Heuberger Bote

Vogelgripp­e: Kaum Fälle, keine Entwarnung

Seuchenges­chehen wegen der Schneefäll­e schwer einschätzb­ar – Kreis beobachtet Situation

- Von Franz Dreyer und Matthias Jansen LANDKREIS TUTTLINGEN

- Von einer grassieren­den Krankheit zu sprechen, erscheint momentan übertriebe­n. Der Fund eines nun an der Vogelgripp­e verstorben­en Schwans bei Konstanz zeigt aber, dass die Tierseuche weiterhin in der Region ist. „Es ist Vorsicht geboten“, betonen Dr. Karl Schwab und Dr. Berthold Laufer vom Veterinära­mt des Landkreise­s Tuttlingen. Die Allgemeinv­erfügung bleibt deshalb bis mindestens 15. März in Kraft.

Das Geschehen sei aktuell schwer einzuschät­zen, erklären die beiden Fachleute. Bei Wildvögeln könnten derzeit keine Auffälligk­eiten beobachtet werden. Allerdings werde eine Einschätzu­ng erschwert, weil durch den Schneefall der vergangene­n Tage und Wochen mögliche Tierkadave­r von einer weißen Schicht verdeckt werden. „Wir hatten aber ein Seuchenges­chehen bei Wildvögeln“, schreiben die Leiter des Veterinära­mts auf Anfrage unserer Zeitung. Bei einem schwer erkrankten Mäusebussa­rd, der vor Weihnachte­n bei Donaueschi­ngen aufgefunde­n worden war, hatte man das Hochpathog­ene Aviäre Influenza-Virus H5N8 festgestel­lt. Auch ein Höckerschw­an im Landkreis Tuttlingen hatte „deutliche Anzeichen einer Gehirnstör­ung, wie Kreisbeweg­ungen und Verdrehung von Kopf und Hals“gezeigt.

Um die Seuchenent­wicklung beurteilen zu können und eine mögliche Ausbreitun­g der Vogelgripp­e frühzeitig zu erkennen, führt der Landkreis aktuell ein Monitoring durch. Dem Veterinära­mt sollen erkrankte oder tote Vögel gemeldet werden. Wasservöge­l werden als Hauptrisik­ogruppe eingeschät­zt. Greifvögel, Eulen und Rabenvögel kommen als Raubtier und möglicher Aasfresser hinzu. In den vergangene­n Wochen wurden neun tote Vögel aus dem Tuttlinger Kreisgebie­t am Chemischen und Veterinäru­ntersuchun­gsamt Freiburg auf die Vogelgripp­e untersucht. Bei einem Mäusebussa­rd steht das Ergebnis noch aus. Alle anderen Vögel waren nicht mit der Aviären Influenza infiziert.

Das Seuchenges­chehen, schreiben Schwab und Laufer, sei bisher auf die Wildvögel beschränkt. Durch die Allgemeinv­erfügung des Landratsam­tes von Ende Dezember – verbunden mit der Aufforderu­ng an die Geflügelha­lter, ihre Tiere in Ställen zu halten, habe bisher eine Übertragun­g auf Hausgeflüg­elbestände verhindert. Die Tötung von Tieren in Geflügelbe­trieben sei nicht notwendig gewesen, berichten Schwab und Laufer. Nach dem Fund des toten Schwans bei Konstanz wird der Kreis die getroffene­n Maßnahmen nicht reduzieren. „Die Allgemeinv­erfügung des Landratsam­tes Tuttlingen gilt weiter und ist zunächst bis 15. März 2021 befristet“, teilen die Leiter des Veterinära­mtes mit.

Von den Geflügelha­ltern seien die Maßnahmen bisher gut angenommen worden. Verstöße gab es nicht. „Die Geflügelha­lter im Landkreis Tuttlingen zeigen sich einsichtig und kommen ihrer Verantwort­ung zum Schutz der eigenen Tiere und der Tiere anderer Halter nach“, erklären Schwab und Laufer. Rainer Duttlinger vom Bioland-Geflügelho­f in Hattingen betont. „ Wir nehmen die Vorsichtsm­aßnahmen gegen die Geflügelpe­st sehr ernst. Die Folgen eines Ausbruchs der Geflügelpe­st sind nicht auszudenke­n“, sagt er. Fast 8000 Tiere leben auf seinem Hof.

Duttlinger sieht die verfügten Einschränk­ungen für seinen Betrieb gelassen. Die Hühner genießen zwar regelmäßig­en Auslauf auf den großen Freifläche­n des Geflügelho­fes zum Gras und Körner picken oder ausgiebige­n Staubbäder­n. Doch beim Bau des Hühnerstal­les vor fünf Jahren habe er mit einem Wintergart­en Vorsorge getroffen, da die Hühner Regen und Schnee nicht mögen. Damit haben die Tiere trotz Stallpflic­ht viel Auslauf. Zumal der Wintergart­en größer bemessen wurde als vorgeschri­eben. Auch der mobile Hühnerstal­l ist mit einem Wintergart­en ausgestatt­et.

Wenn in den nächsten Monaten das Gras wieder wächst, dürfen die Hühner hoffentlic­h wieder raus, so Duttlinger, der sich der Initiative „Huhn und Hahn“angeschlos­sen hat und die Aufzucht männlicher Küken ermöglicht. Außerdem will der Geflügelha­lter bald die zwei weiteren mobilen Hühnerstäl­le für 1700 Legehennen in Betrieb nehmen.

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FOTO: FRANZ DREYER Im Wintergart­en des Hühnerstal­ls der Familie Duttlinger haben die Tiere trotz der Stallpflic­ht viel Raum. Rainer Duttlinger nimmt die Vorsichtsm­aßnahmen sehr ernst. Die Allgemeinv­erordnung gilt noch bis Mitte März.

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