Neue Ideen für früheren Klinikstandort
Krankenhausstandort soll umfassende Anlauf- und Servicestelle für Jung und Alt sein – Jetzt entscheiden Gremien
Bürgerdialog schlägt umfassende Anlaufstelle für Jung und Alt vor.
- „Wohlfühlen, begegnen, Orientierung finden, Gesundheit, Prävention“– all das gehört für die Beteiligten des Bürgerdialogs über die Zukunft des früheren Krankenhausstandortes zur Gesundheitsversorgung dazu. In einem OnlinePressegespräch haben Vertreter des Kreises, der Firma Translake, die den Prozess moderierte, zufällig ausgewählte Bürger und Vertreter von Kreistag, Stadt, Turnverein, Klinikinitiative und weiteren sowohl vom Prozess selbst als auch von den Ergebnissen berichtet.
Das 52 Seiten lange Papier, das die Vorschläge, Abwägungen und Diskussionen aus drei Samstagen (ein Mal vor Ort, zwei Mal digital) beinhaltet, birgt Überraschendes: ein weit umfassenderes Verständnis von Gesundheit, als der herrschende Kontext von Fallpauschalen und Plausibilitätsprüfungen vermuten lässt.
Die Empfehlungen sollen von der Koordinierungsgruppe zusammen gefasst und dann vom Spaichinger Gemeinderat am 14. Januar, dem Kreis-Sozialausschuss am 20. Januar und Kreistag am 20. Februar behandelt und beurteilt werden.
Just zum Pressegespräch am Montagabend berichtete Landrat Stefan Bär über eine Zusage des Landes zur Projektentwicklung: 217000 Euro Zuschuss auf drei Jahre.
Der Bürgerbeteiligungsprozess – mit einigem Misstrauen beäugt, weil der Beschluss zur Verlagerung der bettenführenden Stationen und damit das Ende des Spaichinger Krankenhauses als Krankenhaus auch durch einen breiten öffentlichen Protest nicht beeinflusst und das von den damals treibenden Kräften auch recht kompromisslos vertreten wurde – hat jetzt ein Novum dargestellt. Obwohl der Kreis von rund 60 Beteiligten
nicht öffentlich getagt hatte, garantierte die Auswahl der Beteiligten einen breiten Prozess. 306 Menschen, die zufällig aus den Melderegistern der Einwohnermeldeämter ausgewählt wurden, so schilderte es die moderierende Nathalie Faha (Translake), wurden angeschrieben mit der Vorgabe, alle drei Samstage teilzunehmen. Den Rücklauf von 34 engagierten Bürgern wertet Faha als großes Engagement.
Die Beteiligten wie Susanne Deyl aus Mahlstetten oder Carel Schipper aus Frittlingen, die als „Zufallsbürger“dabei waren, schildern die drei Runden als sehr gut moderiert, konstruktiv und „nicht einen Moment langweilig“, so Schipper. Interessant sei gewesen, eine Vorstellung von Gesundheit gemeinsam zu entwickeln, die Gesunderhaltung, Prävention und das Verschränken von Bevölkerungsund Altersgruppen als wichtig ansieht.
Die Herzstücke der Gesundheitsversorgung wie das bestehende ambulante OP-Zentrum, die geplante Kurzzeitpflege und die geplante erweiterte ambulante Versorgung sind bereits vom Kreistag beschlossen. Darauf verwies Dr. Albrecht Dapp, zweiter Vorsitzender des Klinikvereins. Diese wurden daher nicht als Szenario mehr diskutiert – wohl aber Schnittstellen und Anknüpfungspunkte zu weiteren angeboten gesucht.
So zum Beispiel im Bereich Kurzzeitpflege: Hier könnten rehabilitierende Angebote Alleinstellungsmerkmal bedeuten. Oder als Anknüpfung zu den angestellten Ärzten im existierenden medizinischen Versorgungszentrum: eine „Notaufnahme Light“, eine zentrale Anlaufstelle, die den Ärzten dort und darüber hinaus den bürokratischen Kram abnehmen könnte, oder ein Lotse oder eine Lotsin, die kompetent und neutral als Anlaufstelle für Patienten und ihre Bedürfnisse da wäre.
Ganz neu ist der herausgearbeitete Aspekt, der auch psychisches, kulturelles und soziales Wohlbefinden der Sphäre Gesundheit zuordnet: etwa eine Begegnungsstätte zu schaffen bei der sich alle Generationen treffen können, mit Schulungsräumen, Besprechungszimmern und ähnlichem. In eine ähnliche Richtung – und mit den meisten „Mehrwert-Punkten“der Teilnehmer versehen – geht ein Café, Imbiss oder ähnliches.
Familien mit einem weiteren Blick aufzunehmen sind in den Vorschlägen Jugendberatung, Zentrale Anlaufstelle für Familien – etwa mit einem multidisziplinären Ansatz für die Bedürfnisse verschiedener Generationen, auch psychologisch – eingeschlossen.
Ernährung, Bewegung und Entspannung unter Einbeziehung des TV (Vorsitzender Dominik Schuhmacher war beteiligt) und der Volkshochschule ist ein weiteres Themenfeld in der Schnittstelle zwischen Gesundheit-Krankheit-Prävention.
Es sind zig Ideen unter den 15 Punkten zusammen getragen, teils überschneiden sie sich, aber der Geist – etwa auch beim Unterpunkt die Arbeitszufriedenheit – zieht sich durch: „Etwas Freundliches, Buntes“, soll aus dem Gesundheitszentrum werden, so Elke Rees.
Kreisrat Bernhard Schnee, der vehement für den Erhalt des Krankenhauses gekämpft hatte, geht davon aus, dass die Kreistagskollegen auf den Bürgerdialog hören werden. Er sei zuversichtlich, dass jetzt „etwas ganz Neues entsteht für alle Generationen“im ganzen Landkreis.