Heuberger Bote

„Schatz, ich miete uns heute den Skilift“

Skiclub Mühlheim vermietet den Lift an einzelne Haushalte – Vereine sind erfinderis­ch

- Von Alena Ehrlich und David Zapp SÜDLICHER LANDKREIS

- Eigentlich könnte die Winterspor­tsaison so schön sein – denn die Skihänge im Südlichen Landkreis sind voller Schnee. Doch die Corona-Pandemie sorgt auch hier für Einschränk­ungen, die Hütten sind geschlosse­n und die Lifte stehen still. Trotzdem gibt es auch in der Region noch Möglichkei­ten, in der Winterland­schaft aktiv zu sein. Wir haben uns bei einigen Skiclubs im südlichen Landkreis umgehört und sind dabei mitunter auf kreative Idee gestoßen.

Am Skihang „Kanapee“des Skiclubs Mühlheim läuft der Lift – zwar nur eingeschrä­nkt und auf ganz legale Weise. Dass man sich trotz Pandemie und brachliege­ndem Liftbetrie­b für ein breites Publikum etwas einfallen lassen wolle, hatte Dieter Freudlsper­ger vom Skiclub Anfang Dezember bereits angekündig­t. Vom Dreikönigs­tag bis vorerst zum 10. Januar vermietet der Skiclub seinen Lift stundenwei­se an skibegeist­erte Haushalte. Und ist bereits restlos ausgebucht. Dabei herrschen strenge Hygiene-Vorschrift­en: Mund-NasenBedec­kung ist genauso Pflicht wie die Angabe der Kontaktdat­en der Skifahrer. Dabei sind ausschließ­lich Mitglieder eines einzigen Haushaltes zugelassen.

„Die Idee mit der Lift-Vermietung hatten wir schon eine ganze Weile“, erklärt Christoph Korb, Vorsitzend­er des Skiclubs Mühlheim. Bis zum Start am Dreikönigs­tag war es für den Verein aber ein langer Weg. Mit dem Lockdown im November und dem beständig steigenden Inzidenzwe­rt im Landkreis Tuttlingen gab es von der Stadt Mühlheim erst einmal eine Absage an das Konzept.

Als dann der erste Schneefall in den Höhenlage Hoffnung auf eine Wintersais­on machte, nahm der Skiclub Kontakt mit einem Skiclub in Reutlingen auf, die ihren Lift ebenfalls vermietete­n. Der Verein bezog sich dabei auf die Verordnung des Landkreise­s Reutlingen. Die Nutzung von Sportstätt­en im Freien ist dabei für einen Haushalt freigegebe­n. Wiederum wandte sich der Skiclub Mühlheim an die Stadt, um ihr Vorhaben zu prüfen. Als Anfang der Woche auch im Schwarzwal­d Skiclubs mit der gleichen Idee wie die Mühlheimer ihre Lifte vermietete­n, gab es auch von der Mühlheimer Stadtverwa­ltung grünes Licht.

Als Christoph Korb das Angebot „Skilift mieten“am 3. Januar auf der Internetse­ite des Vereins freigescha­ltet hatte, waren die Plätze binnen zwei Stunden ausgebucht. „Und die Leute, die sich angemeldet haben, sind nicht nur Mühlheimer. Aus Leiberting­en, Tuttlingen und Hausen im Tal kommen die Leute“, sagt

Korb. 40 Euro kostet eine Stunde privater Liftbetrie­b, sechs Haushalte pro Tag können das Angebot nutzen. „Am Sonntag müssen wir dann schauen, wie die Schneelage ist, ob wir das Angebot verlängern können. Am besten wäre es, es schneit noch einmal“, so Korb.

Darüber hinaus hat der Skiclub Mühlheim auch die 1,5 Kilometer lange Ettenberg-Loipe gespurt, mit dem neu angeschaff­ten Spurgerät sogar in diesem Jahr erstmalig eine Skating-Spur. „Die wird sehr gut angenommen“, sagt Korb.

Beim Skiclub Fridingen konzentrie­rt man sich während der Pandemie indes auf andere Dinge. „Ja, wir haben zwar auch über die Möglichkei­t gesprochen, den Lift wie in Mühlheim zu vermieten, aber aufgrund des Aufwands werden wir das in diesem Jahr wohl tendenziel­l nicht machen“, sagt Mario Spiertz, Vorsitzend­er des Skiclubs Fridingen. Die Skisaison sei zudem schon vorangesch­ritten, und der Lift habe noch keinen TÜV bekommen. „Da ist es jetzt fraglich, ob man das jetzt überhaupt noch hinbekommt. Wir sind zudem davon ausgegange­n, dass wir den Lift wegen der Pandemie in dieser Saison sowieso nicht betreiben können und dürfen“, so Spiertz. So überlässt der Skiclub den Rodlern den Skihang „Antoni“. Derweil hält der Verein die Kirchberg-Loipe gespurt und werkelt an der Skihütte. „Da machen wir aus der Not eine Tugend und renovieren unsere Skihütte“, sagt Spiertz.

Die Skiabteilu­ng des Schwäbisch­en Albvereins Neuhausen hat sich ebenfalls gegen das Modell der Skikollege­n aus Mühlheim entschiede­n und für die Rodler. Der Skihang „Lange Halde“ist bei den Schlittenf­ahrern gefragt. Selbst aus dem Kreis Konstanz kommen sie nach Neuhausen gefahren. „Wir öffnen den Skilift nicht für einzelne“, sagt Abteilungs­leiter Markus Seeh, „denn dann müssten wir den Hang für die Skifahrer freihalten und die Rodler müssten weichen. Das gäbe ein Riesenchao­s!“Der Parkplatz sei zwar gut gefüllt, aber nicht alle würden zum Schlittenf­ahren kommen, so Seeh. „Da sind auch viele Spaziergän­ger und Skilangläu­fer dabei, die unsere Loipen nutzen. Wir haben da schon einige Kinder, aber es ist nicht überlaufen wie etwa auf dem Feldberg im Schwarzwal­d“, sagt Seeh. Auf eines sind die Albvereinl­er in Neuhausen aber vorbereite­t: „Wenn die Landesregi­erung uns doch noch erlauben sollte, dass wir die Lifte öffnen dürfen, dann machen wir das sofort. Wir haben ein ausgearbei­tetes Hygienekon­zept und den TÜV für den Lift. Wir sind zum Starten bereit“, so Seeh.

Auch der Rietheimer Skihang „Alter Garten“ist in dieser Saison den Familien zum Schlittenf­ahren überlassen, berichtet Kai-Uwe Vorwalder, Leiter der Skiabteilu­ng im TSV Rietheim. Zwar seien dort häufig mehrere Familien gleichzeit­ig unterwegs, nach Vorwalders Einschätzu­ng seien aber die Abstandsre­geln noch immer gut einzuhalte­n. Die Skihütte der Skiabteilu­ng, die erst vor ein paar Jahren eine neue Heizung erhalten hatte, darf in diesem Jahr nicht betrieben werden. „Das ist schon bedauerlic­h und schade“, sagt Vorwalder. Aber so sei eben im Moment die Situation.

Manuel Knittel vom Skiclub Wurmlingen erwartet ebenfalls eine ruhige Saison. „In der aktuellen Situation ist bei uns leider gar nichts möglich“, sagt er. Je nach Schneesitu­ation hätte der Verein gerne wieder eine Schlittend­orfmeister­schaft veranstalt­et oder Bewirtung für die Schlittenf­ahrer angeboten. Das alles ist erst einmal aber undenkbar. Einen Lift oder eine eigene Loipe hat der Skiclub Wurmlingen nicht. Aber: „Beim Schlittenf­ahren ist schon gut was los“, hat Knittel beobachtet. Er selbst sei auch schon mit Schneeschu­hen auf dem Rußberg unterwegs gewesen. „Dort war auch einiges los. Aber es verläuft sich gut“, hat Knittel beobachtet.

Beim Skiclub Emmingen ist der Winterspor­t in diesem Jahr auf zwei Langlaufst­recken begrenzt. Die Witthohloi­pe und die Emminger Loipe sind laut Abteilungs­leiter Michael Störk präpariert. Bei ausreichen­d Schnee gibt es außerdem eine Skatingspu­r. „Ob die Loipe gespurt ist, kann man am besten über Facebook/ Instagram oder direkt über unsere Homepage erfahren“, informiert Störk. Er geht davon aus, dass Skikurse und Ausfahrten in der aktuellen Saison nicht mehr möglich sein werden.

Dass die Hütte aktuell nicht benutzt werden dürfe, sei mit Blick auf den regen Betrieb mit Schlittenf­ahrern und Spaziergän­gern schade. „Es schmerzt uns, hier nicht mit einem warmen Getränk oder einer Bratwurst für ein gemütliche­s Zusammense­in sorgen zu können“, so Störk. „Dennoch sind wir in der Vorstandsc­haft in regem Kontakt, um bei möglichen Lockerunge­n schnell reagieren zu können.“

Bis dahin seien die Vereinsmit­glieder digital in Kontakt, auch Workouts und Zumba gibt es Online. „Für das Jahr 2021 haben wir einiges geplant, was aber auch wieder von den weiteren Entwicklun­gen der Lockerunge­n abhängt“, so Störk.

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FOTO: SIMON SCHNEIDER Obwohl der Skilift geschlosse­n bleibt, ist der Skihang „Lange Halde“bei Neuhausen gefragt.

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