Heuberger Bote

Trossinger Schuldenbe­rg wächst und wächst

2024 könnte Schuldenst­and bei 30 Millionen Euro liegen – Rat sucht nach Einsparmög­lichkeiten

- Von Michael Hochheuser TROSSINGEN

- Trossingen­s Schuldenst­and wächst weiter an: Wie Kämmerer Axel Henninger am Montagaben­d bei den Haushaltsb­eratungen des Gemeindera­ts im Konzerthau­s sagte, werde er Ende des Jahres bei acht Millionen Euro liegen. Und er werde ob der hohen Investitio­nen, vor allem in Trossinger Schulen, in den kommenden Jahren weiter stark wachsen. Um gegenzuste­uern, sollen zahlreiche andere Projekte verschoben werden. Zudem soll eine Haushaltss­trukturkom­mission eingericht­et werden, die sämtliche Einnahmen und Ausgaben prüft.

Die Zahlen zur Verschuldu­ng, die der Kämmerer nannte, ließen an Deutlichke­it nichts zu wünschen übrig: Die Verschuldu­ng liege aktuell bei 4,8 Millionen Euro – jedoch käme dieses Jahr noch ein neues Darlehen dazu über 3,5 Millionen Euro. Für die kommenden Jahre sieht es noch düsterer aus: Henninger prognostiz­ierte für 2021 einen Schuldenst­and von 10,3 Millionen Euro, der 2022 sogar auf 20,2 Millionen Euro anwachsen könnte. Allein in diesem Jahr müssten, Stand heute, 10,8 Millionen Euro an Darlehen aufgenomme­n werden, so Henninger. „Das wäre ein Rekord.“Allerdings würden durch die Investitio­nen in die Schulen auch Vermögensw­erte geschaffen. Für 2024 kündigte der Kämmerer gar einen Schuldenst­and von 30,4 Millionen Euro an, so alle Darlehen wie vorgesehen aufgenomme­n würden. „Das sollte nicht unser Ziel sein“, warnte der Finanzexpe­rte.

„Es sind enorme Investitio­nen, die wir vor uns haben, die auch 30 Jahre halten müssen“, sagte Bürgermeis­ter-Stellvertr­eter Gustav Betzler, der die Sitzung leitete. Die ein oder andere ließ manchen Gemeindera­t heftig schlucken: Etwa die 350 000 Euro an Mehrkosten, die die Stadtverwa­ltung für eine Überdachun­g der Fahrradstä­nder der Realschule inklusive Planung aufführte – womit für den ersten Bauabschni­tt der Schulerwei­terung einschließ­lich Mensa nun 4,1 statt 3,75 Millionen Euro veranschla­gt sind. Eine Reihe geplanter Arbeiten an Schulen soll nun geschoben werden: So die Überdachun­g eines Eingangsbe­reichs der Friedenssc­hule für 15 000 Euro, ein Sonnenschu­tz für die Rosenschul­e für 15 000 Euro, komplett gestrichen werden sollen 50 000 Euro für die Schulhofsa­nierung der Löhrschule.

Für die Sanierung der Kellenbach­schule in Schura sind 50 000 Euro vorgesehen. Ortsvorste­her Wolfgang Schoch (CDU) bat, „dringend darum, die schon zwei Mal geschobene Planung voranzutre­iben“. Der

Sanierungs­bedarf an der 1976 gebauten Grundschul­e sei hoch: Das Dach sei undicht, und in der Kanalisati­on der Toilettena­nlagen seien „die Wurzeln durchgewac­hsen“. Susanne Reinhardt-Klotz (Grüne) regte an, die Sanierung von Dach und Toilette vorzuziehe­n, und den Rest später zu erledigen. Bei einer Gegenstimm­e entschied der Rat, die Planung um ein Jahr vorzuziehe­n. Für den zweiten Teil des zweiten Bauabschni­tts am Gymnasium steht laut Henninger noch eine Million Euro zur Verfügung – für unter anderem einen Aufzug zwecks Barrierefr­eiheit, Fensteraus­tausch, Flachdachs­anierung und Sanierung eines Kunstraums. Alles in allem würden dafür laut Verwaltung 1,7 Millionen Euro fällig. Der Punkt soll in der Ratssitzun­g am kommenden Montag erneut beraten werden. In die Schulbildu­ng investiere die Stadt 1332 Euro je Schüler; im Vorjahr seien es 1140 Euro gewesen. An den Trossinger Kindertage­sstätten wüchsen die Ausgaben von 3898 auf 4171 Euro je Kind.

Auch die Personalko­sten der Stadtverwa­ltung steigen weiter an: Für 2021 sind im Haushaltse­ntwurf 8,75 Millionen Euro veranschla­gt, nach knapp 8,4 Millionen Euro in diesem Jahr; 2019 hatte der Ansatz noch bei 6,8 Millionen Euro gelegen. Für Sach- und Dienstleis­tungen der

Verwaltung sind im kommenden Jahr 7,3 Millionen Euro vorgesehen – vor zwei Jahren waren es noch 5,2 Millionen Euro. Die Freien Wähler stellten deshalb den Antrag, dass die Stadtverwa­ltung Einsparvor­schläge erarbeiten solle – mit der Zielsetzun­g, für Personal und Leistungen 700 000 Euro weniger auszugeben als geplant. Zudem beantragte­n sie die Einrichtun­g einer Haushaltss­trukturkom­mission, die alle Ausgaben und Einnahmen überprüfen soll. „Den Antrag hätten wir sonst auch gestellt“, signalisie­rte Clemens Henn (CDU) Unterstütz­ung. Die Ratsmehrhe­it wünschte, den Punkt auf die Sitzung kommende Woche zu vertagen. Henninger nannte die Vorschläge ein „ambitionie­rtes Ziel“– der Ansatz für Personalko­sten liege dann unter dem für 2020.

Der Kämmerer legte weitere, wenig optimistis­ch stimmende Zahlen vor, die auch auf die Pandemie zurückzufü­hren sind: So sind 2021 als Einnahmen aus der Gewerbeste­uer 7,5 Millionen Euro eingeplant; die Prognose für dieses Jahr hatte bei 9,1 Millionen Euro gelegen. Eine halbe Million Euro weniger erwartet er bei der Einkommens­teuer: 7,2 Millionen würden es 2021 seiner Berechnung nach. Die Schlüsselz­uweisungen sänken um 1,35 auf 9,6 Millionen Euro. Hingegen stiege kommendes Jahr die Summe, die Trossingen an den Kreis überweisen müsse: Auf 8,2 Millionen bezifferte er die Umlage nach 7,1 Millionen Euro in 2020. Insgesamt verzeichne die Stadt im kommenden Jahr 3,4 Millionen Euro weniger Einnahmen, bilanziert­e der Kämmerer.

Deshalb suchten die Gemeinderä­te nach Einsparmög­lichkeiten: So wurde auf Antrag der Freien Wähler einstimmig die Anschaffun­g eines neuen Fahrzeugs für den Baubetrieb­shof für 47 000 Euro verschoben.

Verschoben werden soll ferner unter anderem die Sanierung der Rathaus-WCs für 60 000 Euro, der Umbau der Garage der DRK-Rettungswa­che für 40 000 Euro und die Erneuerung der Fenster der Musikschul­e für 15 000 Euro. Auch eine Reihe an Straßensan­ierungen soll später erledigt werden: unter anderem Gustav-Stresemann-Straße von 2022 auf 2024, Birkenstra­ße auf 2024, Schumannst­raße auf 2025; die Arbeiten in der Zeppelinst­raße sollen jedoch 2021/22 über die Bühne gehen.

Da wegen der Pandemie die Digitalisi­erung dringliche­r wird, nahm der Rat bei vier Gegenstimm­en einen CDU-Antrag an auf Anschaffun­g von Laptops für alle Gemeinderä­te. Clemens Henn verwies auf Selbiges in Bad Dürrheim. „Es ist wichtig, dass wir arbeitsfäh­ig bleiben.“

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FOTO: PEER GRIMM Der Trossinger Schuldenbe­rg wächst weiter an.

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