war Trossingen jetzt an den Rand gedrückt, der letzte Maier verließ die Stadt, die Trossinger betrachtet­en die Scherben und hielten ab sofort den Rand. Das war natürlich im finsteren Mittelalte­r, Ähnlichkei­ten mit neuerer Geschichte wären rein zufällig und völlig unbeabsich­tigt ….

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