Spaichingen trauert um Edeltraud Teufel
Die ehemalige First Lady verkörperte die starke weibliche Seite des Teams Teufel
- Mit großer Trauer hat Spaichingen am Mittwoch die Nachricht vom Tod Edeltraud Teufels aufgenommen. Sie wäre am 6. Januar 82 Jahre alt geworden. Zum 80. Geburtstag ihres Mannes Erwin, der fast gleich alt ist, hatte sie in einer Sonderveröffentlichung im September 2019 ihrem Mann für die schöne gemeinsame Zeit gedankt und gewünscht: „Ich hoffe noch auf einige schöne gemeinsame Jahre.“Es kam anders.
Edeltraud Teufel war die weibliche, die geerdete, die freundliche, praktische, fleißige, ordnende Seite das Teams Teufel. Auch wenn er, der katholische Jugendleiter, der energische frühere Bürgermeister Spaichingens, Landtagsabgeordnete, CDU-Fraktionsvorsitzende, stellvertretende Bundesvorsitzende, in europäischen Gremien Arbeitende, Ministerpräsident seines Landes Baden-Württemberg, stets menschenfreundlich-zugewandt in der Begegnung war und ist. Er galt als hart in der Sache und geschickter Taktiker.
Sie war ausnahmslos immer freundlich, offen, herzlich, annehmend. Egal, ob man sie beim Einkaufen in der Stadt traf oder beim Staatsempfang mit den mächtigsten Menschen der Welt. In ihrer authentischen Art war sie überall respektiert, geschätzt und ehrlich gemocht. Das lag vielleicht auch daran, dass man spürte, dass Edeltraud Teufel ein eigenes starkes Sein hatte, das in manchen Bemerkungen, in originellen Reaktionen zum Ausdruck kam. Das ist auch einem Journalisten der „Welt“aufgefallen, der das Paar auf dem Staatsbesuch nach Thailand begleitete. Da war ihre große Krokotasche im Weg und sie drückte sie kurzerhand dem Journalisten mit den Worten: „Halten Sie mal, ich muss zum König“, in die Hand.
Edeltraud Teufel hätte, wenn sie denn vom Virus der Eitelkeit befallen gewesen wäre, ein „Name-Dropping“vom Feinsten veranstalten können: Wladimir Putin, Boris Jelzin, Nelson Mandela, George Bush, Angela Merkel oder weiteren großen Staatslenkern begegnete sie oder bewirtete sie sogar im Haus in der Dreifaltigkeitsstraße. Aber sich hier aufzuplustern, das wäre ihr überhaupt nicht in den Sinn gekommen. Das hatte sie nicht nötig.
Selbstbewusst hatte sie sich den Platz an der Seite ihres Mannes gestaltet, auch wenn es manchmal nicht leicht war, weil Erwin Teufel durch seinen Beruf, seine Berufe, so oft weg von zuhause sein musste. Dabei hat das Paar, das sich seit Kindertagen in Zimmern ob Rottweil kannte, 1964 Christa,1966 Andrea, 1967 Thomas und 1972 Judith bekommen. Nach seinem Amtsantritt 1964 als jüngster Bürgermeister Deutschlands zog die Familie nach Spaichingen. Und als er 1972 als Landtagsabgeordneter und politischer Staatssekretär nach Stuttgart wechselte, blieb die Familie in Spaichingen.
Das sei Edeltraud Teufel ganz wichtig gewesen, schildern es langjährige Freundinnen. Sie wollte die Kinder in einem überschaubaren Raum und nicht in der Großstadt aufziehen. Das überzeugte Erwin Teufel. Und dass er jeden Tag nach Stuttgart pendelte mit dem Sechs-Uhr-Zug und abends manchmal um 20 Uhr, oft aber erst um Mitternacht heimkam, aber heimkam, das rechnete sie ihm hoch an. Er aber ließ keinen Zweifel, dass er ihre Leistung als quasi alleinerziehende Mutter von vier Kindern dankbar und hoch anrechnete.
Man hat die Bilder im Kopf: Edeltraud Teufel neben oder ein bisschen hinter ihrem Mann bei Staatsbesuchen, bei Festessen, Vorträgen, Ehrungen, Versammlungen, beim Damenkränzchen von Politikergattinnen, beim Damenprogramm auf Staatsbesuchen. Aber auch das Bild des großen, aufrechten Mannes und seiner klein gewachsenen Frau, die wie ein Lotsenboot beim Kirchgang bis zuletzt ganz unauffällig ihn an der Hand über eine Stufe führt, die er vielleicht nicht gesehen hätte. Man hat das Bild im Kopf, wie beide inmitten ihrer vier Kinder und zehn Enkel und mittlerweile zwei Urenkel strahlen. Sie hatte, auch als die Kinder schon groß waren, alle regelmäßig zum Kaffee eingeladen. Man sieht das Bild, wie Edeltraud Teufel inmitten ihrer Freundinnen sitzt, die Kugel im Damenkegelclub „Keiner bleibt stehen“schiebt, die Kinder versorgt und alle Termine managt, bei denen sie an seiner Seite sein soll und meist auch will.
Als die Kinder klein waren, unterstützte sie in diesem Spagat der Mutter und Repräsentationspflichten ihre eigene Mutter, Maria Schuchter. Eine ebenso zupackende, fleißige Frau wie ihre Tochter.
Edeltraud Teufel war Landesmutter und darüber hinaus Schirmherrin einer karitativen Stiftung wie der Muskoviszidose-Stiftung, im Kuratorium der St- Gallus-Stiftung, Schirmherrin sogar einer Autobahn oder Namensgeberin einer Orchidee (Gloria, nach ihrer Enkelin).
Eine Freundin erzählt eine Geschichte, um zu verdeutlichen, wie originell Edeltraud Teufel war: Als der Staatsbesuch mit der thailändischen Königin anstand, musste natürlich auch die passende Garderobe her. „Was zieh ich bloß an zu diesem Anlass?“Kurzerhand machte der Damen-Kegelclub einen Ausflug in eine
Großstadt. Dort wurde dann mit vereinten Kräften und vereinter Kennerschaft das entsprechende Kostüm ausgesucht. Es hat alles wunderbar geklappt.
Edeltraud Teufel war auch die Ratgeberin ihres Mannes, die ihm bei Staatsbesuchen abends im Hotel berichtete von der anderen Seite der besuchten Länder. Weil sie sich in Heimen, Slums und Hospizen damit konfrontierte.
Sie verkörperte im allerbesten Sinn die Stärke des weiblichen Parts eines Teams. Und genau das wollte sie auch immer sein.
Lange, beständige Beziehungen und Freundschaften begleiten Edeltraud Teufel durch das ganze Leben. Ihre Schwester Roswitha und Erwin Teufels Bruder Albert, der ihm im Amt als Bürgermeister nachfolgte, sind miteinander verheiratet und leben in Spaichingen. Das Beständige, Verbindliche war Edeltraud Teufels Charakter, wie ihres Mannes auch. Beide redeten viel miteinander, vertrauten sich blind seit dem Sandkastenalter. Als sie jetzt einige Wochen lang immer wieder ins Krankenhaus musste wegen einer Erkrankung, war ihr Mann täglich pünktlich zur Besuchszeit bei ihr. Am Montag wollte und durfte sie wieder nach Hause, alle haben sich gefreut. Es kam anders. Zuhause ist sie am Mittwochmorgen friedlich eingeschlafen.