Heuberger Bote

„Ich weiß, dass ich unbequem bin“

Die vier Bewerber um den Trossinger Bürgermeis­ter-Posten im Porträt – Heute: Torsten Kelpin

- Von Michael Hochheuser TROSSINGEN

- Am 6. Dezember wählen die Trossinger ihren neuen Bürgermeis­ter. Wir stellen die vier Kandidaten näher vor – mit so mancher Facette, die nicht jedem bekannt sein dürfte. Heute: Torsten Kelpin, Landschaft­sgärtner aus Spaichinge­n.

Dass er aller Voraussich­t nach nicht Trossinger Bürgermeis­ter werden wird, weiß Torsten Kelpin. So viel gesunde Selbsteins­chätzung besitzt der 59-Jährige nach den Erfahrunge­n seiner Bürgermeis­ter-Kandidatur­en in Spaichinge­n und Immendinge­n mit nur geringem Stimmenant­eil. Ihm geht es um etwas anderes: Einen Gegenentwu­rf zu setzen zu den anderen Bewerbern, den ökologisch­en Aspekt in den Vordergrun­d zu rücken.

„Ich will mich an der politische­n Willensbil­dung beteiligen“, begründet er sein neuerliche­s Engagement. „Wir müssen sparsamer mit dem Landschaft­sverbrauch umgehen, das ist viel zu wenig im öffentlich­en Bewusstsei­n angekommen – sonst ist Baden-Württember­g irgendwann komplett versiegelt.“

Sein Paket der Ziele, das er als Stadtoberh­aupt schnüren würde, setzt in erster Linie auf den Schutz der Umwelt: So würde er an den größeren Straßen in Trossingen Fahrradweg­e bauen lassen, plant das frühere Mitglied der Grünen, zudem verkehrsbe­ruhigte Zonen und Spielstraß­en schaffen. Im sozialen Sektor wolle er unter anderem dafür sorgen, dass sich die Stadt im sozialen Wohnungsba­u am Wohnungsma­rkt mit einbringe. Auch mehr direkte Bürgerbete­iligung will er: „Kritik und Anregungen der Trossinger sollten mehr in den Entscheidu­ngsprozess der Gemeinderä­te einfließen können“. Und beim Thema Wirtschaft will er unter anderem dafür eintreten, einstöckig­e Flachbaute­n in Gewerbegeb­ieten zu untersagen, Stichwort Flächenver­brauch. Alles unter dem Vorbehalt entspreche­nder Mehrheiten im Gemeindera­t natürlich.

Der gebürtige, ledige Spaichinge­r arbeitet seit zweieinhal­b Jahren als Parkpflege­r bei der Stadt Tuttlingen.

Auch in Trossingen hat er vor Jahren bereits gewohnt und sein Geld verdient – bei den Firmen Ritzi und Silva. „Ich kenne noch ein paar Leute in Trossingen.“Sein größtes Interessen­sgebiet sei indes die Politik, sagt er. „Wieso entstehen Dinge, was sind die Ursachen für Entwicklun­gen?“Eigentlich habe er Politikwis­senschaft studieren wollen, jedoch nur die Fachhochsc­hulreife besessen, mit einem Schnitt von 2,0. Der Vegetarier ist Mitglied der „Arbeitsgem­einschaft Regenwald und Artenschut­z“und war früher in Umwelt-, Tierschutz- und Bürgerrech­tsvereinen aktiv. „Wenn ich an einer Sache dran bin, setze ich sie durch – auch, wenn es Hinderniss­e gibt“, sagt Torsten Kelpin. Es verärgere ihn, wenn jemand strittige Themen zu sehr zuspitze. Er sei ein Teamworker: Als Trossinger Ratshausch­ef wolle er guten Kontakt zu den Fachressor­ts halten und „mich einarbeite­n, damit ich verwaltung­stechnisch auf dem neuesten Stand bin“.

Da er in einer Musikstadt antritt, weist der 59-Jährige auf seine „große Plattensam­mlung“hin mit vor allem Rock und Jazz, auch Rhythmusgi­tarre spiele er. Als Jugendlich­er habe er sieben Jahre Fußball gespielt beim SV Spaichinge­n, „anfangs als Rechtsauße­n, dann als Libero und im Mittelfeld“. Früher sei er Bayern- und Borussia Dortmund-Fan gewesen, „aber heute geht es im Spitzenfuß­ball viel zu viel ums Geld“.

„Ich weiß, dass ich unbequem bin und keine direkten Erfolgscha­ncen habe“, sagt Kelpin. In seiner Heimatstad­t

Spaichinge­n habe er sich bei der Bürgermeis­terwahl Hoffnungen gemacht auf einen Stimmenant­eil von 20 Prozent, weil er eindeutig Position gegen die geplante Umgehungss­traße eingenomme­n habe – 0,8 Prozent wurden es schließlic­h. Bei der Bürgermeis­terwahl in Immendinge­n im Juli waren es 2,8 Prozent. In Trossingen will Kelpin dieses Ergebnis vervielfac­hen: „Ich erhoffe mir, als Nicht-Trossinger, zehn bis 15 Prozent der Stimmen.“

Sein Hauptziel ist eh ein anderes: Er hoffe, mit Blickricht­ung auf die beiden Favoriten Ralf Sulzmann und Susanne Irion, dass es zu einem zweiten Wahlgang komme mit einer Stichwahl – „damit sich bei den beiden Spitzenkan­didaten etwas rauskitzel­n lässt in Richtung Ökologie“.

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FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Will ins Trossinger Rathaus: Bürgermeis­ter-Kandidat Torsten Kelpin.

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