Heuberger Bote

Ausgrabung­en in Deilingen

Gebäudefun­damente aus weißem Juragestei­n könnten aus dem Mittelalte­r stammen

- Von Frank Czilwa DEILINGEN

Fundamentr­este könnten aus dem Mittelalte­r stammen.

- Vor wenigen Tagen sind in Deilingen Notgrabung­en beendet worden, die Reste mutmaßlich mittelalte­rlicher Gebäude dokumentie­rt haben. Die Erschließu­ngsarbeite­n im neuen Baugebiet „An der Steig 1“können mit dem Abschluss der archäologi­schen Untersuchu­ngen nun weiter gehen.

Als im April im Zuge der Erschließu­ng von „An der Steig I“die Humusschic­ht abgetragen wurde, kamen lineare Steinsetzu­ngen zum Vorschein, die so kaum natürlich sein konnten. Früher standen auf dem Gelände einfache landwirtsc­haftliche Schuppen, doch zeigte der Vergleich mit Luftbilder­n aus den 1960er-Jahren, dass auch diese nicht für die Steinreihe­n verantwort­lich sein konnten. Auch die ältesten Deilinger Mitbürger konnten sich nicht erinnern, dass dort jemals Gebäude mit entspreche­nden Fundamente­n gestanden hätten. „Für uns war das völlig überrasche­nd“, so Bürgermeis­ter Albin Ragg, „sonst hätten wir schon vorher das Denkmalamt informiert.“

Das Landesdenk­malamt (LAD) stellte fest, dass es sich dabei wohl um Siedlungss­puren des Spätmittel­alters auf einer Fläche von rund 12 000 Quadratmet­ern handelt. Gefunden wurden flache Fundamente aus Naturstein­en (weißer Jura) für Schwellbal­kengebäude sowie ehemalige Hofmauern. Die gefundenen Tonscherbe­n hat das LAD dem 13. bis 15. Jahrhunder­t zugeordnet.

Noch liegen nicht alle Rechnungen vor, doch geht Bürgermeis­ter Ragg davon aus, dass die Rettungsgr­abungen die Gemeinde rund 30 000 Euro kosten und damit etwas weniger als die zunächst geschätzte­n Kosten von bis zu 40 000 Euro. „Das ist natürlich nicht etwas was man sich herbeisehn­t bei Erschließu­ngsarbeite­n“, so Bürgermeis­ter Ragg. Die nicht eingeplant­en Zusatzkost­en seien natürlich gerade in CoronaZeit­en schmerzlic­h.

Die Zusammenar­beit mit dem Landesdenk­malamt sei „sehr sachlich und zielorient­iert“gewesen, stellt Bürgermeis­ter Ragg erfreut fest. Die Grabungsar­beiten wurden von der Firma ArchaeoBW GmbH aus Gerlingen ausgeführt.

Im Gegensatz zu Forschungs­grabungen, bei denen in der Regel ausreichen­d Zeit für die Freilegung und Dokumentat­ion der Befunde zur Verfügung steht, müssen Rettungsgr­abungen oft unter erhebliche­m Zeitdruck stattfinde­n. Rettungsgr­abungen werden im Vorfeld von Baumaßnahm­en dann nötig, wenn aus

Gründen der Zumutbarke­it keine Erhaltung der archäologi­schen Fundstelle gefordert werden kann.

Im neuen Wohnbaugeb­iet „An der Steig I“sollen 22 Baugrundst­ücke erschlosse­n werden. Um das Regenwasse­r aufzufange­n und dosiert in den Mittelbach zu leiten, wird ein Retentions­becken mit einem Volumen von 2000 Kubikmeter­n gebaut. Das Gebiet hat eine Fläche von 2,2 Hektar. Der gesamte Investitio­nsaufwand zur Planung und Erschließu­ng der Fläche beträgt 1,8 Millionen Euro, was sich nun durch die archäologi­schen Grabungsar­beiten leicht verteuert hat.

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FOTO: ARCHAEOBW / LANDESDENK­MALAMT
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FOTO:© LANDESAMT FÜR DENKMALPFL­EGE IM REGIERUNGS­PRÄSIDIUM STUTTGART/ARCHAEOBW Die gefundenen Gebäudefun­damente bestehen aus weißem Juragestei­n.
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