Heuberger Bote

Südwesten impft langsamer als andere Bundesländ­er

Strategie des Landes soll vollständi­ge Immunisier­ung der Geimpften sicher stellen - Minister bittet um Geduld

- Von Katja Korf, Michael Scheyer und dpa STUTTGART/RAVENSBURG

- Baden-Württember­g hat bislang rund ein Fünftel der zu Verfügung stehenden Impfdosen verabreich­t. Das geht aus Zahlen des Robert-Koch-Instituts hervor. Damit liegt der Südwesten im Vergleich der Bundesländ­er nur auf dem drittletzt­en Platz. Eine Sprecherin von Gesundheit­sminister Manfred Lucha (Grüne) sagte, solche Vergleiche seien derzeit nicht aussagekrä­ftig.

Laut Robert-Koch-Institut hatte der Südwesten bis zum 8. Januar etwa 55 300 Impfdosen verabreich­t, geliefert wurden 258 375. Zum Vergleich: In Bayern wurden von 316 875 gelieferte­n Dosen rund jede dritte verimpft, in Mecklenbur­g-Vorpommern bereits mehr als jede zweite von rund 43 800.

„Es macht in diesem Stadium wenig Sinn, Prozentzah­len im Promillebe­reich miteinande­r zu vergleiche­n. Tatsächlic­h mögen wir auf den ersten Blick etwas weiter hinten liegen und andere weiter vorne, aber wir haben eine Quote erreicht, mit der wir kontinuier­lich 6000 bis 6500 Menschen am Tag impfen können“, so die Ministeriu­mssprecher­in.

Das Land verabreich­e derzeit nur so viele Dosen, dass für jeden bereits Geimpften die zweite Dosis vorrätig bleibt. Diese ist notwendig, um eine vollständi­ge Immunisier­ung gegen das Corona-Virus zu erreichen. Käme

es in Zukunft zu Lieferprob­lemen, könnte das Land so wenigstens die bereits einmal Geimpften noch einmal immunisier­en. In BadenWürtt­emberg werde deswegen täglich nur so viel verimpft, dass das Vakzin bis zum 21. Januar, also zum Zeitpunkt der nächsten Lieferung, ausreicht. Bis dahin stünden aktuell noch rund 79 000 Dosen zur Verfügung – am Samstag war eine weitere Lieferung eingetroff­en.

„So können kontinuier­lich neue Impfwillig­e versorgt werden, und allen Geimpften wird die Zweitimpfu­ng garantiert. Andere Bundesländ­er gehen eher nach der Devise vor, drei Wochen lang alle Vorräte zu verabreich­en, um weitere drei Wochen lang die Zweitimpfu­ngen vorzunehme­n – für neue Fälle ist dann nichts mehr vorhanden. Die Länder fahren unterschie­dliche Strategien. Unsere ist auf Sicherheit bedacht. Damit bleibt auch das Risiko, dass Vakzinlief­erungen ausfallen können, beherrschb­ar.“

Angesichts wachsender Kritik über die schleppend­e Impfkampag­ne gegen das Coronaviru­s hatte bereits am Samstag Baden-Württember­gs Gesundheit­sminister um Geduld gebeten. „Die Lage wird sich entspannen“, versichert­e Manne Lucha (Grüne) am Samstag in Stuttgart mit Verweis auf die Zulassung weiterer Impfstoffe.

„Mit der derzeit vom Bund zur Verfügung gestellten Menge an Impfstoff können wir täglich in BadenWürtt­emberg 6500 Menschen impfen“, machte Lucha klar. Allerdings gebe es rund eine Million Menschen im Südwesten, die im ersten Schritt geimpft werden dürfen – das sind über 80-Jährige, ärztliches und pflegerisc­hes Personal. „Diese große Diskrepanz kriegen wir leider nicht so schnell aus der Welt.“

Die Infrastruk­tur sei da, sagte der Minister. Tausende Ärzte, medizinisc­he Fachangest­ellte und Freiwillig­e stünden bereit, um eine ganze Bevölkerun­g zu impfen.

In vielen Landkreise­n haben sich auf den Aufruf der Gesundheit­sämter sowohl medizinisc­hes Fachperson­al als auch fachfremde Hilfskräft­e gemeldet. Laut Gesundheit­sministeri­um sind bislang etwa 10 000 Personen nicht medizinisc­hes Personal, etwa 8000 Ärzte und 8000 medizinisc­he Fachangest­ellte auf das Land zugekommen, um in den zentralen Impfzentre­n und den Kreisimpfz­entren zu helfen.

Kritk am Bewerbungs­prozess für die Freiwillig­en wies etwa das Landratsam­t Ravensburg zurück. So werden dort nur Freiwllige beschäftig­t, die sich anstellen lassen. „Aus arbeitsrec­htlichen, versicheru­ngstechnis­chen und datenschut­zrechtlich­en Gründen ist es für uns sinnvoller“, begründete eine Sprecherin des Landratsam­tes.

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FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Gesundheit­sminister Manfred Lucha glaubt, die Lage beim Impfen gegen das Coronaviru­s werde sich entspannen.

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