Vier Tore und eine Drohung
Erling Haaland ist Borussia Dortmunds Lebensversicherung – Nun kommt Moukoko dazu
(SID/dpa) - Als Viererpacker Erling Haaland vor den TV-Mikrofonen seine abenteuerliche Nacht von Berlin erklärte, legte Borussia Dortmunds Rekorddebütant Youssoufa Moukoko fleißig Extraschichten ein. Der jüngste Spieler der Bundesligahistorie sprintete beim Auslaufen über den Rasen des Olympiastadions. Früh übt sich, mindestens Haaland-Level wird erwartet. Und jener erschütterte mit einem Viererpack einmal mehr die Fußballwelt.
Moukoko wird noch ein bisschen brauchen, bis er Ähnliches zu leisten imstande ist. Aber Haaland, der für den 16-Jährigen in der 85. Minute die Bühne geräumt hatte, ersann bereits einen Wunschtraum, der Abwehrreihen in der Bundesrepublik den Schlaf rauben dürfte: Haaland und Moukoko – zusammen! „Ich denke, dass er derzeit das größte Talent auf der Welt ist. Er ist erst 16 Jahre und einen Tag alt, das ist außergewöhnlich“, sagte der Norweger nach dem 5:2 (0:1) bei Hertha BSC bei DAZN.
Nach dem Debüt in der Bundesliga hätte Trainer Lucien Favre seinen Rekordjunioren am liebsten gleich wieder in Watte gepackt. „Da müssen wir aufpassen. Niemand hat ihn gesehen, niemand kennt ihn und alle sagen, er wird sooo“, sagte der BVBCoach und verdeutlichte mit seinen ausholenden Armen, wo die Reise für Moukoko hingehen könnte. Ganz weit nach oben.
Fast ganz oben steht Dortmund dank Haalands Torexplosion. Aber eben wieder nur fast. Immerhin RB Leipzig wurde am achten Spieltag überrundet. Bei noch einem Punkt Rückstand auf den ewig übermächtigen FC Bayern München hatte Favre aber keine Lust, über die Kraftverhältnisse im nächsten Titelkampf zu reden. „Ich kenne die Tabelle. Es ist wichtig zu gewinnen“, raunzte der 63-Jährige nur. Dieses Thema sollte ihm die gute Laune nicht verderben.
Haalands irre Toreshow mit einem Hattrick in 15 Minuten nach dem Seitenwechsel gegen die bemitleidenswerten Berliner kam Favre hingegen recht. Der Blondschopf aus Norwegen lenkte die Aufmerksamkeit weg von Moukoko. Der Spielfilm des höchsten Dortmunder Sieges im Olympiastadion seit dem legendären 5:2 im Pokalfinale gegen den FC Bayern 2012 passte für den Trainer perfekt. Dank Haaland. Diesmal war es ein Viererpack inklusive Hattrick, mit dem er einen 0:1-Rückstand in einen ungefährdeten Triumph drehte. Ein Naturschauspiel. Es scheint dem Norweger eine Leichtigkeit, gestandene Männer in Schachfiguren in einem Spiel zu verwandeln, das nur einen Gewinner kennt – ihn selbst. In 22 Bundesligaspielen für Dortmund hat Haaland nun 23 Tore erzielt. „Es ist ein perfektes Jahr für mich. Ich werde alles geben und nicht aufhören“, kündigte er an. Das klang für die Konkurrenz wie eine Drohung.
„Erling ist unglaublich. Den sieht man manchmal 30 Minuten nicht – und in den nächsten 30 Minuten schießt er vier Tore“, staunte Mittelfeldstratege Axel Witsel. Haalands Trick? „Ich habe in der Halbzeit ein Red Bull getrunken, dann habe ich Flügel bekommen und alles war gut“, sagte er lachend. Den Trick sollte er seinen Kollegen verraten. Will Dortmund in dieser Saison nachhaltig erfolgreich sein, kann sich der BVB nicht nur auf Haaland verlassen, der bislang die Hälfte der 20 Saisontore erzielte. „Er ist uns momentan eine verdammt große Hilfe“, gestand Julian
Brandt. Um Tabellenführer Bayern München zu jagen, braucht es mehr. Über Bayern wollte Favre aber nicht sprechen. Dank des neuen Traumduos Haaland und Moukoko gibt es auch genug Gesprächsstoff.
Im Schatten des Norwegers konnte sich Moukoko in die Annalen eintragen. Jünger war noch keiner bei der Bundesligapremiere. Nuri Sahin war 2005 bei seinem BVB-Debüt 16 Jahre, 11 Monate und einen Tag alt. „Was für eine Nacht! Sehr glücklich, mein Debüt gegeben zu haben“, schrieb Moukoko auf Instagram: „Aber noch glücklicher bin ich über die drei Punkte. Nichts kann dieses Gefühl beschreiben.“
Ähnlich ging es Haaland nach seinem historischen Viererpack.