Heuberger Bote

Familie sorgt sich um verschwund­ene 19-Jährige

Polizeispr­echer erläutert, warum es noch keine öffentlich­e Vermissten­suche gibt

- Von Lara Kiolbassa und Fabian Riesterer SCHRAMBERG

(sbo) - Seit Dienstag, 29. Dezember, wird eine 19-jährige Schramberg­erin von ihrer Familie vermisst. Die Aufrufe wurden in sozialen Netzwerken mehrfach geteilt – auch beispielsw­eise von Oberbürger­meisterin Dorothee Eisenlohr. Zuletzt wurde die junge Frau am Busbahnhof in Schramberg in Begleitung eines „älteren Herren“gesehen.

Ein anderer Zeuge will die beiden zu einem vermutlich früheren Zeitpunkt in der Schramberg­er Innenstadt auf der Höhe des Schuhgesch­äfts Langenbach­er gesehen haben. Wann genau, kann er nicht sagen.

Um wen es sich bei dem Mann handelt, ist nicht bekannt. Auch woher die 19-Jährige ihn gekannt haben könnte, kann sich ihre Schwester im Gespräch mit unserer Zeitung nicht eindeutig erklären. Sie selbst wisse nichts von einem Freund ihrer Schwester. Sie beschreibt es als eine „sehr ungewöhnli­che Situation“, weil die Schwestern ein sehr enges Verhältnis hätten und sich stets alles gegenseiti­g erzählten.

Zusätzlich­e Suchblätte­r Augenzeuge­n, die die Gesuchte und den Mann Hand in Hand in der Berneckstr­aße am „Kebap Gourmet“gesehen haben wollen, beschreibe­n den Mann als dünn. Er könnte etwa um die 40 Jahre alt sein und habe eine Halbglatze. Um 17.19 Uhr seien die beiden in einen Bus nach Rottweil eingestieg­en. Danach verliert sich die Spur. Um 17.35 Uhr sei sie letztmals auf Whatsapp online gewesen. Die Frau ist 1,60 Meter groß.

Am Tag ihres Verschwind­ens habe sie eine helle Winter-Jacke mit Fellkapuze, eine schwarze Hose und weiße Schuhe getragen. Ihre brünetten Haare habe sie zu einem hohen Dutt auf dem Kopf zusammenge­bunden.

An der linken Hand habe sie ein auffällige­s Herz-Tattoo mit der Aufschrift „La Familia“. Ihre Schwester beschreibt die 19-Jährige als zuverlässi­g. Die beiden hätten täglich Kontakt.

„Sie würde nie ohne sich zu melden nur wenige Tage vor Silvester verschwind­en“, so die Schwester. Zudem ängstige sie es, dass ihre Schwester ohne jegliche Habseligke­iten so lange von zu Hause wegbleibt.

Weil sie glaubt, die Gesuchte würde sich zumindest melden, ist sie sicher: „Da muss etwas passiert sein.“Zusätzlich zu den Aktivitäte­n in den sozialen Medien habe die Familie Suchblätte­r ausgedruck­t und an Bussowie Taxifahrer in Rottweil und Schramberg verteilt.

Hinweise von Zeugen nimmt die Familie telefonisc­h unter 0162/ 4190013 oder per Facebook entgegen.

Die Polizei habe die Familie bisher immer wieder vertröstet, bis wann sie die Suche aufnehmen könnten. Zunächst habe es geheißen, wegen der Volljährig­keit und weil die Gesuchte aus eigenen Stücken gegangen sein könnte, müssten sie vier Tage warten.

Am Samstag, 2. Januar, waren die 96 Stunden abgelaufen, doch die Polizei wollte, so die Schwester, noch bis Sonntag abwarten. Dann habe es geheißen, man gehe davon aus, dass die Gesuchte nur Silvester bei ihrem Freund feiern wollte und danach von selbst wieder auftauche. Ihre Schwester kann das nicht glauben.

Prozedere der Beamten

Die Schwester habe sich an die Polizei gewandt, bestätigt ein Sprecher des Polizeiprä­sidiums Konstanz auf Nachfrage des Schwarzwäl­der Boten. Diese, erklärt der Beamte, gehe bei der Entscheidu­ng, ob es offiziell zu einem Vermissten­fall inklusive Aufruf und Ermittlung­en kommt, nach einem bestimmten Raster vor. Denn bei erwachsene­n Personen gelte erst einmal: „Die können tun und lassen was sie wollen – auch weg sein.“

Es werde hauptsächl­ich geprüft, ob eine Straftat vorliegen könne, ebenso werde eingeschät­zt, ob die Frau eine Gefahr für sich selbst oder andere Personen darstellt. Dass die vermisste Person beispielsw­eise als gewöhnlich zuverlässi­g oder verantwort­ungsvoll – auch etwa gegenüber Freunden, Familie oder eigenen Kindern – gilt, werde in diese RundumAbkl­ärung einbezogen. Die Schramberg­er Kollegen hätten dieses Prozedere umgesetzt – und kämen aktuell zum Schluss, dass wohl keine Straftat vorliege.

Generell, so der Beamte, gebe es meist einen Grund, wenn Personen ihr gewohntes Umfeld verlassen. Wenn jemand nach einem Streit mit der Familie einige Tage für sich brauche oder gar eine vom Ehemann „Gesuchte“in ein Frauenhaus flieht, sei dies auch kein Vermissten­fall für die Polizei, gibt der Sprecher abschließe­nd ein Beispiel.

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