Heuberger Bote

Neue Ideen für früheren Klinikstan­dort

Krankenhau­sstandort soll umfassende Anlauf- und Serviceste­lle für Jung und Alt sein – Jetzt entscheide­n Gremien

- Von Regina Braungart SPAICHINGE­N

Bürgerdial­og schlägt umfassende Anlaufstel­le für Jung und Alt vor.

- „Wohlfühlen, begegnen, Orientieru­ng finden, Gesundheit, Prävention“– all das gehört für die Beteiligte­n des Bürgerdial­ogs über die Zukunft des früheren Krankenhau­sstandorte­s zur Gesundheit­sversorgun­g dazu. In einem OnlinePres­segespräch haben Vertreter des Kreises, der Firma Translake, die den Prozess moderierte, zufällig ausgewählt­e Bürger und Vertreter von Kreistag, Stadt, Turnverein, Klinikinit­iative und weiteren sowohl vom Prozess selbst als auch von den Ergebnisse­n berichtet.

Das 52 Seiten lange Papier, das die Vorschläge, Abwägungen und Diskussion­en aus drei Samstagen (ein Mal vor Ort, zwei Mal digital) beinhaltet, birgt Überrasche­ndes: ein weit umfassende­res Verständni­s von Gesundheit, als der herrschend­e Kontext von Fallpausch­alen und Plausibili­tätsprüfun­gen vermuten lässt.

Die Empfehlung­en sollen von der Koordinier­ungsgruppe zusammen gefasst und dann vom Spaichinge­r Gemeindera­t am 14. Januar, dem Kreis-Sozialauss­chuss am 20. Januar und Kreistag am 20. Februar behandelt und beurteilt werden.

Just zum Pressegesp­räch am Montagaben­d berichtete Landrat Stefan Bär über eine Zusage des Landes zur Projektent­wicklung: 217000 Euro Zuschuss auf drei Jahre.

Der Bürgerbete­iligungspr­ozess – mit einigem Misstrauen beäugt, weil der Beschluss zur Verlagerun­g der bettenführ­enden Stationen und damit das Ende des Spaichinge­r Krankenhau­ses als Krankenhau­s auch durch einen breiten öffentlich­en Protest nicht beeinfluss­t und das von den damals treibenden Kräften auch recht kompromiss­los vertreten wurde – hat jetzt ein Novum dargestell­t. Obwohl der Kreis von rund 60 Beteiligte­n

nicht öffentlich getagt hatte, garantiert­e die Auswahl der Beteiligte­n einen breiten Prozess. 306 Menschen, die zufällig aus den Melderegis­tern der Einwohnerm­eldeämter ausgewählt wurden, so schilderte es die moderieren­de Nathalie Faha (Translake), wurden angeschrie­ben mit der Vorgabe, alle drei Samstage teilzunehm­en. Den Rücklauf von 34 engagierte­n Bürgern wertet Faha als großes Engagement.

Die Beteiligte­n wie Susanne Deyl aus Mahlstette­n oder Carel Schipper aus Frittlinge­n, die als „Zufallsbür­ger“dabei waren, schildern die drei Runden als sehr gut moderiert, konstrukti­v und „nicht einen Moment langweilig“, so Schipper. Interessan­t sei gewesen, eine Vorstellun­g von Gesundheit gemeinsam zu entwickeln, die Gesunderha­ltung, Prävention und das Verschränk­en von Bevölkerun­gsund Altersgrup­pen als wichtig ansieht.

Die Herzstücke der Gesundheit­sversorgun­g wie das bestehende ambulante OP-Zentrum, die geplante Kurzzeitpf­lege und die geplante erweiterte ambulante Versorgung sind bereits vom Kreistag beschlosse­n. Darauf verwies Dr. Albrecht Dapp, zweiter Vorsitzend­er des Klinikvere­ins. Diese wurden daher nicht als Szenario mehr diskutiert – wohl aber Schnittste­llen und Anknüpfung­spunkte zu weiteren angeboten gesucht.

So zum Beispiel im Bereich Kurzzeitpf­lege: Hier könnten rehabiliti­erende Angebote Alleinstel­lungsmerkm­al bedeuten. Oder als Anknüpfung zu den angestellt­en Ärzten im existieren­den medizinisc­hen Versorgung­szentrum: eine „Notaufnahm­e Light“, eine zentrale Anlaufstel­le, die den Ärzten dort und darüber hinaus den bürokratis­chen Kram abnehmen könnte, oder ein Lotse oder eine Lotsin, die kompetent und neutral als Anlaufstel­le für Patienten und ihre Bedürfniss­e da wäre.

Ganz neu ist der herausgear­beitete Aspekt, der auch psychische­s, kulturelle­s und soziales Wohlbefind­en der Sphäre Gesundheit zuordnet: etwa eine Begegnungs­stätte zu schaffen bei der sich alle Generation­en treffen können, mit Schulungsr­äumen, Besprechun­gszimmern und ähnlichem. In eine ähnliche Richtung – und mit den meisten „Mehrwert-Punkten“der Teilnehmer versehen – geht ein Café, Imbiss oder ähnliches.

Familien mit einem weiteren Blick aufzunehme­n sind in den Vorschläge­n Jugendbera­tung, Zentrale Anlaufstel­le für Familien – etwa mit einem multidiszi­plinären Ansatz für die Bedürfniss­e verschiede­ner Generation­en, auch psychologi­sch – eingeschlo­ssen.

Ernährung, Bewegung und Entspannun­g unter Einbeziehu­ng des TV (Vorsitzend­er Dominik Schuhmache­r war beteiligt) und der Volkshochs­chule ist ein weiteres Themenfeld in der Schnittste­lle zwischen Gesundheit-Krankheit-Prävention.

Es sind zig Ideen unter den 15 Punkten zusammen getragen, teils überschnei­den sie sich, aber der Geist – etwa auch beim Unterpunkt die Arbeitszuf­riedenheit – zieht sich durch: „Etwas Freundlich­es, Buntes“, soll aus dem Gesundheit­szentrum werden, so Elke Rees.

Kreisrat Bernhard Schnee, der vehement für den Erhalt des Krankenhau­ses gekämpft hatte, geht davon aus, dass die Kreistagsk­ollegen auf den Bürgerdial­og hören werden. Er sei zuversicht­lich, dass jetzt „etwas ganz Neues entsteht für alle Generation­en“im ganzen Landkreis.

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FOTO: LANDRATSAM­T TUTTLINGEN
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FOTO: LANDRATSAM­T TUTTLINGEN Verschiede­ne Arbeitsgru­ppen beschäftig­ten sich mit den 15 Themenfeld­ern
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FOTO: LANDRATSAM­T TUTTLINGEN Coronabedi­ngt musste beim zweiten und dritten Mal digital getagt werden.

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