„Schatz, ich miete uns heute den Skilift“
Skiclub Mühlheim vermietet den Lift an einzelne Haushalte – Vereine sind erfinderisch
- Eigentlich könnte die Wintersportsaison so schön sein – denn die Skihänge im Südlichen Landkreis sind voller Schnee. Doch die Corona-Pandemie sorgt auch hier für Einschränkungen, die Hütten sind geschlossen und die Lifte stehen still. Trotzdem gibt es auch in der Region noch Möglichkeiten, in der Winterlandschaft aktiv zu sein. Wir haben uns bei einigen Skiclubs im südlichen Landkreis umgehört und sind dabei mitunter auf kreative Idee gestoßen.
Am Skihang „Kanapee“des Skiclubs Mühlheim läuft der Lift – zwar nur eingeschränkt und auf ganz legale Weise. Dass man sich trotz Pandemie und brachliegendem Liftbetrieb für ein breites Publikum etwas einfallen lassen wolle, hatte Dieter Freudlsperger vom Skiclub Anfang Dezember bereits angekündigt. Vom Dreikönigstag bis vorerst zum 10. Januar vermietet der Skiclub seinen Lift stundenweise an skibegeisterte Haushalte. Und ist bereits restlos ausgebucht. Dabei herrschen strenge Hygiene-Vorschriften: Mund-NasenBedeckung ist genauso Pflicht wie die Angabe der Kontaktdaten der Skifahrer. Dabei sind ausschließlich Mitglieder eines einzigen Haushaltes zugelassen.
„Die Idee mit der Lift-Vermietung hatten wir schon eine ganze Weile“, erklärt Christoph Korb, Vorsitzender des Skiclubs Mühlheim. Bis zum Start am Dreikönigstag war es für den Verein aber ein langer Weg. Mit dem Lockdown im November und dem beständig steigenden Inzidenzwert im Landkreis Tuttlingen gab es von der Stadt Mühlheim erst einmal eine Absage an das Konzept.
Als dann der erste Schneefall in den Höhenlage Hoffnung auf eine Wintersaison machte, nahm der Skiclub Kontakt mit einem Skiclub in Reutlingen auf, die ihren Lift ebenfalls vermieteten. Der Verein bezog sich dabei auf die Verordnung des Landkreises Reutlingen. Die Nutzung von Sportstätten im Freien ist dabei für einen Haushalt freigegeben. Wiederum wandte sich der Skiclub Mühlheim an die Stadt, um ihr Vorhaben zu prüfen. Als Anfang der Woche auch im Schwarzwald Skiclubs mit der gleichen Idee wie die Mühlheimer ihre Lifte vermieteten, gab es auch von der Mühlheimer Stadtverwaltung grünes Licht.
Als Christoph Korb das Angebot „Skilift mieten“am 3. Januar auf der Internetseite des Vereins freigeschaltet hatte, waren die Plätze binnen zwei Stunden ausgebucht. „Und die Leute, die sich angemeldet haben, sind nicht nur Mühlheimer. Aus Leibertingen, Tuttlingen und Hausen im Tal kommen die Leute“, sagt
Korb. 40 Euro kostet eine Stunde privater Liftbetrieb, sechs Haushalte pro Tag können das Angebot nutzen. „Am Sonntag müssen wir dann schauen, wie die Schneelage ist, ob wir das Angebot verlängern können. Am besten wäre es, es schneit noch einmal“, so Korb.
Darüber hinaus hat der Skiclub Mühlheim auch die 1,5 Kilometer lange Ettenberg-Loipe gespurt, mit dem neu angeschafften Spurgerät sogar in diesem Jahr erstmalig eine Skating-Spur. „Die wird sehr gut angenommen“, sagt Korb.
Beim Skiclub Fridingen konzentriert man sich während der Pandemie indes auf andere Dinge. „Ja, wir haben zwar auch über die Möglichkeit gesprochen, den Lift wie in Mühlheim zu vermieten, aber aufgrund des Aufwands werden wir das in diesem Jahr wohl tendenziell nicht machen“, sagt Mario Spiertz, Vorsitzender des Skiclubs Fridingen. Die Skisaison sei zudem schon vorangeschritten, und der Lift habe noch keinen TÜV bekommen. „Da ist es jetzt fraglich, ob man das jetzt überhaupt noch hinbekommt. Wir sind zudem davon ausgegangen, dass wir den Lift wegen der Pandemie in dieser Saison sowieso nicht betreiben können und dürfen“, so Spiertz. So überlässt der Skiclub den Rodlern den Skihang „Antoni“. Derweil hält der Verein die Kirchberg-Loipe gespurt und werkelt an der Skihütte. „Da machen wir aus der Not eine Tugend und renovieren unsere Skihütte“, sagt Spiertz.
Die Skiabteilung des Schwäbischen Albvereins Neuhausen hat sich ebenfalls gegen das Modell der Skikollegen aus Mühlheim entschieden und für die Rodler. Der Skihang „Lange Halde“ist bei den Schlittenfahrern gefragt. Selbst aus dem Kreis Konstanz kommen sie nach Neuhausen gefahren. „Wir öffnen den Skilift nicht für einzelne“, sagt Abteilungsleiter Markus Seeh, „denn dann müssten wir den Hang für die Skifahrer freihalten und die Rodler müssten weichen. Das gäbe ein Riesenchaos!“Der Parkplatz sei zwar gut gefüllt, aber nicht alle würden zum Schlittenfahren kommen, so Seeh. „Da sind auch viele Spaziergänger und Skilangläufer dabei, die unsere Loipen nutzen. Wir haben da schon einige Kinder, aber es ist nicht überlaufen wie etwa auf dem Feldberg im Schwarzwald“, sagt Seeh. Auf eines sind die Albvereinler in Neuhausen aber vorbereitet: „Wenn die Landesregierung uns doch noch erlauben sollte, dass wir die Lifte öffnen dürfen, dann machen wir das sofort. Wir haben ein ausgearbeitetes Hygienekonzept und den TÜV für den Lift. Wir sind zum Starten bereit“, so Seeh.
Auch der Rietheimer Skihang „Alter Garten“ist in dieser Saison den Familien zum Schlittenfahren überlassen, berichtet Kai-Uwe Vorwalder, Leiter der Skiabteilung im TSV Rietheim. Zwar seien dort häufig mehrere Familien gleichzeitig unterwegs, nach Vorwalders Einschätzung seien aber die Abstandsregeln noch immer gut einzuhalten. Die Skihütte der Skiabteilung, die erst vor ein paar Jahren eine neue Heizung erhalten hatte, darf in diesem Jahr nicht betrieben werden. „Das ist schon bedauerlich und schade“, sagt Vorwalder. Aber so sei eben im Moment die Situation.
Manuel Knittel vom Skiclub Wurmlingen erwartet ebenfalls eine ruhige Saison. „In der aktuellen Situation ist bei uns leider gar nichts möglich“, sagt er. Je nach Schneesituation hätte der Verein gerne wieder eine Schlittendorfmeisterschaft veranstaltet oder Bewirtung für die Schlittenfahrer angeboten. Das alles ist erst einmal aber undenkbar. Einen Lift oder eine eigene Loipe hat der Skiclub Wurmlingen nicht. Aber: „Beim Schlittenfahren ist schon gut was los“, hat Knittel beobachtet. Er selbst sei auch schon mit Schneeschuhen auf dem Rußberg unterwegs gewesen. „Dort war auch einiges los. Aber es verläuft sich gut“, hat Knittel beobachtet.
Beim Skiclub Emmingen ist der Wintersport in diesem Jahr auf zwei Langlaufstrecken begrenzt. Die Witthohloipe und die Emminger Loipe sind laut Abteilungsleiter Michael Störk präpariert. Bei ausreichend Schnee gibt es außerdem eine Skatingspur. „Ob die Loipe gespurt ist, kann man am besten über Facebook/ Instagram oder direkt über unsere Homepage erfahren“, informiert Störk. Er geht davon aus, dass Skikurse und Ausfahrten in der aktuellen Saison nicht mehr möglich sein werden.
Dass die Hütte aktuell nicht benutzt werden dürfe, sei mit Blick auf den regen Betrieb mit Schlittenfahrern und Spaziergängern schade. „Es schmerzt uns, hier nicht mit einem warmen Getränk oder einer Bratwurst für ein gemütliches Zusammensein sorgen zu können“, so Störk. „Dennoch sind wir in der Vorstandschaft in regem Kontakt, um bei möglichen Lockerungen schnell reagieren zu können.“
Bis dahin seien die Vereinsmitglieder digital in Kontakt, auch Workouts und Zumba gibt es Online. „Für das Jahr 2021 haben wir einiges geplant, was aber auch wieder von den weiteren Entwicklungen der Lockerungen abhängt“, so Störk.