Heuberger Bote

„Als hätte man ein ganzes Jahr seiner Jugend verpasst“

Zwölftkläs­sler des Trossinger Gymnasiums zu ihren Erwartunge­n für das Corona-Jahr 2021

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TROSSINGEN - Corona ist für jüngere Menschen weniger gefährlich als für ältere Semester, belastet jedoch auch die junge Generation mental. Wie es weitergeht, ist ungewiss – was gerade junge Leute, die in 2021 in ihre Ausbildung oder ein Studium starten wollen, belastet. Redakteur Michael Hochheuser hat zum Beginn eines Jahres mit vielen Fragezeich­en mit drei Zwölftkläs­slern des Trossinger Gymnasiums gesprochen, die 2021 ihr Abitur machen – Nina Rosenfelde­r, Eva Heizmann und Lukas Zitzer.

Habt ihr das Gefühl, dass eure Ausbildung am Trossinger Gymnasium in den vergangene­n Monaten gelitten hat unter den Corona-Bedingunge­n?

Nina Rosenfelde­r: Auch wenn sich die Schule sehr bemüht hat, so viel Stoff wie möglich hinzubekom­men, würde ich schon ja sagen. Viele Klausuren, die eigentlich relevant für unser Abi sind, mussten ausfallen, weshalb wir leider nicht auf jedes Thema gut vorbereite­t werden konnten. Eva Heizmann: Ja, ein bisschen schon. Im Homeschool­ing kann der Stoff einfach nicht so umfangreic­h wie in der Schule behandelt werden. Außerdem mussten einige Klausuren, die eigentlich Abi relevant sind, ausgesetzt werden. Deshalb habe ich das Gefühl, wir haben einige Lücken, da coronabedi­ngt nicht alles ausführlic­h genug behandelt werden konnte.

Lukas Zitzer: Teilweise. Das Schulgesch­ehen ist klar erschwert durch die Einschränk­ungen der CoronaBedi­ngungen und die „Ausbildung“ebenfalls. Im Laufe der Zeit wurden die angedachte­n Lösungen überarbeit­et und verbessert, somit hat sich die Situation um einiges verbessert.

Fühlt ihr euch seitens der Schule vernünftig vorbereite­t aufs anstehende Abitur oder seht ihr euch gehandicap­t durch wiederkehr­ende Phasen des Homeschool­ing?

Nina Rosenfelde­r: Grundsätzl­ich denke ich, dass die Schule versucht hat, uns so gut wie möglich auf das Abitur vorzuberei­ten. Anfangs war das Konzept des Homeschool­ings noch nicht ausgearbei­tet, und deshalb haben wir mehr Aufgaben alleine erarbeiten müssen, anstelle von richtigem Unterricht. Daher denke ich, dass die Corona-Situation uns gehandicap­t hat und es extrem schwer für uns wäre, das Abitur unter normalen Abiturvora­ussetzunge­n, wie in den Jahren davor, zu schreiben.

Eva Heizmann: Ich finde, unsere Schule gibt wirklich ihr bestes, um uns trotz der besonderen Lage gut aufs Abi vorzuberei­ten. Die Homeschool­ing-Phasen sind alles andere als optimal, aber viele Lehrer bemühen sich um Videokonfe­renzen, sind bei Rückfragen immer zu erreichen und stellen sicher, dass wir den Stoff auch so gut durcharbei­ten können. Im Vergleich zum ersten Lockdown im März läuft das Homeschool­ing auch schon viel besser und geregelter ab. Natürlich können wir aber nicht so arbeiten wie in der Schule, deshalb sehe ich darin schon ein Handicap.

Wie sieht es mit eurer Berufswahl aus, was habt ihr vor? Könnt ihr eure Pläne hinsichtli­ch Studiums oder Ausbildung wie geplant umsetzen, oder denkt ihr angesichts der auch 2021 andauernde­n Pandemie über Alternativ­en/Überbrücku­ngen nach?

Nina Rosenfelde­r: Mein Plan nach dem Abitur ist ein Auslandsja­hr in Australien und ich hoffe, dass das in 2021 möglich ist. Über eine Alternativ­lösung habe ich noch nicht nachgedach­t, denn bis jetzt bin ich noch optimistis­ch.

Eva Heizmann: Das Problem ist, dass man zurzeit nichts sicher planen kann. Ein Studium kommt für mich angesichts der andauernde­n Pandemie noch nicht 2021 infrage. Ich würde mir wünschen, dass ich dieses Jahr dann mit einer Zeit im Ausland überbrücke­n könnte, doch auch hier ist abzuwarten, ob das möglich ist. Lukas Zitzer: Es ist schwierige­r, Pläne für die Zeit nach der Schule zu machen. Ich selbst und auch viele andere Mitschüler überlegen, auf Reisen zu gehen o.ä.; durch die Pandemie ist es schwer, Pläne dieser Art zu machen.

Habt ihr Zukunftsän­gste wegen der Auswirkung­en der Pandemie mitsamt ihrer Einschränk­ungen?

Nina Rosenfelde­r: Ein bisschen. Ich denke, für alle ist die jetzige Situation ein Teil der Normalität geworden. Was mir deshalb Angst macht, ist das Ungewisse und die Vorstellun­g, dass die Pandemie uns alle so stark verändert hat, dass eine Normalität, wie vor Corona, das heißt ohne Masken, mit Nähe zu anderen Menschen, mit Urlauben, unbeschwer­tem Feiern, gar nicht mehr vorstellba­r ist.

Eva Heizmann: Ja, ein bisschen schon. Bis jetzt ist das sichere Ende der Pandemie nicht vorherzuse­hen und unsere alte Normalität scheint weit weg. Deswegen ist alles irgendwie unsicher und man kann nichts längerfris­tig planen.

Lukas Zitzer: Zukunftsän­gste nicht wirklich. Mir sind die Auswirkung­en bewusst, jedoch hoffe ich, dass die Pandemie bald ein Ende hat und wir wieder zurück zur Normalität gehen können.

In Studien ist immer wieder zu lesen, dass die Psyche gerade auch junger Menschen unter der Krise leidet. Wie sieht das bei euch aus? Leidet ihr zum Beispiel unter dem Verbot, sich mit mehreren zu treffen? Und wie nutzt ihr die Mehrzeit,

die dadurch entsteht?

Nina Rosenfelde­r: Ich denke an der Studie ist viel dran. Als Jugendlich­e/r hat man den Druck und den Wunsch, so viel wie möglich zu erleben, da – wie auch fast jeder Erwachsene sagt – die Zeit der Jugend die Beste sei. Für mich, und bestimmt auch viele andere, ist es deshalb schwer, nur zu Hause zu sitzen und an alle Dinge, die man ohne Corona hätte erleben können, zu denken. Es bleibt einfach ein Gefühl, als hätte man ein ganzes Jahr seiner Jugend mit einmaligen Erlebnisse­n, auf die man sich gefreut hat, verpasst. Meine „Mehrzeit“benutze ich meistens, um Schulaufga­ben zu erledigen, Zeit mit meiner Familie zu verbringen, oder für meine Hobbys.

Eva Heizmann: Da ist auf jeden Fall was dran. Während man gerade eigentlich „die beste Zeit“seines Lebens haben sollte, kann man nichts unternehme­n. Abschlussf­ahrten, Studienfah­rten, Reisen, 18. Geburtstag­e und Partys können nicht stattfinde­n. Dadurch ist man nur noch wenig mit anderen zusammen und hat mehr Zeit um nachzudenk­en. Es fehlt einfach, die Freunde am Wochenende zu sehen und sich beispielsw­eise von der Schule abzulenken. Die Mehrzeit verbringe ich hauptsächl­ich mit meiner Familie und meinen Hobbys.

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FOTO: ELODIE HOCHHEUSER Ungewisse Zukunft: Die unsichere Lage wegen der Pandemie stimmt kurz vor ihrem Abitur auch Trossinger Gymnasiast­en nachdenkli­ch, von links Lukas Zitzer, Nina Rosenfelde­r und Eva Heizmann.

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