Sag es mit Hummern ...
Den Satz „Sollen sie doch Kuchen essen“, hat angeblich Marie-Antoinette den hungernden Massen zugerufen, die auf den Straßen von Paris nach Brot schrien. Gott sei Dank sind die Zeiten so hart noch nicht, auch wenn der Lockdown manchen an seine wirtschaftlichen Grenzen bringt. Nun erreicht uns aus Brüssel die Meldung, dass Hummer künftig zollfrei aus den USA importiert werden dürfen. Das sei doch in Zeiten der Pandemie eine gute Nachricht, meint aufmunternd unser Wirtschaftsminister, der im laufenden Halbjahr die EU-Ratsgeschäfte führt.
So wie seinerzeit die Bürger von Paris die tröstenden Worte der Königin vermutlich eher als ignorant und zynisch wahrnahmen, scheint in der aktuellen Situation der Preis für die exklusiven Schalentiere auch nicht unser größtes Problem zu sein. In Wahrheit geht es aber um Größeres, wie Peter Altmaier in seiner Stellungnahme durchblicken lässt. Donald Trump ärgert sich schon lange über den Hummerzoll. Bereits im August einigten sich beide Seiten grundsätzlich auf kleine Handelserleichterungen. Dass die Sache seither nicht vorankam und nun durchgewunken wurde, ist sicher kein Zufall, sondern ein freundliches Signal an Nachfolger Joe Biden.
Auch die USA zeigen guten Willen und streichen Zölle für Kristallwaren, Feueranzünder und Fertiggerichte. Wenn also Trump demnächst das Weiße Haus verlassen muss, seinen Koch einbüßt und Melania sich weigert, in die Bresche zu springen, kann er seiner deutschen Wurzeln gedenken und sich Würstel mit Sauerkraut in die Mikrowelle schieben – zollfrei, versteht sich. (dawe)