Narren trauern um Abstaub-Brauch
Denkinger Narren legen alle gleichzeitig zuhause ihre Häser bereit
Für den Dreikönigstag haben sie sich aber trotz Corona etwas einfallen lassen.
- An vielen Denkinger Häusern, in denen Narren wohnen, sieht man am Jahresanfang 2021 immer noch die Initialen der Narrenzunft „NZ“, welche die „Abstauber“am Dreikönigstag 2020 hinterlassen haben. Zu dieser Zeit war das gesellschaftliche Leben noch in Ordnung. Corona hat das verändert: Auch in den kommenden Wochen werden wohl keine Veranstaltungen und vieles mehr stattfinden. Auch nicht das „Abstauben“am Dreikönigstag durch die Zunfträte.
Der Narr und die Narretei, also die Fasnet, wurden seit dem Mittelalter immer als ein Gegenbild der christlichen Ordnung betrachtet. Der ursprüngliche Haupttag der Fasnet war einmal der Schmotzige Donnerstag. Allerdings beginnt in den schwäbisch-alemannischen Narrenhochburgen die Fasnetszeit bereits am Dreikönigstag.
Für den Zunftmeister Jürgen Thieringer (seit 1990 im Amt) und seine Räte der Klippenecker-Plätzlezunft ist dieser Tag der schönste, aber auch der arbeitsreichste und schwierigste Narrentag mit dem gleichzeitigen Start in die fünfte Jahreszeit.
Trotz Corona beginnt auch dieses Jahr am Dreikönigstag die Fasnetszeit. Doch die „Abstauber“halten sich nur virtuell bereit.
„Wir wollen nicht, dass der Staub auf den Masken und Kleidle liegen bleibt, vielleicht werden sie ja doch noch gebraucht“, erläutert Zunftmeister Jürgen Thieringer.
Aus diesem Grunde bittet der Narrenrat alle Hästräger am Dreikönigstag um 11.11 Uhr zu Hause im Wohnzimmer mit Maske und Häs parat zu stehen, denn um diese Zeit werden der Zunftmeister und all seine Räte zu Hause die eigenen Masken und Häser abstauben.
„Zu diesem Zeitpunkt können wir wenigstens in närrischen Gedanken verbunden sein und gemeinsam unseren traditionellen Abstauberspruch sprechen.“Mit dem dreifachen Gruß „Plätz am Häs“und Pfarrbach-Weiber“wünscht der Zunftrat ein gutes Gelingen des Abstaubens , vernetzt in einer großen Gemeinschaft.
Der Tag sieht in anderen Jahren aber so aus:
Seit Wiedergründung der Narrenzunft 1976 besuchen die Zunfträte als Abstauber in Frack und Zylinder mit weißen Handschuhen und dem obligatorischen Wedel als Arbeitsutensil die über 500 Kleidlesträger zu Hause.
In einem besonderen feierlichen Zeremoniell werden hierbei Narrenhäs und Maske abgestaubt und als Kleidesträger der Narr auf die kommende Fasnet eingestimmt.
In der letzten Lagebesprechung beim Zunftmeister, verbunden mit einem deftigen Frühstück als Grundlage, werden die Sprüche nochmals auswendig hergesagt und die Straßeneinteilung vorgenommen. Jahrzehntelang trafen sich die Abstauber bei Obernarr Ewald Kaufmann zu dieser Sitzung, bevor der Zunftmeister diesen Akt übernahm.
Paarweise gehen dann die Zunfträte mit Unterstützung der Ehrenzunfträte auf ihre „Arbeitswalz“. Oft gab es auch ein Treffen mit den „Sternsingern“. In die Quere kam man sich dabei aber nicht, im Gegenteil, die Leute warteten bereits auf beide Gruppen und freuten sich über ihren Besuch.
Bei vielen Narren ist das „Maschkeren“im Dorf im Häs des Plätzlenarren oder auch Pfarrbachweib sehr wichtig und besitzt einen großen Stellenwert. Deshalb müssen das Häs und die Maske auch sauber sein, machen die Abstauber vielfach ihre Feststellung.
Die harte Arbeit beginnt dann mit dem Spruch: „Wir kommen als Abstauber heut, drum eine Bitt an euch ihr Leit, holet’s Narrenkleid raus und dont euch nit lang b’sinne, mir went aus ihm und euch vertreibet Spinne“. Der Kleidlesträger hat sich dann auf den Boden zu knien, denn es beginnt eine kleine Zeremonie. „Staub und Trübsal weiche, Heiterkeit und Frohsinn ziehe ein, auf dass dem Träger dieses Kleides eine fröhliche Fasnet möge beschieden sein“. Richtige Staubwolken fördern dann die Abstauber bei ihrer Arbeit an den Tag. Dass dies ein richtiger Schlauch ist und durstig macht, können die Zunfträte oft bestätigen. Doch der Narrensprudel in Form von Sekt steht bereits bereit. Die Zunfträte haben an diesem Tag auch Gelegenheit, mit den Narren zu sprechen und diese zum Mitmachen in der Fasnet zu animieren. Als besonderer Hinweis gilt auch der ausgehändigte neue Fahrplan.
Bilder oder Videos von zu Hause vom Abstauben können im Querformat auf der Homepage der Narrenzunft dann veröffentlicht werden. Die Videosequenz oder Bilder können an thieringer@gmx.de oder unter der Telefonnummer 0152 04949042 geschickt werden.