Ausgrabungen in Deilingen
Gebäudefundamente aus weißem Juragestein könnten aus dem Mittelalter stammen
Fundamentreste könnten aus dem Mittelalter stammen.
- Vor wenigen Tagen sind in Deilingen Notgrabungen beendet worden, die Reste mutmaßlich mittelalterlicher Gebäude dokumentiert haben. Die Erschließungsarbeiten im neuen Baugebiet „An der Steig 1“können mit dem Abschluss der archäologischen Untersuchungen nun weiter gehen.
Als im April im Zuge der Erschließung von „An der Steig I“die Humusschicht abgetragen wurde, kamen lineare Steinsetzungen zum Vorschein, die so kaum natürlich sein konnten. Früher standen auf dem Gelände einfache landwirtschaftliche Schuppen, doch zeigte der Vergleich mit Luftbildern aus den 1960er-Jahren, dass auch diese nicht für die Steinreihen verantwortlich sein konnten. Auch die ältesten Deilinger Mitbürger konnten sich nicht erinnern, dass dort jemals Gebäude mit entsprechenden Fundamenten gestanden hätten. „Für uns war das völlig überraschend“, so Bürgermeister Albin Ragg, „sonst hätten wir schon vorher das Denkmalamt informiert.“
Das Landesdenkmalamt (LAD) stellte fest, dass es sich dabei wohl um Siedlungsspuren des Spätmittelalters auf einer Fläche von rund 12 000 Quadratmetern handelt. Gefunden wurden flache Fundamente aus Natursteinen (weißer Jura) für Schwellbalkengebäude sowie ehemalige Hofmauern. Die gefundenen Tonscherben hat das LAD dem 13. bis 15. Jahrhundert zugeordnet.
Noch liegen nicht alle Rechnungen vor, doch geht Bürgermeister Ragg davon aus, dass die Rettungsgrabungen die Gemeinde rund 30 000 Euro kosten und damit etwas weniger als die zunächst geschätzten Kosten von bis zu 40 000 Euro. „Das ist natürlich nicht etwas was man sich herbeisehnt bei Erschließungsarbeiten“, so Bürgermeister Ragg. Die nicht eingeplanten Zusatzkosten seien natürlich gerade in CoronaZeiten schmerzlich.
Die Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt sei „sehr sachlich und zielorientiert“gewesen, stellt Bürgermeister Ragg erfreut fest. Die Grabungsarbeiten wurden von der Firma ArchaeoBW GmbH aus Gerlingen ausgeführt.
Im Gegensatz zu Forschungsgrabungen, bei denen in der Regel ausreichend Zeit für die Freilegung und Dokumentation der Befunde zur Verfügung steht, müssen Rettungsgrabungen oft unter erheblichem Zeitdruck stattfinden. Rettungsgrabungen werden im Vorfeld von Baumaßnahmen dann nötig, wenn aus
Gründen der Zumutbarkeit keine Erhaltung der archäologischen Fundstelle gefordert werden kann.
Im neuen Wohnbaugebiet „An der Steig I“sollen 22 Baugrundstücke erschlossen werden. Um das Regenwasser aufzufangen und dosiert in den Mittelbach zu leiten, wird ein Retentionsbecken mit einem Volumen von 2000 Kubikmetern gebaut. Das Gebiet hat eine Fläche von 2,2 Hektar. Der gesamte Investitionsaufwand zur Planung und Erschließung der Fläche beträgt 1,8 Millionen Euro, was sich nun durch die archäologischen Grabungsarbeiten leicht verteuert hat.