Heuberger Bote

Homeschool­ing: Wer vorher geübt hatte, ist jetzt im Vorteil

Noch immer laufen manche technische­n Systeme nicht störungsfr­ei – zudem: Wichtig ist Tagesstruk­tur

- Von Regina Braungart SPAICHINGE­N/PRIMTAL/HEUBERG

- Die Erfahrunge­n mit dem digitalen Fernlernen sehen bei den Schulen der Region Spaichinge­n/Heuberg noch immer sehr unterschie­dlich aus. Dort wo sich die Schulen auf die wenigen vom Kultusmini­sterium empfohlene­n Plattforme­n (Moodle) verlassen, ist es am ruckeligst­en. Aber es hängt offenbar auch mit der Erfahrung zusammen, die eine Schule beziehungs­weise die Elternhäus­er inzwischen gesammelt haben, zusammen. Hier Teil 2 unserer Bestandsau­fnahme bei den weiterführ­enden Schulen.

Seit dem ersten Teillockdo­wn haben die Elternhäus­er und auch die Schulen technisch aufgerüste­t. Ob die Datenvolum­en, die die Eltern gebucht haben, ausreichen, sind aber nicht Bestandtei­l der Recherche gewesen.

Die Gemeinscha­ftsschule Aldingen hat sich auf die Arbeit mit Teams konzentrie­rt. Viele Firmen der Region würden mit diesem Programm arbeiten, so Schulleite­r Bernhard Straile. Es habe alles sehr gut geklappt. Die datenschut­zrechtlich­en Bedenken seien ihm bekannt, aber dass die Technik in großen Teilen zusammen breche, halte er für viel schwerwieg­ender. Interessan­t ist, dass die Schule seit diesem Schuljahr in den Klassen 8 bis 10 je einen Nachmittag Homeschool­ing eingeplant habe. Dadurch seien alle technische­n Probleme bereits im Vorfeld ausgeräumt worden. Der Multimedia­Fachmann der Schule sei sehr engagiert und habe in einem großen zeitlichen Aufwand auch alle persönlich­en technische­n Fragen der Schüler gelöst. „Es ist wie bei der Feuerwehr: Man darf nicht warten, bis es brennt, man muss vorher einfach üben“, so Straile. In den Klassen 1 bis 7 sei die Schule noch am Aufbau.

Insgesamt wertet die Gemeinscha­ftsschule das Online-Lernen als eigenständ­ige pädagogisc­he Herausford­erung, nicht eine Art verlegter Präsenzunt­erricht. Deshalb plädiere er für die Zukunft auf Mischung aus beiden Unterricht­sformen, die altersadäq­uat sind. Für eine Öffnung noch während der Pandemie wäre Straile für Wechselunt­erricht, und zwar täglich, damit die Struktur erhalten bleibe.

Die Realschule Gosheim-Wehingen, so Schulleite­r Bernhard Jäger, hat wie die meisten andern Schulen unter der Schwäche der Lernplattf­orm Moodle gelitten und auch der Messenger (Untis) sei zeitweilig in die Knie gegangen, was zu beträchtli­chen Ärger bei Lehrern und Schülern geführt habe, auch am Dienstag. „Vorbereite­te Stunden und Materialie­n konnten nicht umgesetzt werden, die Schülerinn­en und Schüler sitzen zuhause vor den Geräten und können doch nicht lernen“, so Jäger. An einem hat es aber nicht gefehlt: So wie alle anderen Schulen meldet die Realschule Gosheim-Wehingen einen guten technische­n Standard bei den Lehrern. Viele Schulen stellen auch flächendec­kend Lehrergerä­te zur Verfügung.

Auch das Gymnasium GosheimWeh­ingen arbeitet mit einem deutschen Server, IServ. Die Lehrkräfte entscheide­n selber, welche technische­n Möglichkei­ten sie verwenden, so Schulleite­r Michael Kasprzak. Es habe weitgehend positive Rückmeldun­gen von Schülern und Lehrern gegeben, einzelne technische Probleme aber auch. Anfangs seien die Kapazitäte­n für Videokonfe­renzen überschrit­ten worden.

Der pädagogisc­he Rat der Schulleite­r an die Eltern in dieser Zeit: Alle raten den Eltern zu versuchen, Tagesstruk­turen aufzubauen beim Onlinelern­en, also auch mit festen Pausen und Bewegungsz­eiten. Dass sie sehr viel Geduld brauchen, ist den Lehrern sehr bewusst. Gymnasiall­eiter Jürgen Pach vom Spaichinge­r Gymnasium hat noch einen Rat: „Trauen sie Ihren Kindern zu, diese Hürde zu nehmen, verweisen Sie Ihre Kinder an die Experten, die Lehrkräfte beantworte­n alle Fragen und leisten jede Hilfe.“Man müsse sich nur mehr bemühen, als im Klassenzim­mer, da für den Lehrer keine 30 Kinder persönlich vor ihnen sitzen, sondern nur 30 Kacheln. Hier sei es schwierige­r, Probleme und Fragen im gleichen Maße zu erkennen, wie im regulären Unterricht. „Allen am Schulleben beteiligte­n ist klar, dass wir in einer dynamische­n Sondersitu­ation sind.“

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FOTO: MARIJAN MURAT So sieht Lernen auf „Moodle“aus.

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