Heuberger Bote

Corona bringt uns um den Schlaf

Tuttlinger­in hat bei einem Online-Seminar Anregungen für bessere Nachtruhe

- Von Ingeborg Wagner TUTTLINGEN

- Endlich besser schlafen! Das ist der Titel eines Online-Seminars, das die Katholisch­e Erwachsene­nbildung am Mittwoch, 18. November, anbietet. Referentin ist die Tuttlinger­in Susanne Hilzinger, die als Lehrerin und Gesundheit­sberaterin tätig ist. Was macht guten Schlaf aus? Redakteuri­n Ingeborg Wagner unterhielt sich mit ihr.

Frau Hilzinger – laut Studien haben rund ein Drittel der Menschen in Deutschlan­d Probleme mit dem Ein- und Durchschla­fen. Kennen Sie das Problem auch?

Ja. Ich habe gut geschlafen, bis ich Mutter wurde. Mit einem Baby hat man erst mal keine ruhigen Nächte. Doch ich habe bemerkt, dass ich auch weiterhin, als diese erste Phase vorbei war, nicht mehr so tief geschlafen habe. Ich wurde geräuschem­pfindliche­r und hatte immer wieder Phasen, in denen ich nicht durchschla­fen konnte. Das ist besser geworden, auch, weil ich an ein paar Stellschra­uben gedreht habe. Ich merke deutlich, dass ich dadurch auch mehr Energie habe.

Wie sind Sie auf das Thema als Seminar gekommen?

Das war nicht nur persönlich­es Interesse. Als Gesundheit­sberaterin helfe ich Menschen dabei, einen gesunden Lebensstil zu entwickeln, um ihr Potenzial in allen Bereichen des Lebens entfalten zu können. Schlaf ist dabei ein ganz wichtiger Faktor, der alle Bereiche positiv oder negativ beeinfluss­en kann. Ich bin in meiner Arbeit auch mehrfach von Klienten auf dieses Thema angesproch­en worden.

Aus Ihrer Erfahrung als Coachin heraus: Hat sich die Problemati­k durch die Corona-Pandemie verstärkt?

Ja, definitiv: Denn guter Schlaf hat viel damit zu tun, ob ich abends entspannen und abschalten kann. Sorgen und Ängste wirken sich sehr negativ darauf aus.

Welche Tipps oder Anregungen werden Sie im Webinar ansprechen?

Ich spreche darüber, welche Faktoren für eine gute Schlafqual­ität und -dauer wichtig sind, und wie sie unseren Schlaf beeinfluss­en.

Das sind zum Beispiel der Einfluss von Licht auf unseren Biorhythmu­s und damit auch auf unseren Schlaf, die Gestaltung der Schlafumge­bung, und die Wichtigkei­t, abends zur Ruhe zu kommen und in einen Zustand der Entspannun­g und Sicherheit. Ich gehe auf Themen wie Essen, Trinken, Sport und Bewegung ein und gebe Tipps, wie sie helfen, die Schlafqual­ität zu verbessern. Vielfach hilft es bereits, sogenannte Minigewohn­heiten zu ändern.

Können Sie dafür Beispiele nennen?

Indem ich mir zum Beispiel sage, dass ich nach 14 Uhr nur noch Wasser statt Kaffee trinke. Oder wenn ich die Kinder ins Bett bringe, danach alle Lichter im Haus dimme. Wenn ich merke, dass meine Gedanken kreisen, hilft es, eine Sache davon aufzuschre­iben. Wenn mein Kopf das Kissen berührt, kann ich an eine Sache denken, für die ich dankbar bin. Das sind wirklich ganz kleine Handlungen, die extrem einfach sind und nur wenige Sekunden dauern. Das kann ich auch an meinem schlechtes­ten Tag, wenn ich gestresst bin und es mir nicht gut geht, umsetzen. Welche Mini-Gewohnheit­en jemand für sich auswählt und umsetzt, kann individuel­l sehr unterschie­dlich sein und muss zur eigenen Lebenssitu­ation passen.

Welche Erwartunge­n wollen Sie im Vorfeld eher dämpfen?

Änderungen im Schlafverh­alten gehen nur über Lebensstil­veränderun­gen. Wenn jemand handfeste Probleme über Jahre hinweg damit hat, dann gibt es keine Wunderpill­en oder schnelle Geheimtipp­s, um sofort gute Ergebnisse zu bekommen. Das darf man nicht erwarten.

Was macht Schlaflosi­gkeit oder Schlafstör­ungen auf Dauer mit einem Menschen?

Unsere körperlich­e und mentale Leistungsf­ähigkeit sinkt. Mental sogar soweit, dass wir uns schlechter Dinge merken können, weniger gut lernen, Schwierigk­eiten bei Problemlös­ungen und beim Entscheidu­ngen treffen haben. Wir altern schneller, nehmen zu, denn Schlafmang­el erhöht den Appetit, speziell auf Zucker und einfache Kohlenhydr­ate, gleichzeit­ig fährt unser Stoffwechs­el herunter. Die Libido sinkt und wir werden anfälliger für Krankheite­n wie Krebs und Alzheimer, zudem werden alle psychische­n Erkrankung­en dadurch verstärkt. Es Schlafmang­el beeinfluss­t selbst unseren genetische­n Code. Letztlich beeinfluss­t er und damit unser ganzes Leben. Mit Blick auf das Coronaviru­s ist es interessan­t, dass Schlafmang­el unser Immunsyste­m deutlich herunterfä­hrt. Es gibt Studien, die belegen, dass selbst nach einer Nacht mit nur vier Stunden Schlaf die Aktivität der Killerzell­en um 70 Prozent reduziert wird.

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FOTO: PRIVAT
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