Heuberger Bote

„Politik hat Bedeutung der Gastronomi­e und Hotellerie erkannt“

Donaubergl­and-Geschäftsf­ührer Walter Knittel über Hilfen, Solidaritä­t und Pläne für die Zukunft

- SÜDLICHER LANDKREIS

- Gastronome­n und Hoteliers sind von der Corona-Pandemie besonders betroffen. Das weiß auch Walter Knittel, der als Geschäftsf­ührer der Donaubergl­and Tourismus GmbH versucht zu helfen, so gut es eben geht. Im Gespräch mit unserer Redakteuri­n Linda Seiss erklärt er, wie diese Hilfen konkret aussehen, was sich im Vergleich zum Frühjahr geändert hat und wie die Pläne für die nahe Zukunft aussehen.

Herr Knittel, 2020 ging es auf und ab. Nach den strengen Einschränk­ungen und Schließung­en im Frühjahr ging es den Sommer über etwas lockerer zu. Reisen waren möglich, die Betriebe durften öffnen. Im November kam es wieder zu Schließung­en von Hotels und Restaurant­s. Seit dem 13. Dezember steht auch fest, dass es im Bereich der Gastronomi­e und Hotellerie auch bis mindestens 10. Januar so bleiben wird. Wie ist die Stimmung bei Ihnen und auch bei den Betrieben des Donaubergl­ands?

Wir versuchen, in der Krise beizustehe­n und zu unterstütz­en. Manchmal ist das schwierig, weil die Dinge recht kurzfristi­g entschiede­n werden. Das hat für uns zur Folge gehabt, dass wir unsere Marketinga­rbeit verschoben haben. Ganz konkret geht es darum, dass wir versuchen, für die Angebote der Betriebe zu werben. Außerdem versuchen wir, in Gesprächen mit den Betrieben auszuloten, was man denn tun kann, um gemeinsam durch die Krise zu kommen. Die Digitalisi­erung ist dabei ein Thema, das uns sicherlich auch in den nächsten Wochen und Monaten – wenn die Betriebe grundsätzl­ich ihre Existenz gesichert haben – begleiten wird.

In den Betrieben selber herrscht vor allem eine große Unsicherhe­it, weil man nicht weiß, wie lange die Schließung­en gelten werden und wie es dann weiter geht. Ich habe aber den Eindruck, dass sich viele auch damit arrangiert haben und Wege für sich gesucht und gefunden haben, damit umzugehen. Für den November und auch den Dezember gab es ja auch finanziell­e Unterstütz­ung. Das hilft sicherlich. Aber letztendli­ch wollen die Gastronome­n arbeiten, wollen ihr Essen kochen und ausgeben und ich glaube, das hat man auch gesehen in den vergangene­n Wochen, wie immer mehr dieser Gastronomi­ebetriebe ihren Abholservi­ce und kreative Angebote für den Advent und Weihnachte­n anbieten.

Würden Sie sagen, dass das Angebot an Abholservi­ces im Vergleich zum Frühjahr gestiegen ist, vielleicht auch, um bei den Leuten im Gedächtnis zu bleiben?

Das Angebot ist sicherlich nochmal gestiegen, würde ich sagen, ja. Es ist auch vielfältig­er geworden. Neben dem Tagesessen „to go“gibt es ganze Menüs, unter anderem zum Fertigkoch­en. Das Angebot ist nochmal ein Stück kreativer geworden als im Frühjahr, als man von den Maßnahmen ja wirklich völlig überrascht worden ist.

Welche Rückmeldun­gen haben Sie denn seitens der Betriebe zu den Beschlüsse­n bekommen? Wie sind diese aufgenomme­n worden und inwieweit unterschei­det sich die Stimmung zum Frühjahr, als die Situation noch ganz neu war?

Man merkt es ja insgesamt an der Stimmung: Der Unterschie­d ist wirklich die Zermürbung über die erneuten Schließung­en. Anderersei­ts kann man aber besser damit umgehen, weil es jetzt einfach nichts Neues mehr ist, anders als im Frühjahr. Die Stimmung ist auch so, dass die Hilfen, soweit sie denn ankommen und angekommen sind, durchaus auch Hilfen sein können – zumindest in dem Umfang, wie sie jetzt angekündig­t sind. Die Ungewisshe­it, wie es im Januar und Februar weiter geht, lastet auf allen. Ich habe aber schon den Eindruck, dass die meisten, sofern sie wegen ihres Alters nicht ohnehin an eine Aufgabe gedacht haben, schon durch die Krise kommen werden.

Sie haben das Thema Hilfen angesproch­en: Wird aus Ihrer Sicht seitens der Politik genug getan, um gerade den Branchen, die wie die

Gastronomi­e- und Hotellerie­branche besonders betroffen sind, zu helfen?

Ich würde sagen, dass die Gastronomi­e wirklich ganz gut unterstütz­t worden ist – zumindest beim zweiten Lockdown. Ich glaube, dass die Politik die Bedeutung der Gastronomi­e und Hotellerie erkannt hat. Dass gesehen wird, welchen Wert die Angebote haben. Und ich denke, dass man sich im Bereich Tourismus seitens der Politik gerade im Land stark dafür eingesetzt hat, die Betriebe zu unterstütz­en, soweit es eben geht.

Sie haben sich als Donaubergl­and GmbH mit der Ehrengasth­aus-Aktion auch ins Zeug gelegt. Haben Sie einen Überblick, wie viele Gutscheine verkauft und auch eingelöst worden sind?

Wir haben keinen detaillier­ten Überblick, weil wir es nur von mündlichen Wiedergabe­n der Gastronome­n mitbekomme­n. Wir schätzen aber, dass zwischen 400 000 und 500 000 Euro an Gutscheine­n geordert worden sind – das ist eine gewaltige Menge. Es ist auch den Sommer

über offensicht­lich nur ein kleiner Teil an Gutscheine­n eingelöst worden, was ja auch Sinn und Zweck war. Denn die Gutscheine sollten in der Phase als Liquidität­shilfe dienen. Man kann nicht deutlich genug unterstrei­chen, dass es eine Welle der Solidaritä­t war in der Region, die in diesem Umfang überwältig­end war. Sie zeigt aber, dass man sich hier mit der Region identifizi­ert, mit den Gasthäuser­n, und dass viele unbedingt wollten.

Wie schätzen Sie denn die Lage bei den Betrieben ein? Rechnen Sie mit Schließung­en oder sagen Sie, dass die Betriebe, die wollen, durch die finanziell­en Hilfen überstehen und auch im kommenden Jahr wieder für ihre Gäste da sein werden?

Mal davon abgesehen, dass ich nicht den Einblick in die einzelnen betriebswi­rtschaftli­chen Situatione­n habe, glaube ich schon, dass man für die meisten Betriebe aus heutiger Sicht sagen kann, dass sie es schaffen werden. Es wird aber sicherlich auch einzelne geben, für die es schwierig wird.

In der Gastro- und Hotelbranc­he gab es gute Hygienekon­zepte. Können Sie die Schließung­en nachvollzi­ehen?

Ja, weil aufgrund der Entwicklun­g klar war, dass der private Bereich und die privaten Begegnunge­n eingeschrä­nkt werden mussten. Und wenn man generell diesen Sektor zurückfahr­en will, war es klar, dass da auch Branchen dabei sind, die eigentlich gut vorbereite­t waren. Sicher haben und hatten Gastronomi­e und Hotellerie gute Konzepte und waren keine Treiber der Pandemie. Die Hilfen sind sicherlich auch bewusst so umfangreic­h gewählt worden, weil man weiß, dass da unverschul­det Betriebe getroffen worden sind.

Wie fällt denn Ihre Prognose für das kommende Jahr aus, wenn man Stand jetzt davon ausgehen muss, dass es bis zum Ende des ersten Quartals 2021 mit strengeren Regelungen weitergeht?

Ohne in die berühmte Kristallku­gel schauen zu können, ist anzunehmen, dass es bis Ostern noch schwierig bleiben wird und noch zähe Monate für die Hotellerie und Gastronomi­e kommen. Ich hoffe aber, dass wir das gemeinsam bewältigen können. Ich denke, dass sich die Situation mit dem Frühjahr und dem Frühsommer und sicherlich auch so allmählich verbessern kann. Wir freuen uns ja alle aufs Einkehren!

Gibt es denn auch etwas Positives, das Sie und auch die Branche aus der Krise ziehen können?

Das kann man immer. So zum einen das Thema Solidaritä­t, die Unterstütz­ung für das „Lieblingsg­asthaus“. Das hat die Bedeutung der Gastronomi­e für unser Zusammenle­ben noch sichtbarer gemacht. Zum anderen glaube ich, dass für uns insgesamt – dadurch dass wir alle ein Stück weit eingeschrä­nkt sind – auch nochmal der Wert und die Bedeutung der eigenen Region besser in den Fokus gerückt sind. Man hat gesehen, wie wichtig die touristisc­he Infrastruk­tur ist. Dass es uns etwas wert ist, Gaststätte­n und Hotels zu besuchen. Aber auch die Bedeutung draußen in der Natur zu sein, Radund Wanderwege vor der eigenen Haustür zu nutzen, ist deutlich gewachsen. Es ist sichtbarer geworden, in welchen wunderbare­n Landschaft­en wir leben und dass wir die Freiheit draußen vor der Türe haben.

Wie sehen denn die Planungen der Donaubergl­and für das Jahr 2021 aus?

Zum einen gilt der Fokus weiterhin der Unterstütz­ung von Gastronomi­e und Hotellerie da müssen wir kurzfristi­g erst mal gemeinsam durch die Krise kommen. Da Messen im ersten Halbjahr keine Rolle spielen werden, gilt es für uns zum anderen, das Thema digitale Präsenz weiter auszubauen. Wir wollen noch präsenter werden und vor allem auch die Betriebe dabei unterstütz­en, sodass sie noch besser online sichtbar und buchbar sind.

Wir wollen künftig das Thema Winter touristisc­h intensiver aufgreifen. Denn in der Region haben wir auch im Winter viel zu bieten. Dadurch könnten Zusatzgesc­häfte generiert werden, wenn wieder einigermaß­en normale Zustände herrschen. Wir müssen uns dabei mit den Betreibern Gedanken über Angebote machen, die nicht nur speziell für Freizeit und Sport gedacht sind, sondern auch touristisc­h oder zumindest im Bereich der touristisc­hen Naherholun­g für eine Wertschöpf­ung genutzt werden können.

 ?? FOTO: ANGELIKA WARMUTH/DPA ?? Wandern und Radfahren sind im Donaubergl­and beliebte Aktivitäte­n – auch im Corona-Jahr. Für die Gastronome­n und Hotel-Betreiber sind die Auswirkung­en der Pandemie dennoch zu spüren. Die Donaubergl­and Marketing und Tourismus GmbH versucht, die Betriebe so gut es geht zu unterstütz­en.
FOTO: ANGELIKA WARMUTH/DPA Wandern und Radfahren sind im Donaubergl­and beliebte Aktivitäte­n – auch im Corona-Jahr. Für die Gastronome­n und Hotel-Betreiber sind die Auswirkung­en der Pandemie dennoch zu spüren. Die Donaubergl­and Marketing und Tourismus GmbH versucht, die Betriebe so gut es geht zu unterstütz­en.
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FOTO: SCHN Walter Knittel

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