„Ich weiß, dass ich unbequem bin“
Die vier Bewerber um den Trossinger Bürgermeister-Posten im Porträt – Heute: Torsten Kelpin
- Am 6. Dezember wählen die Trossinger ihren neuen Bürgermeister. Wir stellen die vier Kandidaten näher vor – mit so mancher Facette, die nicht jedem bekannt sein dürfte. Heute: Torsten Kelpin, Landschaftsgärtner aus Spaichingen.
Dass er aller Voraussicht nach nicht Trossinger Bürgermeister werden wird, weiß Torsten Kelpin. So viel gesunde Selbsteinschätzung besitzt der 59-Jährige nach den Erfahrungen seiner Bürgermeister-Kandidaturen in Spaichingen und Immendingen mit nur geringem Stimmenanteil. Ihm geht es um etwas anderes: Einen Gegenentwurf zu setzen zu den anderen Bewerbern, den ökologischen Aspekt in den Vordergrund zu rücken.
„Ich will mich an der politischen Willensbildung beteiligen“, begründet er sein neuerliches Engagement. „Wir müssen sparsamer mit dem Landschaftsverbrauch umgehen, das ist viel zu wenig im öffentlichen Bewusstsein angekommen – sonst ist Baden-Württemberg irgendwann komplett versiegelt.“
Sein Paket der Ziele, das er als Stadtoberhaupt schnüren würde, setzt in erster Linie auf den Schutz der Umwelt: So würde er an den größeren Straßen in Trossingen Fahrradwege bauen lassen, plant das frühere Mitglied der Grünen, zudem verkehrsberuhigte Zonen und Spielstraßen schaffen. Im sozialen Sektor wolle er unter anderem dafür sorgen, dass sich die Stadt im sozialen Wohnungsbau am Wohnungsmarkt mit einbringe. Auch mehr direkte Bürgerbeteiligung will er: „Kritik und Anregungen der Trossinger sollten mehr in den Entscheidungsprozess der Gemeinderäte einfließen können“. Und beim Thema Wirtschaft will er unter anderem dafür eintreten, einstöckige Flachbauten in Gewerbegebieten zu untersagen, Stichwort Flächenverbrauch. Alles unter dem Vorbehalt entsprechender Mehrheiten im Gemeinderat natürlich.
Der gebürtige, ledige Spaichinger arbeitet seit zweieinhalb Jahren als Parkpfleger bei der Stadt Tuttlingen.
Auch in Trossingen hat er vor Jahren bereits gewohnt und sein Geld verdient – bei den Firmen Ritzi und Silva. „Ich kenne noch ein paar Leute in Trossingen.“Sein größtes Interessensgebiet sei indes die Politik, sagt er. „Wieso entstehen Dinge, was sind die Ursachen für Entwicklungen?“Eigentlich habe er Politikwissenschaft studieren wollen, jedoch nur die Fachhochschulreife besessen, mit einem Schnitt von 2,0. Der Vegetarier ist Mitglied der „Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz“und war früher in Umwelt-, Tierschutz- und Bürgerrechtsvereinen aktiv. „Wenn ich an einer Sache dran bin, setze ich sie durch – auch, wenn es Hindernisse gibt“, sagt Torsten Kelpin. Es verärgere ihn, wenn jemand strittige Themen zu sehr zuspitze. Er sei ein Teamworker: Als Trossinger Ratshauschef wolle er guten Kontakt zu den Fachressorts halten und „mich einarbeiten, damit ich verwaltungstechnisch auf dem neuesten Stand bin“.
Da er in einer Musikstadt antritt, weist der 59-Jährige auf seine „große Plattensammlung“hin mit vor allem Rock und Jazz, auch Rhythmusgitarre spiele er. Als Jugendlicher habe er sieben Jahre Fußball gespielt beim SV Spaichingen, „anfangs als Rechtsaußen, dann als Libero und im Mittelfeld“. Früher sei er Bayern- und Borussia Dortmund-Fan gewesen, „aber heute geht es im Spitzenfußball viel zu viel ums Geld“.
„Ich weiß, dass ich unbequem bin und keine direkten Erfolgschancen habe“, sagt Kelpin. In seiner Heimatstadt
Spaichingen habe er sich bei der Bürgermeisterwahl Hoffnungen gemacht auf einen Stimmenanteil von 20 Prozent, weil er eindeutig Position gegen die geplante Umgehungsstraße eingenommen habe – 0,8 Prozent wurden es schließlich. Bei der Bürgermeisterwahl in Immendingen im Juli waren es 2,8 Prozent. In Trossingen will Kelpin dieses Ergebnis vervielfachen: „Ich erhoffe mir, als Nicht-Trossinger, zehn bis 15 Prozent der Stimmen.“
Sein Hauptziel ist eh ein anderes: Er hoffe, mit Blickrichtung auf die beiden Favoriten Ralf Sulzmann und Susanne Irion, dass es zu einem zweiten Wahlgang komme mit einer Stichwahl – „damit sich bei den beiden Spitzenkandidaten etwas rauskitzeln lässt in Richtung Ökologie“.