Entschleunigtes Sich-Raushauen
Skispringer Markus Eisenbichler hat den Corona-Sommer über „in Ruhe“trainiert – gleich in Wisla zahlt sich das aus
Medwedews Sieg bleibt bewusst jubelfrei
Ohne Jubelgeste nach dem verwandelten Matchball hat der russische Tennisprofi Daniil Medwedew seinen Sieg bei den ATP Finals hingenommen – und dies mit seinem besonderen Stil erklärt. „Ich feiere meine Siege nicht, das ist einfach mein Ding – und ich mag es“, sagte der 24-Jährige nach dem größten Erfolg seiner Karriere. „Im Tennis bin ich wahrscheinlich der Erste.“Er habe sich dazu im vergangenen Jahr während der US Open entschieden, als er „eine schwierige Zeit mit den Zuschauern“hatte. Im hochklassigen Endspiel von London hat sich Medwedew am Sonntagabend mit 4:6, 7:6 (7:2), 6:4 gegen den Österreicher Dominic Thiem durchgesetzt. „Das war vielleicht einer meiner besten Siege“, sagte der Weltranglistenvierte. „Das ist ein großer Schub für alle Grand Slams, die kommen.“Medwedew blieb beim Saisonfinale der acht besten Tennisprofis des Jahres ohne Niederlage und schaffte es, in einer Woche die Top Drei der Welt zu besiegen: Novak Djokovic aus Serbien, den Spanier Rafael Nadal und eben Dominic Thiem. Wann sie alle wieder zum Racket greifen, ist offen: Sowohl die ATP bei den Herren als auch die WTA bei den Damen haben noch keinen Turnierkalender für das Jahr 2021 veröffentlicht. (dpa)
Schröders Lakers angeln sich Marc Gasol
Ein weiterer Zugang unterstreicht die Ambitionen von Dennis Schröders neuem Club Los Angeles Lakers auf die Titelverteidigung in der BasketballProfiliga NBA. Der Titelverteidiger um Superstar LeBron James einigte sich nach übereinstimmenden Medienberichten auf eine Zusammenarbeit mit Marc Gasol (Foto: dpa), der vor zwei Jahren mit den Toronto Raptors die Meisterschaft geholt hatte. Der 35-jährige Center aus Spanien ist vor allem in der Defensive noch sehr stark. Die Lakers verabschiedeten zudem den Berichten zufolge JaVale McGee zu den Cleveland Cavaliers und bekamen dafür noch Jordan Bell und Alfonzo McKinnie im Tausch. Schröder hatten die Lakers vergangene Woche in einem Geschäft mit den Oklahoma City Thunder nach Los Angeles geholt. Der deutsche Nationalspieler soll eine wichtige Rolle übernehmen. (dpa)
55,4 Millionen Euro Soforthilfe bewilligt
Etwas mehr als ein Viertel des 200 Millionen Euro schweren Corona-Soforthilfeprogramms des Bundes sind in den Profisport geflossen. Wie das für die Corona-Sportförderung zuständige Bundesministerium des Innern am Montag mitteilte, lagen bis zum geplanten Fristablauf am 22. November insgesamt 339 Anträge vor. Dabei handelt es sich um eine Summe von knapp 69 Millionen Euro (68 883 291,55). 259 Anträge mit einem Volumen von 55 389 636,53 Millionen Euro wurden bewilligt. Sechs Anträge wurden abgelehnt, 74 sind noch in Bearbeitung. Pro Club können bis zu 800 000 Euro beantragt werden. Einzelaufstellungen zu den Sportarten veröffentlicht das Innenministerium in Berlin nicht. (dpa)
Schrötters Saison endet durchwachsen
Stefan Bradl war „erleichtert, aber wie!“nach dem starken Finish in Portimão. Beim WM-Finale der MotoGP stürmte der Zahlinger auf den siebten Platz und holte sein bestes Ergebnis in der von Corona geprägten Saison. Nun geht es zurück ins zweite Glied, nach elf Einsätzen als Ersatzmann für Marc Márquez gibt Bradl das HondaWerksmotorrad wieder an den Spanier ab. 126 Tage nach Wiederaufnahme der Saison Mitte Juli fielen in Portugal die zwei letzten Titelentscheidungen. In der Moto2 wurde der Italiener Enea Bastianini (Kalex) Weltmeister, in der Moto3 der Spanier Albert Arenas (KTM). Champion in der MotoGP war vorzeitig der Spanier Joan Mir (Suzuki) geworden. Durchwachsen wie das ganze Jahr war das letzte Rennen für Marcel Schrötter (Foto: IntactGP). Der einzige deutsche WM-Fixstarter wurde Zwölfter. Im Moto2-Klassement bedeuteten 81 Punkte für den 27-Jährigen vom Memminger IntactGP-Team Rang neun. (SID/dpa)
Vielleicht war es ja dieser in so vielerlei Hinsicht andere Sommer. Ein Sommer, in dem das Virus das Reisen einschränkte, das Sich-Messen mit der internationalen Konkurrenz vereitelte. Ein Sommer, den Markus Eisenbichler als „irgendwie bissl entschleunigt“erlebte: „Ich hab’ echt gut trainieren können – und hab’ das auch genutzt.“Coronakonform im Kraftraum, hygienekonzeptgeschützt an der Schanze, ausdauerlaufend vor der heimischen Haustür. Aber: immer „in Ruhe“, immer mit „wirklich der Zeit, was aufzubauen“. Nicht ohne Effekt, das weiß der 29-Jährige seit gut vier Wochen. Da ist er deutscher Skisprungmeister geworden. „Mit tollen Sprüngen“, attestierte Bundestrainer Stefan Horngacher. „Er hat definitiv einiges zugelegt.“Markus Eisenbichler sagte Gleiches so: „Ich hab’ auch gemerkt, dass alles bissl stabiler geworden ist.“
Zwei Lehrgänge auf Eisspur in Garmisch-Partenkirchen, von allen im Deutschen Skiverband als äußerst wertvoll gelobt, justierten fein: Material, Anfahrtshocke, Absprung, Übergang, Flug, alles ... Wisla konnte kommen, der Weltcup-Auftakt; Markus Eisenbichler empfand sich als prima präpariert. „Wenn ich weiß, ich spring’ ganz gut – und ich hab’ ein ganz gutes Körpergefühl –, kann ich eigentlich gelassen da rangehen. Die ersten paar Stationen sind eh dazu da, dass man erst mal reinfindet in den ganzen Zirkus wieder – da muss man nicht gleich die Welt niederreißen.“
Muss man nicht, kann man aber. Schon am Trainings-/Qualifikationsfreitag passten Weiten, Platzierungen und Fazit: „Bin ganz gut rein’kommen auf der Schanze. So kann es mal losgehen.“Weiter ging es mit Rang zwei im Teamwettbewerb und dem Mann vom TSV Siegsdorf als deutschem Schlussspringer. Durchgang eins sah ihn als Stärksten seiner Startgruppe, Durchgang zwei als Fünftbesten. Vor ihm Halvor Egner Granerud, Kamil Stoch, Stefan Kraft und Yukiya Sato. Mitnichten Laufkundschaft. Das Wort zum Tag sprach der Bundestrainer: Nicht „so gut, wie er sein kann“, sei Markus Eisenbichler gesprungen, aber „immer noch auf einem sehr, sehr hohen Niveau“. Pointierter noch nachgelegt am Sonntagmorgen: „Wenn ich seh’, dass er gestern mit für ihn relativ schlechten Sprüngen gleich weit springen kann wie Kraft oder Stoch, dann mach’ ich mir keine
Sorgen.“Zumal, verriet Stefan Horngacher, „wir auch ein, zwei Sachen probiert haben mit seiner Anfahrtsposition, die sind gestern nicht so gelungen. Er war nicht so balanciert, wie er sonst hinfährt an den Schanzentisch, und hat dann nicht so den Abdruck hingekriegt und ist nicht so in die Drehung gekommen.“
Nachfeilen also, via Videostudium. Und: mutig sein im Einzel-Wettkampf und voller Überzeugung. Markus Eisenbichler: „Wir haben g’wusst: Es wird windig, da musst du dich wirklich raushauen, und das hab’ ich gemacht. Ich hab’ g’wusst, wenn der Trainer abwinkt, wird ein stabiler Aufwind sein.“War so. Und trug. Auf 137,5 Meter. Ohne Telemark bei dieser andernfalls schnell heiklen Weite. Auf 134 Meter danach mit TelemarkAnsatz – Weltcup-Sieg, Gelbes Trikot und doppelte Freude mit Zimmerspezl Karl Geiger als Zweitem.
Entschleunigtes Sich-Raushauen als Erfolgsformel? Nicht nur – jetzt, da der so andere Sommer mehr und mehr ein so anderer Winter wird. Markus Eisenbichler ist ein WeltcupFührender mit Blick stets fürs Ganze: „Ich muss echt an der Landung arbeiten, weil: Da vergeb’ ich einen Haufen Punkte, und das mag ich nicht. Das Arbeiten geht mir nicht aus.“(lin)