200 weitere Betreuungsplätze sind geplant
Umsetzung bis 2027 – Kapazitäten in Krippen und Kindergärten werden eng
TUTTLINGEN - Tuttlingen wächst – und damit auch die Zahl der Kinder. Laut Prognose vom November 2019 werden in den kommenden Jahren rund 400 Betreuungsplätze mehr in der Stadt und in den Ortsteilen benötigt. Wo werden diese entstehen? Gibt es genügend Personal dafür? Redakteurin Ingeborg Wagner sprach mit Mandy Hamma, Abteilungsleiterin Familie und Kindergärten bei der Stadt Tuttlingen, darüber.
Frau Hamma - ist die Zahl von 400 Plätzen noch aktuell?
Diese Prognose hat sich nicht verändert, wir gehen nach wie vor von dieser Situation aus. Allerdings ist das auch nur eine Prognose, die von vielen Faktoren abhängt: Zuzug, Zahl der Geburten, Entwicklung der Stadt, welche Gebiete entwickeln sich in welcher Form weiter. Ob das alles so eintritt, wie prognostiziert, ist die Frage. Wir in der Verwaltung sind der Meinung, dass es gut wäre, wenn wir etwa die Hälfte dieser Plätze, also 200, schaffen könnten. Angedacht ist dafür ein Zeitraum bis 2027.
Wie viele Kindergartenplätze gibt es momentan? Wie viele Krippenbau?
plätze?
Aktuell hat die Stadt samt Ortsteilen 1420 Kindergartenplätze in unterschiedlicher Trägerschaft und etwa 325 Krippenplätze.
Gibt es Wartelisten für einen Kindergartenoder Krippenplatz?
Nein, wir sind gut aufgestellt. Natürlich ist die Situation angespannt, allerdings haben wir auch einige neue Plätze schaffen können, die das entzerrt haben. Alle Kinder ab einem Jahr, die Betreuung benötigen, haben damit einen Platz, so wie es der rechtliche Anspruch vorsieht.
Wo haben Sie Plätze aufgestockt?
In der Schmelze ist eine Kindergartengruppe eröffnet worden, und im Kindergarten Nendingen haben wir durch einen Anbau am bestehenden Kindergarten eine weitere KrippenGruppe und eine Kindergartengruppe geschaffen. Der Kindergarten Torhaus in der Nordstadt wird bis Februar fertig sein. Dort entstehen drei Gruppen, eine Krippengruppe und zwei Kindergartengruppen.
Wo ist es besonders eng, wo sehen Sie Bedarf auf einen zügigen Aus
Die Kernstadt ebenso wie die Nordstadt sind Bereiche, in denen immer wieder Plätze benötigt werden. Da haben wir bereits nachgelegt, und es gibt weitere Pläne.
Zum Beispiel in der Brunnenstraße?
Ja, die Planungen dafür laufen. Die Stadtverwaltung prüft gerade, wie dort weitere Plätze geschaffen werden können. Im Kindergarten Hinter Aspen gibt es zudem Möglichkeiten, zu erweitern. Zusätzlich prüfen wir noch andere Gebäude und schauen, wo wir sonst noch Möglichkeiten haben, Einrichtungen oder Plätze zu schaffen. Nähere Details hierzu können wir derzeit noch nicht sagen.
Wo ist der Bedarf momentan größer – an Krippenplätzen für unter Dreijährige oder an Kindergartenplätzen?
Die weiter steigenden Geburtenzahlen und der wachsende Zuzug von Familien nach Tuttlingen erhöhen den Bedarf sowohl an Krippen- als auch an Kindergartenplätzen.
Bekommen Sie überhaupt genügend
Personal, also weitere Erzieher für die vielen Plätze, die sie schaffen wollen?
Wie gesagt, das sind bislang nur Prognosezahlen. Das heißt nicht, dass wir bis 2027 auch tatsächlich 200 neue Plätze haben, sondern wir reagieren bedarfsorientiert. Wir bekommen die Geburtenzahlen, darauf stimmen wir unsere Planungen ab. Bisher hatten wir das Glück, immer genügend Personal zu finden. Das ist natürlich nicht einfach, der Markt ist schwierig. Und wir können nur die Gruppen eröffnen, für die wir auch die vorgeschriebene Anzahl an Mitarbeitern haben. Wie sich die Personalsituation entwickeln wird, kann ich heute noch nicht sagen.
Gibt es derzeit unbesetzte Stellen?
Ja. Bedingt dadurch, dass wir aufgrund von Corona Schwangere zum Beispiel sofort freistellen müssen, sind zwischen drei und vier Stellen unbesetzt. Diese sind und werden zeitnah ausgeschrieben.
Zu den Betreuungszeiten: Einige Eltern bemängeln, dass die Modelle wenig flexibel sind. Es gibt drei Varianten: Verlängerte Öffnungszeiten
(7 bis ca. 13.30 Uhr), Regelzeiten (vormittags und nachmittags bis 16 Uhr, aber man muss die Kinder über Mittag abholen) und Ganztag (7 bis ca. 17 Uhr). Sind da Änderungen geplant oder die Ausweitung auf ein flexibleres Modell?
Nein, momentan sind keine Änderungen vorgesehen. Sowohl bei den VÖ-Zeiten wie bei den Ganztagszeiten sind verschiedene Anfangszeiten möglich, das können die Eltern selbst steuern. Den Ganztagsbereich tageweise zeitlich flexibel zu buchen, geht aber nicht. Ich muss mich für die Stunden, die mein Kind betreut werden soll, entscheiden.
Es gab ein paar wenige Flexigruppen, bei denen man die Kinder zum Beispiel an zwei Tagen ganztags im Kindergarten gelassen hat und an den anderen Tagen nur bis 13 Uhr, das wurde aber abgeschafft. Warum?
Der mehrheitliche Bedarf der Eltern auf eine reine Ganztagsbetreuung ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen, sodass wir diese Gruppen in reine Ganztagsgruppen umgewandelt haben.
Die Regelzeiten mit Pause über Mittag – ist dieses Modell nicht überholt? Warum wird es trotzdem noch angeboten?
Das ist nicht überholt, im Gegenteil. Es gibt sogar Bereiche, wo wir die verlängerten Öffnungszeiten wieder in Regelzeiten umgewandelt haben. Das war in Nendingen bei einer Gruppe der Fall.
Zu den Kosten: Wie viel Geld ist in den kommenden Jahren für den Ausbau der Kindergartenplätze eingeplant?
Für das Jahr 2021 hat die Stadt insgesamt 95 000 Euro Planungsmittel für die Schaffung weiterer Plätze eingeplant. Aus diesen Planungsmitteln ergeben sich dann weitere Kosten für den Ausbau.
Wie hoch sind die jährlich laufenden Kosten inklusive Personal dafür?
Die Stadt investiert unter Beachtung aller Einnahmen und Ausgaben im Jahr 2021 für den Betrieb sämtlicher Kindertageseinrichtungen rund 8,9 Millionen Euro.