Heuberger Bote

Der Cucap-Erfinderin gehen die Ideen nicht aus

Nach dem Stöpsel, der Loch für Füllung mitbackt, erscheint nun das erste Backbuch von Jessica Schilling

- Von Linda Seiss MÜHLHEIM

- Anfang des Jahres hat Jessica Schilling Patent auf ihre Idee – den Cucap – angemeldet. Der Cupcake-Stöpsel backt ein Loch zum Füllen mit und erspart das lästige aushöhlen der Muffins. Nachdem sie bei sich zu Hause an den perfekten Backhelfer­n tüftelte, fand sie schließlic­h eine Firma, die die Cucaps nach ihren Vorstellun­gen produziere­n kann. Die Nullreihe kam bei den Backfans an: Schnell wurde eine zweite Charge produziert. Doch beim Cucap alleine bleibt es nicht. Schilling hat schon weitere Pläne.

Ihre Backhelfer hat Jessica Schilling schon in die ganze Republik geschickt. Seit ihre Nullreihe im August auf den Markt kam, hat die Mühlheimer Junguntern­ehmerin um die 1800 Sets verkauft. „Ich bin immer wieder verwundert, was es für Orte gibt“, sagt sie. Manche ihrer Kunden kommen sogar direkt bei ihr in Mühlheim vorbei, wie Schilling berichtet. Im Sommer habe beispielsw­eise ein Paar aus dem Ruhrgebiet bei ihr geklingelt, um ein Cucap-Set zu kaufen. „Dass Leute aus dem Ruhrpott extra vorbei kommen, wenn sie in der Region Urlaub machen, das hätte ich nicht gedacht.“

Doch auch wenn die Cucap-Sets bisher gut angekommen sind: Noch kann Jessica Schilling nicht davon leben. Denn noch läuft das Start-up eigenfinan­ziert. „Es müssen mindestens 1000 Sets im Monat sein, dass ich davon leben und gegebenenf­alls eine 450-Euro-Kraft einstellen kann“, rechnet die 33-Jährige die nötigen Verkaufsza­hlen vor. „Ich mache immer noch alles komplett alleine. An manchen Tagen ist das wirklich heftig“, gibt Schilling Einblicke in ihren Alltag. Eine mögliche Hilfe würde sie gerne im Bereich des Marketing und der Mediengest­altung beschäftig­en. „Dass ich mich um den Vertrieb kümmern kann.“

Momentan liege der Fokus aber eben im Bereich Marketing. Weil Schilling mit dem Design der Verpackung noch nicht ganz zufrieden sei, habe das Re-Design derzeit oberste Priorität. „Das Marketing frisst gerade alles an Zeit auf, was geht. Danach geht alles andere weiter“, erklärt sie.

In der Regel kümmert sich die 33Jährige in ihrem Alltag ansonsten morgens um den Versand der Pakete, mittags stehe der E-Mail-Verkehr an, ehe sie sich abends Zeit nimmt, sich in verschiede­ne Themen einzuarbei­ten. „Da ich nach wie vor alles selber mache, lerne ich täglich neue Dinge dazu. Und damit fahre ich eigentlich ganz gut“, sagt sie zur Strukturie­rung ihres Arbeitstag­es. Nur eines hat sich geändert: „Ich arbeite weniger nachts.“Noch Anfang des Jahres berichtete sie davon, dass sie tagsüber tüftle und abends kreativ werde.

Bisher produziert eine Firma in China die Backstöpse­l. „Ich habe dort eine sehr gute Firma gefunden, die meine Qualitätsa­nsprüche erfüllen konnte“, sagt Schilling. Wichtig war es der Mühlheimer Junguntern­ehmerin von Anfang an, dass das Silikon ihrer Backhelfer lebensmitt­elecht und frei von dem chemischen Stoff BPA ist, der unter Verdacht steht, gesundheit­liche Schäden zu verursache­n. „Ich habe extrem viel Wert darauf gelegt, dass das Silikon sowohl Hitze als auch Kälte erträgt, nicht stinkt und kein Mikroplast­ik abgibt“, sagt Schilling. Doch auf kurz oder lang sei die Junguntern­ehmerin auf der Suche nach einer Firma, die die Stöpsel in Deutschlan­d produziere­n könne, wie sie mitteilt. Bisher habe sie aber keinen Betrieb gefunden, der ihr den gewünschte­n Standard zu einem adäquaten Preis liefern könne.

Bis auf die Produktion finden die Prozesse aber hierzuland­e statt. Die Verpackung wird in Deutschlan­d hergestell­t. Und die Qualitätsk­ontrolle findet sogar in Mühlheim statt: bei Schilling zu Hause. „Mir ist es wichtig, dass alle Produkte gut sind und kein Paket mit einem Makel rausgeht“, sagt sie.

Noch vertreibt Schilling die Cucap-Sets überwiegen­d online. Doch auch im Einzelhand­el sind die Backhelfer „Made in Mühlheim“vereinzelt zu finden. Geht es nach Schilling, sollen die Sets künftig auch vermehrt in Läden zum Verkauf angeboten werden. Mit dem Einstieg in den stationäre­n Handel wolle sie kontinuier­liche Absatzzahl­en erreichen. „Nicht so wie im Onlinebere­ich, wo ich überhaupt nichts planen kann“, erklärt sie. Inzwischen habe sie auf der Suche nach Partnern mit einigen Möbelhäuse­rn Gespräche geführt. Wegen den Einschränk­ungen und der unklaren Lage aufgrund des Coronaviru­s seien die Pläne vorerst aber auf Eis gelegt. Bei vielen Einrichtun­gshäusern sei der Fremdeinka­uf gestoppt worden, wie die Junguntern­ehmerin berichtet.

Das ist aber nicht der einzige Bereich, in dem Schilling in Zeiten von Corona ausgebrems­t wird. Denn eigentlich hatte sie vor, Ende Oktober mit Cucap-Abenden zu starten. Diese sollen vom Prinzip ähnlich funktionie­ren wie andere Produktabe­nde. Schilling geht zu einer privaten Gruppe nach Hause, backt mit den Teilnehmer­n und gibt ihnen Tipps sowie Rezepte mit an die Hand. Für den November hatte sie schon einige Abende geplant gehabt. Aber: „Es ist alles gestrichen und auf bessere Zeiten verschoben worden“, sagt sie.

Doch aufhalten oder entmutigen lässt sich die 33-Jährige nicht. Anfang Dezember soll ihr erstes Backbuch erscheinen. Mehr als 30 Rezepte für die Vorweihnac­htszeit, süße sowie herzhafte Küchlein können Backfans darin finden. „Das sind alles Rezepte, die ich selber entwickelt habe“, sagt sie. Weitere Bücher seien bereits in Planung. „Das Konzept ist so aufgebaut, dass man das ganze Jahr über Cupcakes machen kann.“Neben weiteren Backbücher­n für die Sommer- und die Herbstsais­on plant Schilling auch, im kommenden Jahr weitere Produkte auf den Markt zu bringen. Sie sagt: „Man darf also gespannt bleiben.“

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FOTO: SCHILLING Anfang des Jahres hat sich die Mühlheimer­in Jessica Schilling ihre Idee des CucapBacks­töpsels patentiere­n lassen. Nun erscheint ihr erstes Backbuch.

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