Homeschooling: Wer vorher geübt hatte, ist jetzt im Vorteil
Noch immer laufen manche technischen Systeme nicht störungsfrei – zudem: Wichtig ist Tagesstruktur
- Die Erfahrungen mit dem digitalen Fernlernen sehen bei den Schulen der Region Spaichingen/Heuberg noch immer sehr unterschiedlich aus. Dort wo sich die Schulen auf die wenigen vom Kultusministerium empfohlenen Plattformen (Moodle) verlassen, ist es am ruckeligsten. Aber es hängt offenbar auch mit der Erfahrung zusammen, die eine Schule beziehungsweise die Elternhäuser inzwischen gesammelt haben, zusammen. Hier Teil 2 unserer Bestandsaufnahme bei den weiterführenden Schulen.
Seit dem ersten Teillockdown haben die Elternhäuser und auch die Schulen technisch aufgerüstet. Ob die Datenvolumen, die die Eltern gebucht haben, ausreichen, sind aber nicht Bestandteil der Recherche gewesen.
Die Gemeinschaftsschule Aldingen hat sich auf die Arbeit mit Teams konzentriert. Viele Firmen der Region würden mit diesem Programm arbeiten, so Schulleiter Bernhard Straile. Es habe alles sehr gut geklappt. Die datenschutzrechtlichen Bedenken seien ihm bekannt, aber dass die Technik in großen Teilen zusammen breche, halte er für viel schwerwiegender. Interessant ist, dass die Schule seit diesem Schuljahr in den Klassen 8 bis 10 je einen Nachmittag Homeschooling eingeplant habe. Dadurch seien alle technischen Probleme bereits im Vorfeld ausgeräumt worden. Der MultimediaFachmann der Schule sei sehr engagiert und habe in einem großen zeitlichen Aufwand auch alle persönlichen technischen Fragen der Schüler gelöst. „Es ist wie bei der Feuerwehr: Man darf nicht warten, bis es brennt, man muss vorher einfach üben“, so Straile. In den Klassen 1 bis 7 sei die Schule noch am Aufbau.
Insgesamt wertet die Gemeinschaftsschule das Online-Lernen als eigenständige pädagogische Herausforderung, nicht eine Art verlegter Präsenzunterricht. Deshalb plädiere er für die Zukunft auf Mischung aus beiden Unterrichtsformen, die altersadäquat sind. Für eine Öffnung noch während der Pandemie wäre Straile für Wechselunterricht, und zwar täglich, damit die Struktur erhalten bleibe.
Die Realschule Gosheim-Wehingen, so Schulleiter Bernhard Jäger, hat wie die meisten andern Schulen unter der Schwäche der Lernplattform Moodle gelitten und auch der Messenger (Untis) sei zeitweilig in die Knie gegangen, was zu beträchtlichen Ärger bei Lehrern und Schülern geführt habe, auch am Dienstag. „Vorbereitete Stunden und Materialien konnten nicht umgesetzt werden, die Schülerinnen und Schüler sitzen zuhause vor den Geräten und können doch nicht lernen“, so Jäger. An einem hat es aber nicht gefehlt: So wie alle anderen Schulen meldet die Realschule Gosheim-Wehingen einen guten technischen Standard bei den Lehrern. Viele Schulen stellen auch flächendeckend Lehrergeräte zur Verfügung.
Auch das Gymnasium GosheimWehingen arbeitet mit einem deutschen Server, IServ. Die Lehrkräfte entscheiden selber, welche technischen Möglichkeiten sie verwenden, so Schulleiter Michael Kasprzak. Es habe weitgehend positive Rückmeldungen von Schülern und Lehrern gegeben, einzelne technische Probleme aber auch. Anfangs seien die Kapazitäten für Videokonferenzen überschritten worden.
Der pädagogische Rat der Schulleiter an die Eltern in dieser Zeit: Alle raten den Eltern zu versuchen, Tagesstrukturen aufzubauen beim Onlinelernen, also auch mit festen Pausen und Bewegungszeiten. Dass sie sehr viel Geduld brauchen, ist den Lehrern sehr bewusst. Gymnasialleiter Jürgen Pach vom Spaichinger Gymnasium hat noch einen Rat: „Trauen sie Ihren Kindern zu, diese Hürde zu nehmen, verweisen Sie Ihre Kinder an die Experten, die Lehrkräfte beantworten alle Fragen und leisten jede Hilfe.“Man müsse sich nur mehr bemühen, als im Klassenzimmer, da für den Lehrer keine 30 Kinder persönlich vor ihnen sitzen, sondern nur 30 Kacheln. Hier sei es schwieriger, Probleme und Fragen im gleichen Maße zu erkennen, wie im regulären Unterricht. „Allen am Schulleben beteiligten ist klar, dass wir in einer dynamischen Sondersituation sind.“