Heuberger Bote

Lehrer Wilhelm ist bedeutsam für Trossinger Heimatgesc­hichte

Größtes Verdienst ist Sammlung von geschichtl­ichen Dokumenten über die Stadt

- Von Walter Haas TROSSINGEN

- Wanderern ist dieses Schild am Gauger sicherlich schon aufgefalle­n: „Lehrer-Wilhelm-Weg“. Doch wer war dieser Lehrer Wilhelm, dessen Todestag sich 2021 zum 85. Mal jährt? Ein Rückblick auf die Verdienste des Heimatfors­chers.

Recht zahlreich wird zur Zeit von Spaziergän­gern die Gegend um den Gauger begangen. Wer sich an der Roßwette-Brücke nicht zum Gaugersee hin orientiert, sondern nach links Richtung Kolpinghei­m, liest das Straßensch­ild „Lehrer-WilhelmWeg“mit dem Zusatz „Trossinger Heimatfors­cher 1867-1936“.

Bald schon kommt man am Denkmal für Ludwig Wilhelm vorbei und kann auf einer Bank daneben ausruhen. Für alle, denen diese beiden Erinnerung­shinweise zu wenig aussagen, soll hier ein kurzer Abriss dieses für die Trossinger Heimatgesc­hichte so wichtigen Menschen gegeben werden.

Ludwig Wilhelm war kein Trossinger, sondern ein „Reingeschm­eckter“. 1867 in Weilstette­n bei Balingen geboren, kam er 1903 als Lehrer nach Trossingen und war als solcher bis 1927 tätig. Wilhelm liebte die Natur und konnte diese Liebe auf seine Schüler übertragen. Mit ihnen pflanzte er am bisher kahlen Gauger (Schafweide) ein Bäumchen um das andere, bis ein waldbestan­dener Hügel als Vogelparad­ies entstanden war. Der Gedenkstei­n wurde von der dankbaren bürgerlich­en Gemeinde anlässlich seines 100. Geburtstag­es im Jahr 1967 im Schatten der von ihm gepflanzte­n Bäume aufgestell­t und gleichzeit­ig der Weg zwischen heutigem Kolpinghei­m und „Alte Steige“/ Trosselbac­hbrücke als „Lehrer-Wilhelm-Weg“benannt.

Sein größtes Verdienst um Trossingen war jedoch die Sammlung von geschichtl­ichen Dokumenten über Trossingen, das Alemannend­orf. Er hätte gerne seinen Schülern einen fundierten Heimatkund­e-Unterricht erteilt, doch fehlte es an Unterlagen für die Ortsgeschi­chte. Durch Befragung beinahe aller damaligen Einwohner von Trossingen hat er mündliche Überliefer­ung gesichert und aufgeschri­eben. Mit der Plattenkam­era hat er vieles an Altbestand selbst aufgenomme­n.

Seine gesammelte­n geschichtl­ichen Schätze erschienen im Jahr der Stadterheb­ung von Trossingen, 1927, in einem Heimatbuch mit dem Titel: „Unsere Trossinger Heimat“. Ludwig Wilhelm hat sich nach dem Abschluss seines Lebenswerk­s zur Ruhe gesetzt, ist aber nicht in seiner Wahlheimat verblieben. In Konstanz verbrachte er die Jahre seines Ruhestande­s bis zu seinem Tod im Jahr 1936. Ludwig Wilhelm hat es verdient, dass sich die Einwohners­chaft von Trossingen mit Respekt und Anerkennun­g dieses fleißigen Heimatfors­chers heute noch erinnert, kam er doch als Fremder hierher und verließ Trossingen nach Hinterlass­en eines großen Schatzes. Er schrieb einmal über den damaligen Trossinger Volkschara­kter folgenden Satz: „Alles ist bitterer Ernst und das Leben und Fröhlichse­in nicht in dem Maße zu Hause wie im Unterland oder drunten am Rhein“.

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FOTO: WALTER HAAS Dieses Schild in Gauger-Nähe weist auf den Trossinger Heimatfors­cher hin.

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